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Lastenrad-Sharing und Mikro-Depot: Neues Projekt „Stadtquartier 4.1“ zu urbanen Nachhaltigkeitslösungen folgt auf „Stadtquartier 4.0“
Der Lieferverkehr ist ein wachsendes Problem für die Nachhaltigkeit und Lebensqualität von Städten. Besonders der Versandhandel nimmt aktuell rapide zu, was zu mehr Verkehrsbelastung durch Lieferfahrzeuge führt. Rein technisch sind verschiedene Alternativen zum Status quo denkbar, doch werden sie in der Praxis auch akzeptiert und umgesetzt? Im BMBF-Projekt „Stadtquartier 4.0“ hat das IRS diese Frage am Beispiel neuer Mobilitäts- und Logistikdienste auf dem Berliner Holzmarkt-Areal untersucht. Das jetzt startende Nachfolgeprojekt „Stadtquartier 4.1“ konzentriert sich auf neue Konzepte für die Mierendorff-Insel in Berlin-Charlottenburg. Beide Gebiete sind Pionier-Quartiere für urbane Nachhaltigkeit.
Drei Jahre lang hat ein Team des IRS, finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Verbund mit mehreren Partnern das Berliner Holzmarkt-Areal beforscht. Es wollte herausfinden, inwiefern neue Logistik- und Mobilitätsdienste, die das Potenzial haben, die Belastung durch Lieferverkehr in Stadtquartieren deutlich zu verringern, bei Bewohnerinnen und Bewohnern wie auch den Beschäftigen des Kiezes Anklang finden. Konkret ging es dabei um den Einsatz einer Paketstation mit Mikrodepot, das Teilen von Fahrzeugen und Gegenständen, sowie verschiedene Formen urbaner Produktion. Erste Ergebnisse liegen vor, in Kürze wird dazu die Studie „Logistik und Mobilität in der Stadt von morgen“ veröffentlicht. Wie sich zeigt, sind besonders junge und kreative Milieus gegenüber solchen Konzepten aufgeschlossen, weniger jedoch die ärmeren Bevölkerungsschichten.
Im Mai 2020 startete nun das Nachfolgeprojekt „Stadtquartier 4.1“. Wie sein Vorgängerprojekt handelt es sich um ein Verbundvorhaben, das vom Gabriela Christmann am IRS koordiniert wird. Wie zuvor sind das Beratungsunternehmen LogisticNetwork Consultants GmbH (LNC) und das Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) am Verbund beteiligt. Neu im Konsortium ist die insel-projekt.berlin UG, die, wie zuvor die Holzmarkt Betriebs-Gesellschaft mbH (HMB), als Praxispartnerin für das zu untersuchende Stadtquartier fungiert.
Der Untersuchungsraum in Stadtquartier 4.1 ist die Mierendorff-Insel im Norden von Berlin-Charlottenburg – ein kleinteilig strukturiertes Areal, das von zwei Berliner Stadtkanälen und der Spree eingefasst wird. Wie das Holzmarkt-Areal in Berlin-Mitte ist die Mierendorff-Insel ein Modell-Kiez für urbane Nachhaltigkeit. Verschiedene Initiativen wirken hier zusammen, um im Kleinen und auf dem Weg lokaler Mitbestimmung alternative Praktiken in einem breiten Spektrum von Handlungsfeldern (u.a. Wohnen, Bildung, Verkehr) zu erproben. Unter anderem wird das Ziel verfolgt, das Areal CO2-neutral und energieautark zu machen. Im Projekt Stadtquartier 4.1 liegt der Fokus auf zwei neuen Ansätzen, die im Quartier erprobt werden: ein sogenanntes Flex-Q-Hub (eine anbieteroffene Paketstation und Mikro-Depot), ein Lastenfahrrad-Sharingsystem, ergänzt um die Errichtung einer multifunktionalen Be- und Entladezone.
Während LogisticNetwork Consultants und das Fraunhofer-Institut ihre logistische und technische Kompetenz einbringen, nimmt Projektbearbeiter Ralph Richter am IRS die gesellschaftlichen Dynamiken rund um die neuen Konzepte in den Blick: Wie wirkt sich ihre Einführung auf das Denken und Handeln der lokalen Bevölkerung aus – speziell mit Blick auf Fragen der Mobilität und Versorgung? Auf welchen Wegen der Kommunikation und Partizipation werden sie im Kiez vermittelt? Und wie hängt die Frage der Akzeptanz mit dem städtischen Umfeld zusammen? Würde das Akzeptanzniveau in einem stärker suburbanen Umfeld etwa anders ausfallen?
Der Referenzfall für eine suburbane Umgebung liegt für das IRS-Team gewissermaßen vor der Haustür: Als Untersuchungsort dient das brandenburgische Erkner, wo das IRS seinen Sitz hat.