Drittmittelprojekt

Urban Authenticity: Creating, Contesting, and Visualising the Built Heritage in European Cities Since the 1970s (UrbAuth)

Forschungsschwerpunkt: Zeitgeschichte und Archiv

Projektleitung im IRS: Prof. Dr. Christoph Bernhardt

Projektteam: Dr. Daniel Michael Hadwiger Dr. Andreas Butter

Verbundpartner: Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (Koordination) Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam Institut für Zeitgeschichte München-Berlin Herder-Institut für Historische Ostmitteleuropaforschung - Institut der Leibniz-Gemeinschaft Museumsverband des Landes Brandenburg

Förderorganisation: Leibniz-Gemeinschaft

Laufzeit: 06/2020 - 05/2024

Berliner-Schloss-2016
Berliner-Schloss-2016

Das Forschungsprojekt „Städtische Authentizität“ untersucht, wie seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute in europäischen Stadtgesellschaften über öffentliche Debatten, mediale Präsentationen und städtebauliche Praktiken bestimmte Teile des Bauerbes in Wert gesetzt und „authentisiert“ wurden. „Authentizität“ als scheinbar „echte“, „reine“ und „wahre“ Eigenschaft von Personen, Objekten und Praktiken ist in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigen öffentlichen Diskurs geworden. Die Frage nach Authentizität löst zahlreiche Debatten über den Umgang mit dem kulturellen Erbe und kulturellem Wandel aus und wurde zu einem zentralen Forschungsfeld in den Geisteswissenschaften. Von den Theater- und Museumswissenschaft über die Denkmalpflege bis hin zu den Geschichtswissenschaften streiten Forschende darüber, auf welche Weise Authentizität den kulturellen Wandel in modernen Gesellschaften sichtbar macht und auslöst.

Beim Wiederaufbau von Gebäuden und Stadtvierteln entzündeten sich in vielen europäischen Stadtgesellschaften politische Konflikte: von Dresden über Berlin und Potsdam bis nach Frankfurt am Main, sowie in europäischen Städten wie Mostar,Riga, Sarajevo und Vilnius. Zivilgesellschaftliche Gruppen, Stadträte und Expert*innen diskutierten intensiv über Projekte zur Rekonstruktion historischer Gebäude und Stadtviertel. Dieses Forschungsprojekt ist das erste, das systematisch die Muster solcher Diskurse in einer transnationalen historiographischen Perspektive analysiert. Im Zentrum der Untersuchung stehen öffentliche Debatten und Praktiken von Bürgerinitiativen, Stadtverwaltungen und weiteren Akteuren im Spannungsfeld von Baupolitik, Tourismus und Migration seit den 1970er-Jahren. Die Debatten um ein „authentisches“ Bauerbe werden anhand von vier Fallbeispielen in Städten der Bundesrepublik, der DDR, Polens und Frankreichs untersucht: Nürnberg, Potsdam, Szczecin und Marseille.

Bildquellen wird im Projekt als Frage nach der Bedeutung des visuellen Gedächtnisses für die Authentisierung des Bauerbes ein besonderes Interesse entgegengebracht. Verschiedene Authentisierungsprozesse wurden daher anhand von 54 Steckbriefen mit zahlreichen Bildquellen zu Orten in Berlin-Brandenburg und Europa auf einer eigenen Webseite vorgestellt: urban-authenticity.eu

Teilprojekt des IRS: „Debatten um Authentizität imKontext städtischer Entwicklung und Migration in Marseille“ (Dr. DanielHadwiger)

Die Studie analysiert, wie im Zuge der Transformation Marseilles und seiner innerstädtischen Quartiere seit 1945 einzelne Gebäude und Gebiete diskursiv ab- und andere aufgewertet sowie medial „authentisiert“ wurden, bis hin zum Denkmalschutz. Dabei werden die konflikthaften Prozesses von sozialer und diskursiver Inklusion und Exklusion im Spannungsfeld von wirtschaftlichem Wandel, Migration, Tourismus, städtischen und nationalen Identitätsdiskursen analysiert, in denen Quartiere auf- bzw. abgewertet wurden. Authentisierungsprozesse im Umgang mit der historischen Altstadt von Marseille wurden im Aufsatz „Die Entdeckung der Altstadt“ in der Zeitschrift Francia 50 (2023) veröffentlicht.

Weitere Teilprojekte:
Teilprojekt A: „Luft und Licht“ gegen „Bewahrt dieAltstadt“: zivilgesellschaftliche Konflikte um visuelle Symbole in Potsdam(Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Prof. Dr. MartinSabrow, Dr. Achim Saupe, Dr. Anja Tack).

Teilprojekt B: „Altstadtfreunde“ und Städteplanungin Nürnberg (Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, Prof. Dr. Elke Seefried, Julia Ziegler)

Teilprojekt C: Kommodifizierung von Authentizitätin Szczecin (Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung –Institut der Leibniz-Gemeinschaft, PD Dr. Christian Lotz, Tabitha Redepenning)

Querschnittsprojekt E: Bildquellen und visuelles Gedächtnis zum Bauerbe Berlin-Brandenburgs (Museumsverband des LandesBrandenburg e.V.).

Authentisierungsprozesse an Orten in Brandenburg werden aufeiner eigenen Webseite des Museumsverbandes Brandenburg präsentiert: themator.museum-digital.de/ausgabe/showthema.php

Foto: Kresspahl/Eigenes Werk/CC BY-SA 4.0/commons.wikimedia.org

Aktuelles
16. Mai | 2024
DDR-Bauten zwischen Auf- und Abwertung

Welche historischen Gebäude als erhaltenswert gelten und welche zum Abriss freigegeben werden, ändert sich mit der Zeit und mit sich wandelnden Wertvorstellungen. Im Zentrum steht die Frage, welche Stile und Bauepochen als besonders „authentisch" gelten. Das Projekt „Urban Authenticity" hat untersucht, wie Authentifizierungsprozesse ablaufen, und hat 50 Beispiele, überwiegend aus der DDR, mit Bildern und Texten online dokumentiert. mehr Info