Christmanns kommunikations- und wissenssoziologisches Wirken ist stark geprägt durch ihre frühen Jahre als Mitarbeiterin und Doktorandin am Konstanzer Lehrstuhl des bekannten Wissenssoziologen Thomas Luckmann. An diese gemeinsame Zeit und die darauffolgenden Arbeiten erinnerten die frühen Weggefährten Hubert Knoblauch (TU Berlin), Martin Endreß (Universität Trier) und Margarethe Kusenbach (University of South Florida). Auf die Konstanzer Jahre geht der kommunikative Konstruktivismus zurück, zu dem Christmann mit ihrer Dissertation zur Ökologischen Moral in der Umweltschutzbewegung, mit ihrer Habilitation zur städtischen Identität Dresdens und später mit ihrem Konzept der kommunikativen Konstruktion von Räumen bedeutende Beiträge lieferte.
Eine weitere Facette in Christmanns Laufbahn waren internationale Projektkooperationen, allen voran das EU-Doktorandenprogramm RurAction, dessen Leiterin Christmann zwischen 2016 und 2021 war. Die ehemaligen Kooperationspartner Tadeusz Stryjakiewicz und Łukasz Rogowski von der Adam-Mickiewicz Universität Poznan/Polen würdigten unter dem sprechenden Titel „Queen of the RurAction Project“ Christmanns großen Einsatz für das Programm, aus dem zahlreiche Promotionsarbeiten an verschiedenen europäischen Universitäten und der bemerkenswerte Dokumentarfilm „Working with Communities“ hervorging. Rogowski überbrachte in diesem Zusammenhang auch ein Grußwort des Dekans der Fakultät für Soziologie der Universität Poznan.
Der zweite Teil des Nachmittags gehörte den ehemaligen Mitarbeiterinnen und Doktoranden. Sie zeigten in ihren Beiträgen auf, welche Impulse ihnen die Arbeit in Christmanns Abteilung verlieh und wie sie davon in ihrer beruflichen Laufbahn profitiert haben. Jamie Scott-Baxter (TU Berlin) erinnerte daran, wie Christmanns Interesse für die Visualisierung räumlicher Zusammenhänge den Impuls für die Gründung einer Arbeitsgruppe zu Hybrid Mapping gegeben hat. Für Kamil Bembnista (Luxembourg Institute for Socio-Economic Research) bedeutete die Arbeit in Christmanns Abteilung den Einstieg in die Border Studies und für Anika Noack (SPRINT Consult, BBSR) und Tobias Federwisch (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Dorfbewegung Brandenburg) das Entwickeln von Fähigkeiten zur Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis der Regionalentwicklung. Ralph Richter (IRS) verwies auf die Christmannschen Tugenden der Ausdauer und der akribischen interpretativen Arbeit und Thorsten Heimann (Referent bei der Kulturstaatsministerin des Bundes) auf die in der Abteilung entwickelten Arbeiten zu Klimakulturen, die für ihn ein Sprungbrett zur Politikgestaltung im Bereich ökologische Transformation und Kultur waren. Ariane Sept (Hochschule München) und Nicole Zerrer (Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin) griffen das mit Gabriela Christmann entwickelte Konzept der digitalen sozialen Innovation auf und wendeten dieses auf humorige Weise auf den fiktiven Fall einer digital-affinen Dorfkatze an. Damit ebneten sie den Weg für einen heiteren Ausklang, für den Martin Schinagl (IÖR) mit einem KI-komponierten Lied über den Werdegang von Gabriela Christmann sorgte. Es erinnerte nebenbei daran, dass es bei der wissenschaftlichen Arbeit nicht nur um Erkenntnisgewinn und gesellschaftlichen Mehrwert geht, sondern auch um Spaß am gemeinsamen Schaffen.
Gabriela Christmann zeigte sich sehr gerührt von den Beiträgen und Würdigungen. Auch wenn das Kolloquium vor allem dem Rückblick galt, so wurde auch deutlich, dass Christmann der Wissenschaft durch ihre Schriften, Kontakte und Herzensprojekte weiter erhalten bleibt.