Forschungsgruppe

Historische Stadt- und Raumforschung

Die Forschungsgruppe ist an der Schnittstelle von allgemeiner Zeitgeschichte sowie Stadt-, Planungs- und Architekturgeschichte angesiedelt und stellt Karten verschiedenster Form als Analyse- und Visualisierungstools in den Mittelpunkt. Derzeit werden Vorhaben aus dem Bereich der Stadt- und Urbanisierungsgeschichte fortgeführt, die unter der Forschungsschwerpunktleitung von Christoph Bernhardt begonnen wurden. Dazu zählt die integrierte Analyse gesellschafts- und planungsgeschichtlicher Vorgänge in beiden deutschen Staaten in ihren jeweiligen räumlichen Zusammenhängen sowie die Verflechtungsgeschichte im globalen Kalten Krieg.

Die zeitliche Erweiterung auf die Transformationszeit und die Einbeziehung von Digital History und partizipativen, ko-kreativen Citizen-Science-Zugängen bilden einen Überschneidungspunkt mit neuen Themen der Forschungsgruppe unter der Leitung von Kerstin Brückweh und zugleich eine Verbindung mit der Forschungsinfrastrukturgruppe „Digital History/Wissenschaftliche Sammlungen“. Neu für die Forschungsgruppe ist ein Schwerpunkt auf der Geschichte des Wohn- und Grundeigentums, wodurch der Boden als umkämpfte, knappe Ressource in den Mittelpunkt rückt. Zudem bilden unterschiedliche Wohnräume und -formen das Erkenntnisinteresse. Im Fokus steht das Einfamilienhaus in der Vorstadt, das Villenviertel im langen 20. Jahrhundert, aber auch die Erfahrungsgeschichte der Großwohnsiedlung. Dadurch werden unterschiedliche Sozialräume und ihre Wirkung auf die Ungleichheit der Gesellschaft thematisiert. Unter der Überschrift „Bestandsarbeit: care/repair und knappe Ressourcen rund ums Bauen und Wohnen in Geschichte und Gegenwart“ sind zurzeit weitere Projekte im Entstehen.

Aktuelle Projekte

Der endgültige Abzug der früheren sowjetischen Streitkräfte aus Ostdeutschland am 31. August 1994 markiert symbolisch das Ende des Kalten Krieges und bildet eine Ausnahmeerscheinung in der Geschichte bewaffneter Konflikte. Nach fast einem halben Jahrhundert der Besatzung zog eine halbe Million Angehöriger des Militärs samt ihrer Ausrüstung innerhalb von knapp vier Jahren aus Ostdeutschland gewaltfrei ab. Geblieben sind u.a. leere Kasernen, Verwaltungsbauten, Truppenübungsplätze, Flughäfen, diverse Altlasten und eine Lücke in der deutschen Erinnerungskultur. Die gesellschaftliche Relevanz und die politischen, ökonomischen, aber auch ökologischen Konsequenzen dieses friedlichen Abzuges und der Konversion der vormals militärischen Areale sollen im vorliegenden Projekt anhand von Interviews mit Zeitzeug:innen aus der Politik, der Verwaltung, der Wirtschaft und der Gesellschaft untersucht und die Ergebnisse online präsentiert werden. mehr info

In Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt erprobt das IRS einen neuen Zugang zur historischen Behördenforschung: Im Projekt „GeStat“ werden vergangenheitspolitische Vorstellungen und Konzepte ebenso wie methodische, personelle und organisatorische Entwicklungen im Statistischen Bundesamt seit den späten Achtzigerjahren untersucht und damit der Einschnitt des Volkszählungsboykotts als Ausgangspunkt genommen. mehr info

Das Projekt „Geodaten als Sozialdaten für die historische Längsschnittanalyse?“ erprobt experimentell die Nutzung von Drohnen und Deep Mapping in der Zeitgeschichte. Es untersucht anhand sich verändernder Kulturlandschaften im Berliner Umland Prozesse des sozialräumlichen Wandels. Dazu werden historische Karten und Pläne aus den Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS und anderen regionalen Archiven genutzt, um Referenzpunkte in der Vergangenheit zu schaffen. Durch Drohnen-Überflüge wird der aktuelle Zustand der Räume erfasst. mehr info

Das Forschungsprojekt untersucht die Folgen der Tätigkeiten der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft (TLG), einer Tochtergesellschaft der 1990 eingesetzten Treuhand-Anstalt, die für die Liquidierung und Veräußerung der zu DDR-Zeit zum „Volkseigentum“ zugehörigen Grundstücke und Immobilien zuständig war. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Bautypen, die in der neuen vereinten Bundesrepublik keine Verwendung mehr fanden wie Großgaststätten, Polikliniken, CENTRM-Warenhäuser und Interhotels. Diese wurden im Verlauf der 1990er umgebaut, umgenutzt, abgerissen oder stehen bis heute leer – und prägen so das Bild der Städte in Ostdeutschland. mehr info

Im Rahmen des Leitprojekts „Sozialräumliche Transformationen in Berlin-Brandenburg 1980-2000“ des Forschungsschwerpunkts III führt Liselore Durousset ein Promotionsvorhaben zum Arbeitspaket Wirtschaft durch. In ihrer Dissertation untersucht sie, inwiefern der Systemwechsel sich auf die Planung und Praxis der wirtschaftsräumlichen Entwicklung auswirkte. Zu diesem Zweck wählte sie Ludwigsfelde als Fallbeispiel. mehr info