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Zwei neue Forschungsprojekte zur Transformation von Quartieren in Städten Ost- und Mitteleuropas
In der Forschungsabteilung „Regenerierung von Städten“ sind zum 1. Juli 2018 zwei Forschungsprojekte gestartet, die institutionellen Wandel und sozialräumliche Transformation in Quartieren von ost- und mitteleuropäischen Städten untersuchen. Das von der DFG und dem polnischen Pendant Narodowe Centrum Nauki (NCN) im gemeinsamen Beethoven-Programm geförderte Projekt „Similar but Different: Neighbourhood Change in Halle (Saale) and Łódź“ thematisiert unterschiedliche Pfade der Entwicklung von Innenstadtquartieren, Großwohnsiedlungen und neuen Vorortsiedlungen in den beiden Städten nach dem Systemwechsel vor gut 25 Jahren. Das BMBF-geförderte Projekt „Estates after Transition“ fokussiert sich auf den Vergleich von sechs Großwohnsiedlungen in Deutschland, Estland und Russland.
Das Forschungsvorhaben „Estates after Transition – Großwohnsiedlungen nach der Transformation“ zielt auf die Untersuchung aktueller Stadtentwicklungsprozesse in postsozialistischen Großwohnsiedlungen. Es basiert auf vergleichenden Fallstudien von sechs Wohngebieten in Ostdeutschland, Estland und Russland; die Untersuchungen in Halle-Neustadt und Berlin-Marzahn werden vom IRS durchgeführt. Im Mittelpunkt stehen dabei Akteure, ihre Interessen und Ressourcen sowie die Entwicklungsdynamiken, die sich aus ihrem Zusammenwirken ergeben. Wissenschaftliches Hauptanliegen ist dabei, die fragmentierte und einzelfallorientierte aktuelle Forschung zu Großwohnsiedlungen in mittel- und osteuropäischen Ländern zu überwinden. Forschungsleitende Ziele sind die Analyse der unterschiedlichen Herausforderungen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung postsozialistischer Großwohnsiedlungen, die Analyse lokaler und regionaler Governance-Konstellationen mit Bezug auf diese Herausforderungen, die Weiterentwicklung stadtsoziologischer und humangeographischer Konzepte unter Inanspruchnahme der erhobenen empirischen Daten und Analysen sowie das interkulturelle Lernen und die Entwicklung von Politikempfehlungen.
Das in Kooperation mit der Universität Łódź eingeworbene Projekt „Similar but Different: Neighbourhood Change in Halle (Saale) and Łódź“ thematisiert unterschiedliche Pfade der Entwicklung von unterschiedlichen Quartieren in beiden Städten nach dem Systemwechsel vor gut 25 Jahren. Die Wissenschaftler/-innen gehen dabei von der Annahme aus, dass in beiden Städten trotz vergleichbar scheinender Voraussetzungen keine Konvergenz der Entwicklung von Innenstadtquartieren, Großwohnsiedlungen und neuen Vorortsiedlungen eintrat, sondern unterschiedliche institutionelle Formationen zu abweichenden Logiken, Dynamiken und Mustern in der Quartiersentwicklung führten. Sie analysieren zu diesem Zweck Suburbanisierungs- und Gentrifizierungsprozesse sowie Entwicklungen von Großwohnsiedlungen. Diese sozialräumlichen Veränderungen in den Quartieren werden in Relation zum Wandel von Eigentumsverhältnissen, Förderprogrammen und Planungspolitiken in beiden Städten untersucht.
Beide Projekte adressieren die große Bedeutung dieser Wandlungs- und Transformationsprozesse für postsozialistische Städte und Quartiere in Ost- und Mitteleuropa und schließen zugleich eine nennenswerte Forschungslücke zu diesem Thema. Seit gut zehn Jahren habe es keine systematische, vergleichende Forschung zu den Entwicklungspfaden dieser Quartiere gegeben, so der Leiter beider Projekte, Dr. Matthias Bernt. Das SimDiff-Projekt werde diese Lücke vor allem durch Grundlagenforschung füllen, während „EAT“ auch Transferkomponenten in Richtung Politik und Verwaltung beziehungsweise im Sinne einer internationalen Vernetzung und des fachlichen Austauschs enthält. Im Ergebnis erwartet Bernt sowohl neue Erkenntnisse über das Zusammenspiel von institutionellen Kontexten und sozio-räumlichen Differenzierungsprozessen als auch über post-sozialistische Stadtentwicklung in Mittel- und Osteuropa. Die Projekte haben eine Laufzeit von drei Jahren und werden im Juni 2021 abgeschlossen.