Drittmittelprojekt

Where the Rich Live: Mapping Villa Neighborhoods and Cultures of Wealth in Germany's Long Twentieth Century (RichMap)

Forschungsschwerpunkt: Zeitgeschichte und Archiv

Projektleitung im IRS: Prof. Dr. Kerstin Brückweh PD Dr. Eva Maria Gajek

Verbundpartner: Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (Koordination) Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Deutsches Historisches Institut London Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Universität Sheffield Queen Mary, University of London University of Melbourne Polytechnikum Turin Leibniz-Institut für Bildungsverläufe Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des Östlichen Europa (GWZO) Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung Leibniz-Institut für Länderkunde GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Freie Universität Berlin Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg Universität Potsdam Universität Erfurt Technische Universität München Technische Universität Berlin Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte

Förderorganisation: Leibniz-Gemeinschaft

Laufzeit: 05/2025 - 04/2028

Das Villenviertel Bodenbach in Nossen (Sachsen) als Postkartenmotiv. Quelle: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen via Wikimedia Commons
Das Villenviertel Bodenbach in Nossen (Sachsen) als Postkartenmotiv. Quelle: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen via Wikimedia Commons

„Sag mir, wo du wohnst, und ich sage dir, wer du bist.“ Diese Redewendung bringt die enge Verbindung zwischen Wohnort und sozialem Status auf den Punkt. Während armutsgeprägte Viertel intensiv erforscht wurden, bleibt die Frage, wo die Reichen in Deutschland leben und warum, weitgehend unbeantwortet. Villenviertel, häufig als „gute Adressen“ bezeichnet, verkörpern Exklusivität und soziales Prestige. Doch wie entstehen solche privilegierten Räume? Wie gelingt es ihnen, diesen Status über Jahrzehnte hinweg zu bewahren? Warum verlieren manche Villenviertel ihre Bedeutung, und wie gelingt es einigen, ihren Ruf nach politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen – insbesondere in Ostdeutschland nach 1989 – wiederzuerlangen?

Das Forschungsprojekt „RichMap – Where the Rich Live“, gefördert im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs in der Förderlinie Kooperative Exzellenz und geleitet von Prof. Dr. Kerstin Brückweh und PD Dr. Eva Maria Gajek am IRS, widmet sich diesen Fragen. Es untersucht die Entstehung, Entwicklung und Wandlung von Villenvierteln in Deutschland im langen 20. Jahrhundert. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der räumlichen Verteilung von Wohlstand, sondern auch auf den kulturellen und sozialen Dynamiken, die dazu beitragen, dass bestimmte Stadtteile als exklusive Wohnadressen etabliert bleiben, ihren Status verlieren und wiedererlangen. Ein zentraler Forschungsansatz von RichMap ist deswegen die Analyse der Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlicher Wahrnehmung und ökonomischen Entwicklungen. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass Villenviertel nicht nur als materielle Räume sind, sondern auch symbolische Orte, deren gesellschaftliche Bedeutung durch öffentliche Diskurse und Narrative geprägt werden. Diese Wahrnehmungen beeinflussen jedoch nicht nur die Identität eines Viertels, sondern auch ganz konkret die Marktpreise und die ökonomische Wertschätzung der Immobilien, wodurch soziale Ungleichheit verfestigt wird.

Eine methodische Innovation des Projekts ist die Nutzung sogenannter „Thick Maps“. Diese digitalen Karten kombinieren quantitative Daten, historische Dokumente und persönliche Erzählungen. Darüber hinaus setzt das Projekt auf Citizen Science, um lokale Perspektiven zu integrieren. Die Erfahrungen und Wahrnehmungen von Anwohner:innen und Stadtbewohner:innen werden in die Analyse eingebunden, um ein differenziertes Bild der sozialen Konstruktion von Villenvierteln zu zeichnen. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF), dem Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung (MPIfG), dem Deutschen Historischen Institut London (DHI), der TU-Berlin und der Europa-Universität Viadrina durchgeführt. Es ist eingebettet in ein internationales Netzwerk von Wissenschaftler:innen von Wissenschaftler:innen aus Geschichte, Soziologie, Geografie, Informationstechnologie, Kartografie, Architektur, Denkmalpflege, Politikwissenschaften und Ethnografie.