Drittmittelprojekt

Neues Land ohne Krieg? Die Konversion militärischer Flächen in Brandenburg. Ein Interview- und virtuelles Ausstellungsprojekt

Forschungsschwerpunkt: Zeitgeschichte und Archiv

Projektleitung im IRS: Dr. Małgorzata Popiołek-Roßkamp

Verbundpartner: Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (Koordination) Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

Förderorganisation: Leibniz-Lab "Umbrüche und Transformationen"

Laufzeit: 10/2024 - 09/2025

Im Projekt werden der Abzug und die darauffolgende zivile Umnutzung der ehemals militärisch geprägten Orte in Gesprächen mit Zeitzeug:innen aus der Politik, der Konversionspraxis sowie den bürgerlichen Gruppierungen geführt. Dabei sollen nicht nur die Bewältigungsstrategien der Konversionsaufgaben, sondern auch die eigenen Erfahrungswelten der Transformationszeit erfragt werden. Die Akteur:innen der Zeit werden sowohl als Expert:innen als auch als Zeitzeug:innen zu den Orten und ihrer Tätigkeit vor dem Hintergrund ihrer Wendebiografien befragt. Die im Rahmen des Projektes aufgenommenen Interviews werden in Form einer Online-Ausstellung präsentiert. Um ein differenziertes Bild von der Bedeutung der umgewandelten Flächen für die Gesellschaft zu erhalten, wird es die Möglichkeit geben, über die Website Texte und Bilder hochzuladen sowie auch in Form telefonischer Abfragen die individuellen Erfahrungen und Wahrnehmungen der ehemals militärischen Flächen abzugeben und Vorschläge für die weitere Nutzung einzureichen.

Forschungsfragen und Projektziele
Die Relevanz des Brandenburger Umgangs mit den Konversionsorten reicht über die reine Transformationsgeschichte und ihre lokale Bedeutung hinaus. Was soll mit dem „military waste“ geschehen? Wie werden politische, marktwirtschaftliche, gesellschaftliche und sozial-ökologische Interessen bei der Umnutzung abgewogen? Wer darf über die zukünftigen Funktionen entscheiden? Wie kann ein Versöhnungsprozess, ausgehend von den materiellen Zeugnissen des Militärs, nach dem Konfliktende nachhaltig gestaltet werden und von wem? Die in Brandenburg gemachten Erfahrungen der Zeitzeug:innen zu sammeln und in den historischen Kontext einzuordnen wird ein wertvoller Beitrag zur Transformationsforschung sein. Die verschiedenen Strategien in der Bewältigung der disruptiven Folgen des Abzuges, obwohl in ihren politischen und zeitlichen Kontexten eingebettet, weisen aber auch universale Elemente und Fragestellungen auf. Sie können als wichtige Vergleichsbeispiele in anderen Regionen und Post-Konflikt-Gesellschaften dienen. Neben dem wissenschaftlichen Anspruch soll das Projekt durch die geplanten online Transferprodukte und ihren partizipativen Charakter das friedliche Erbe des gewaltfreien Abzugs der alliierten Truppen aus Deutschland in den heutigen Krisenzeiten ins Gedächtnis rufen.

Das Projekt in Kooperation mit Dr. Irmgard Zündorf vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam