18. Oktober | 2023

Fokusgruppen zu Gründungsgeschehen und Innovationsklima

IRS-Projekt zu ländlichen Räumen erreicht Meilenstein

Wie innovativ sind ländliche Räume, die als strukturschwach gekennzeichnet werden? Das IRS-Projekt „Stark durch Offene Innovationsregionen“, kurz SOIR, untersucht die Entstehung und Ausbreitung unternehmerischer und sozialer Innovationen, also neuer Lösungen für gesellschaftliche Problemlagen, in zwei Landkreisen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Jetzt erreichte das Projektteam einen wichtigen Meilenstein: Durch Fokusgruppen-Diskussionen erhielt es detaillierte Einblicke in das Gründungsgeschehen und das Innovationsklima in den Untersuchungsregionen.

Zwischen Juli und September 2023 stand im SOIR-Projekt des Forschungsschwerpunkts „Ökonomie und Zivilgesellschaft“ eine spannende Projektphase auf dem Programm. Das Projektteam, bestehend aus Suntje Schmidt, Ralph Richter und Jonathan Hussels, traf sich in den beiden Untersuchungsregionen Ludwigslust-Parchim (MV) und Nordfriesland (SH) jeweils mit einer Gruppe von Unternehmensgründer*innen und Vereinsgründer*innen, um mehr über das regionale Gründungsgeschehen sowie das wirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Innovationsklima zu erfahren. In der gemeinsamen Betrachtung von Unternehmen und Vereinen drückt sich das besondere Forschungsinteresse des Projekts aus: Es geht nicht ausschließlich um technologische Innovationen, die eine rein privatwirtschaftliche Verwertung erfahren, sondern auch um die Entstehung neuer Lösungen für praktische Probleme, etwa im Bereich regenerative Energie, die durch das Zusammenspiel von privatwirtschaftlichem und zivilgesellschaftlichem Engagement entstehen.

In Fokusgruppen diskutierten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen rund um das einschneidende Ereignis der Gründung sowie fördernde und hemmende Bedingungen in den Regionen. Die lebendigen Diskussionen eröffneten ungeschminkte Einblicke in das Gründungsgeschehen. Gemeinsam ist beiden Regionen, dass die Unternehmensgründer*innen oft schon auf langjährige Berufserfahrung zurückblicken. Viele haben während der Ausbildung und in früheren beruflichen Stationen Erfahrungen in anderen Regionen gesammelt. Unternehmensgründungen sind gut vorbereitet und gehen einher mit einer Entscheidung zur Sesshaftigkeit in der jeweiligen Region. Im peripheren ländlichen Raum gebe es noch nicht so viele Strukturen und Angebote. Die Gründungen sind daher auch ein Ausdruck davon, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Neben diesen Freiheiten werden aber auch Einschränkungen durch langsame bürokratische Prozesse erfahren. In Nordfriesland herrscht im Vergleich zu Ludwigslust-Parchim insgesamt eine weniger kritische, zukunftsoptimistischere Haltung vor.

Die Fokusgruppeninterviews sind ein wichtiger Baustein im Erhebungsprogramm des SOIR-Projektes. Anders als in Einzelinterviews machen sie geteilte Sichtweisen aber auch kontroverse Themen unter den Befragten sichtbar. Für die Forschenden im Projekt sind die Fokusgruppeninterviews eine Gelegenheit, sich im direkten Austausch vor Ort mit den regionalen Gegebenheiten noch vertrauter zu machen und Netzwerke für die weitere Projektarbeit aufzubauen. Die Fokusgruppen ermöglichen eine Vertiefung der in den vorangegangenen Experteninterviews und standardisierten Befragungen gesammelten Befunde. Sie sind ein weiteres Puzzlestück auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen über die Dynamik von Innovationprozessen und zur Innovationsfähigkeit peripherer Regionen.

Das Projekt „Stark durch Offene Innovationsregionen: Innovationspotenziale identifizieren - Lockins vermeiden - gesellschaftliche Innovationsfähigkeit ausbauen (SOIR)“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es läuft von September 2022 bis August 2025. Das IRS kooperiert darin mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland (Husum) und dem Landesverband Kultur- und Kreativwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V.