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Update: Die Konferenz wird auf 2021 verschoben!
Die große Kraft des Kollektivs! Kollaboratives Arbeiten in der Architektur vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Das Schaffen von Architektur – vom ersten ideenhaften Skizzenstrich bis zum gebauten Raum – ist immer ein Ergebnis des gemeinschaftlichen Arbeitens einer Gruppe von Expert*innen. Dieser Gedanke entspricht durchaus einem sozialistischen Grundverständnis: So wurde insbesondere in der Architektur der DDR dem gemeinschaftlichen Arbeiten eine „große Kraft“ zum Erreichen höchster Qualitäten zugesprochen, wie es der „politische Architekt“ Benny Heumann 1961 formulierte. Doch auch unabhängig von den jeweils vorherrschenden politischen Ideologien arbeiten Architekt*innen nicht isoliert voneinander. Alle Planungsphasen und Tätigkeitsbereiche der Fachplaner*innen sind als Prozess eng miteinander verzahnt und voneinander abhängig. Dabei wurde die Kollaboration von Planer*innen in unterschiedlichen zeitlichen und gesellschaftlichen Kontexten immer auch verschiedentlich adressiert – sei es im Bilden von Kollektiven, Teams oder Gemeinschaften. Im Widerspruch zu dieser Notwendigkeit des gemeinschaftlichen Arbeitens im Planungsprozess steht die Darstellung des Baumeisters als singuläres Universalgenie, wie es das Berufsbild des Architekten seit der Renaissance suggeriert. Dieses Spannungsfeld zwischen kollektiver Zusammenarbeit im Planungskontext und dem Anspruch nach einem entwerfenden Architekten, dem ein Werk eindeutig zugeordnet werden kann, nehmen wir zum Anlass, auf einer Tagung Organisationsformen, Praktiken und Darstellungen des kollektiven Arbeitens von Architekt*innen im 20. Jahrhundert zu untersuchen. Dabei sollen die folgenden Fragestellungen im Vordergrund stehen, das Thema kann aber um weitere Aspekte ergänzt werden: Wie genau arbeiten Architekt*innen miteinander und mit anderen Akteur*innen bei Planungen zusammen? Welche Methoden des gemeinschaftlichen Arbeitens haben sich architekturspezifisch entwickelt und in welchem Verhältnis stehen dazu die Erwartungshaltungen an das Berufsbild der Architekt*innen? Wie äußert sich diese besondere Art des Arbeitens in ihrer historischen Darstellung? Inwiefern prägen gesellschaftliche Vorstellungen, Utopien und Ideale die Zusammenarbeit von Architekt*innen? Veränderten daneben technische Innovationen das gemeinschaftliche Arbeiten? Und welche Muster und Beispiele historischen kollektiven Arbeitens spielen für heutige internationale Formen gemeinsamen Architekturschaffens als Bezugspunkt noch eine Rolle?
Die Tagung findet im Rahmen des von der DFG geförderten Forschungsprojektes „Architektur- und Planungskollektive der DDR. Institutionelle Strukturen und kreative Prozesse in der sozialistischen Architekturproduktion“ statt und soll die dort untersuchten Formen, Einflüsse und Entwicklung des kollektiven Arbeitens der Architekt*innen der DDR perspektivisch um vielfältige, auch auf die Gegenwart bezogene Zugänge und auf internationaler Ebene erweitern.