10. Dezember 2024 | Nachricht

Ksenia Litvinenko erhält Walter-Benjamin-Stipendium

Ksenia Litvinenko, assoziierte Postdoktorandin am IRS, hat am 1. Dezember 2024 ihre neue Position als Stipendiatin des Walter-Benjamin-Programms begonnen. Ihr Projekt mit dem Titel „Accommodating Extractivism: Mobile Architecture and Rotational Urbanism in Western Siberia, 1980–1992“ wird von der DFG für zwei Jahre gefördert.

Anhand von Archivrecherchen über sowjetische Planungs- und Bauunternehmen untersucht Litvinenkos Forschungsprojekt kritisch die materielle Transformation Westsibiriens zur weltweit größten Förderregion für fossile Brennstoffe während des späten sowjetischen Ölbooms. Wie wurden die Ziele in der Förderung durch den Staat mittels Stadtplanung, Architektur und Bautechnologien geformt und umgestaltet? Welche Folgen hatte dies für die lokalen indigenen Gemeinschaften und die sowjetische Gesellschaft im Allgemeinen? Um diese Fragen zu beantworten, wird Litvinenko drei räumliche Interventionen untersuchen, die für die Transformation Westsibiriens in ein rohstoffzentriertes Gebiet von zentraler Bedeutung waren: die Einrichtung eines Netzwerks von Fly-in-Fly-out-Siedlungen, das die Mobilität von Arbeitern der Ölindustrie und Geologen aus der gesamten Sowjetunion förderte; die Herstellung und Verbreitung mobiler Behausungen und die damit verbundenen „Akklimatisierungs“-Theorien für neu ankommende Siedler; und eine Reihe von Bautechnologien, die darauf abzielten, die sowjetische ressourcengesteuerte industrielle Modernisierung in dem herausfordernden Terrain Westsibiriens, das durch gefrorene Erde, Sümpfe, große Entfernungen und niedrige Temperaturen gekennzeichnet ist, skalierbar zu machen. Das Projekt wird außerdem untersuchen, wie diese Eingriffe die anhaltende Vertreibung der Khanty, Nenets und anderer indigener Gruppen in der Region begünstigten, ihre Beziehungen zur Umwelt marginalisierten und ihre materielle Kultur zur Inspiration von Vorstellungen über tragbare Architektur nutzten.

Vorläufige Untersuchungen haben unerwartete transregionale und internationale Verbindungen bei der Entwicklung der gebauten Umwelt aufgedeckt, die die Mobilität der Arbeitskräfte für das westsibirische Förderunternehmen erleichtern sollten. So wurden beispielsweise wichtige Ölsiedlungen wie Kogalymsky und Lyantorsky zusammen mit der für die Erdölförderung unerlässlichen Verkehrsinfrastruktur von Organisationen mit Sitz im sowjetischen Estland, Litauen und Lettland errichtet, deren archivarische Spuren sich heute in diesen Nachfolgestaaten wiederfinden. Darüber hinaus wurde eines der beliebtesten mobilen Wohnmodelle für sibirische Schichtarbeiter in diesen Siedlungen - der Unimo - von der Tschechoslowakei geliefert. Die Intensivierung solcher transregionalen und internationalen Kooperationen in den 1980er Jahren war der Grund für den Fokus auf einen strafferen chronologischen Rahmens innerhalb des Projekts. Obwohl die russischen Archive derzeit nicht zugänglich sind, erleichtern die bisherigen Erkenntnisse die Erforschung der ehemaligen Dynamik in Westsibirien.

Die Feldforschung für das Projekt wird im Frühjahr 2025 beginnen und in Estland, Litauen, Deutschland und Tschechien erfolgen. Während ihres Stipendiums wird Litvinenko als Mitglied der Forschungsgruppe „Geschichte der gebauten Umwelt“ unter der Leitung von Monika Motylińska mitwirken.


01. November 2023 | Nachricht
Projekt zum Umgang mit „nomadischer Architektur“ in der Sowjetunion geplant

Seit dem 1. Oktober 2023 ist die Architekturhistorikerin Ksenia Litvinenko als Fellow im Leibniz-Forschungsverbund „Wert der Vergangenheit“ am IRS tätig. Unter der Mentorschaft von Monika Motylińska entwickelt sie ein Forschungsprojekt mit dem Titel „Resourcification of Nomadic Indigenous Heritage in the Soviet Projects of Mobile Architecture“. Das Projekt wird untersuchen, wie die Sowjetunion „nomadische Architektur“ nutzte, um mobile Siedlungen für Arbeiter der Öl- und Gasindustrie in Sibirien zu konstruieren. mehr Info

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28. November 2024 | Ausgewählte Publikation

Am Beispiel des Bauens zeigt sich sehr direkt, wie Menschen mit ihrer physischen Umwelt interagieren. Die Sozial- und Geisteswissenschaften haben aber Schwierigkeiten, diese Interaktion begrifflich und konzeptionell zu fassen. Eine Gruppe von IRS-Forschenden stellte jetzt einen Ansatz vor, der Baumaterialien ins Zentrum der bau- und architekturhistorischen Forschung rückt. mehr Info