12. März 2025 | Nachricht

Würdigung einer Schlüsselfigur

Abschiedskolloquium für Gabriela Christmann

Unter den drei Leitbegriffen „Kommunikation – Raum – Innovation“ veranstaltete das IRS am 21. Februar 2025 ein Kolloquium für Gabriela Christmann anlässlich ihrer Verabschiedung in den Ruhestand. Das Institut würdigte damit Christmanns Verdienste als Wissenschaftlerin und langjährige Leiterin der Forschungsabteilung „Kommunikations- und Wissensdynamiken im Raum“ und dankte ihr für ihren Einsatz in verschiedenen Funktionen am Institut, unter anderem als stellvertretende und als kommissarische Direktorin. Neben der Arbeit am IRS wirkte Christmann als Hochschullehrerin an der Technischen Universität Berlin und weiteren Universitäten, als Betreuerin im Graduiertenkolleg „Innovationsgesellschaft heute“, als Projektleiterin im DFG-Sonderforschungsbereich „Re-Figuration von Räumen“, als Leiterin des EU-Doktorandenprojekts RurAction und in vielen weiteren Funktionen. An dieses vielfältige Wirken erinnerten Weggefährtinnen und Projektpartner, ehemalige Mitarbeiterinnen und Schüler in Vorträgen, Präsentationen und einer Bilderkaraoke. Aus den unterschiedlichen Schlaglichtern fügte sich für die rund dreißig Gäste ein spannendes und detailreiches Bild von Gabriela Christmanns wissenschaftlicher Laufbahn.

IRS-Direktor Oliver Ibert erinnerte an Christmanns unermüdlichen Einsatz für das Institut. Sie stelle sich selbst nie in den Vordergrund, sei aber für viele Jahre ganz im Sinne des gleichnamigen IRS-Brückenprojekt-Konzeptes eine wichtige „Schlüsselfigur“ gewesen. Die ehemalige Direktorin Heiderose Kilper dankte Christmann gleichermaßen für die Unterstützung bei der Leitung des Instituts. Sie habe immer ein offenes Ohr gehabt und sei zugleich wichtig für die Anbindung des Instituts an die universitäre Forschung an der TU Berlin gewesen. Der ehemalige IRS-Vorstandskollege Christoph Bernhardt erinnerte in einem kurzen Schlaglicht an Christmanns Rolle bei der Findung eines neuen Institutsnamens. Der heutige Name „Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung“ gehe auf einen Vorschlag von Gabriela Christmann zurück.

Christmanns kommunikations- und wissenssoziologisches Wirken ist stark geprägt durch ihre frühen Jahre als Mitarbeiterin und Doktorandin am Konstanzer Lehrstuhl des bekannten Wissenssoziologen Thomas Luckmann. An diese gemeinsame Zeit und die darauffolgenden Arbeiten erinnerten die frühen Weggefährten Hubert Knoblauch (TU Berlin), Martin Endreß (Universität Trier) und Margarethe Kusenbach (University of South Florida). Auf die Konstanzer Jahre geht der kommunikative Konstruktivismus zurück, zu dem Christmann mit ihrer Dissertation zur Ökologischen Moral in der Umweltschutzbewegung, mit ihrer Habilitation zur städtischen Identität Dresdens und später mit ihrem Konzept der kommunikativen Konstruktion von Räumen bedeutende Beiträge lieferte.

Eine weitere Facette in Christmanns Laufbahn waren internationale Projektkooperationen, allen voran das EU-Doktorandenprogramm RurAction, dessen Leiterin Christmann zwischen 2016 und 2021 war. Die ehemaligen Kooperationspartner Tadeusz Stryjakiewicz und Łukasz Rogowski von der Adam-Mickiewicz Universität Poznan/Polen würdigten unter dem sprechenden Titel „Queen of the RurAction Project“ Christmanns großen Einsatz für das Programm, aus dem zahlreiche Promotionsarbeiten an verschiedenen europäischen Universitäten und der bemerkenswerte Dokumentarfilm „Working with Communities“ hervorging. Rogowski überbrachte in diesem Zusammenhang auch ein Grußwort des Dekans der Fakultät für Soziologie der Universität Poznan.

Der zweite Teil des Nachmittags gehörte den ehemaligen Mitarbeiterinnen und Doktoranden. Sie zeigten in ihren Beiträgen auf, welche Impulse ihnen die Arbeit in Christmanns Abteilung verlieh und wie sie davon in ihrer beruflichen Laufbahn profitiert haben. Jamie Scott-Baxter (TU Berlin) erinnerte daran, wie Christmanns Interesse für die Visualisierung räumlicher Zusammenhänge den Impuls für die Gründung einer Arbeitsgruppe zu Hybrid Mapping gegeben hat. Für Kamil Bembnista (Luxembourg Institute for Socio-Economic Research) bedeutete die Arbeit in Christmanns Abteilung den Einstieg in die Border Studies und für Anika Noack (SPRINT Consult, BBSR) und Tobias Federwisch (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Dorfbewegung Brandenburg) das Entwickeln von Fähigkeiten zur Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis der Regionalentwicklung. Ralph Richter (IRS) verwies auf die Christmannschen Tugenden der Ausdauer und der akribischen interpretativen Arbeit und Thorsten Heimann (Referent bei der Kulturstaatsministerin des Bundes) auf die in der Abteilung entwickelten Arbeiten zu Klimakulturen, die für ihn ein Sprungbrett zur Politikgestaltung im Bereich ökologische Transformation und Kultur waren. Ariane Sept (Hochschule München) und Nicole Zerrer (Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin) griffen das mit Gabriela Christmann entwickelte Konzept der digitalen sozialen Innovation auf und wendeten dieses auf humorige Weise auf den fiktiven Fall einer digital-affinen Dorfkatze an. Damit ebneten sie den Weg für einen heiteren Ausklang, für den Martin Schinagl (IÖR) mit einem KI-komponierten Lied über den Werdegang von Gabriela Christmann sorgte. Es erinnerte nebenbei daran, dass es bei der wissenschaftlichen Arbeit nicht nur um Erkenntnisgewinn und gesellschaftlichen Mehrwert geht, sondern auch um Spaß am gemeinsamen Schaffen.

Gabriela Christmann zeigte sich sehr gerührt von den Beiträgen und Würdigungen. Auch wenn das Kolloquium vor allem dem Rückblick galt, so wurde auch deutlich, dass Christmann der Wissenschaft durch ihre Schriften, Kontakte und Herzensprojekte weiter erhalten bleibt.

Foto: Comeback Images/stock.adobe. com

In der Forschungsgruppe werden Entstehungs-, Etablierungs- und Ausbreitungsprozesse von neuartigen Ideen, Praktiken und Projekten in ländlichen Räumen analysiert, die als soziale Innovationen bezeichnet werden. mehr Info

Veranstaltungstypen
21. Februar | 2025
Kommunikation – Raum – Innovation
Foto: Jan Zwilling

Gabriela Christmann hat sich im September 2024 in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Sie sagt dem aktiven Institutsbetrieb good bye, bleibt der Wissenschaft aber durch Herzensprojekte, Kontakte und Publikationen weiter verbunden. Wir möchten ihren Abschied zum Anlass nehmen, um mit einem Kolloquium an die gemeinsame Zeit zu erinnern, ihre wissenschaftliche Arbeit zu würdigen und für ihren Einsatz als Leiterin der Forschungsabteilung „Kommunikations- und Wissensdynamiken im Raum“ und für ihren langjährigen Einsatz am IRS – unter anderem als kommissarische Direktorin – zu danken. mehr Info