Transformation von Prozessen und Infrastrukturen zur Gestaltung von nachhaltigen, integrierten Logistiksystemen im Berliner Holzmarkt Areal (Stadtquartier 4.0)
Forschungsschwerpunkt: Ökonomie und Zivilgesellschaft
Forschungsthemen: Neue soziale Praktiken Neue Unsicherheiten und Resilienzbildungen
Projektleitung im IRS: Prof. Dr. Gabriela Christmann
Projektteam: Dr. Ralph Richter
Verbundpartner: LNC LogisticNetwork Consultants GmbH (Koordination) Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung Holzmarkt Betriebs-Gesellschaft mbH (HMB) Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik
Förderorganisation: Bundesministerium für Bildung und Forschung<br/>
Laufzeit: 02/2017 - 04/2020
Stadtquartiere sehen sich immer stärker einem Wandlungsdruck ausgesetzt, der durch Entwicklungen von Warenproduktion, -konsumption und -transport erzeugt wird. Die Bestellung und Lieferung von Waren hat enorm zugenommen und umfasst neben klassischen Waren des mittel- und langfristigen Bedarfs auch immer stärker die Versorgung mit Lebensmitteln. Die dadurch entstehenden kleinteiligen Sendungsstrukturen, aber auch das Mengenwachstums des Sendungsvolumens stellen eine Herausforderung für die Städte dar. Auf der einen Seite entstehen Umweltbelastungen durch Schadstoffausstoß der Lieferfahrzeuge, zum anderen hemmen diese den Verkehrsfluss und erzeugen Gefahrensituationen.
Das BMBF-Forschungsprojekt „Stadtquartier 4.0“ hatte zum Ziel, Auswege und Lösungsmöglichkeiten für Städte und Stadtquartiere aufzuzeigen und zu erproben. Dafür bündelten die Projektpartner (neben dem IRS waren das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik, die LogisticNetwork Consultants GmbH sowie die Holzmarkt 25 eG beteiligt) Expertise aus zwei Bereichen, der Logistik und Mobilität sowie dem Urban Farming. Das Ziel war eine nachhaltige Entlastung von Stadtquartieren etwa durch lokale Produktion, den Einsatz von Lastenfahrrädern, die Nutzung von Tagesrandzeiten oder durch Sharing-Systeme für Lieferfahrzeuge. Auf diese Weise sollte eine vernetzte, zukunftsfähige und nachhaltige Logistik konzipiert werden, die auf dem Holzmarkt Areal in Berlin getestet wird.
Eine wesentliche Komponente eines solchen Konzeptes war die Implementation mit den beteiligten Akteuren und damit die Beförderung sozialer Prozesse nachhaltiger urbaner Transformationen. Das IRS war als Projektpartner sowohl an der Gestaltung und Implementation von „Stadtquartier 4.0“ beteiligt, als auch an der wissenschaftlichen Analyse der ablaufenden Prozesse. Dabei kamen Vorarbeiten aus Projekten zu Krisen und Resilienzbildungen, zu sozialen Innovationen und zur kommunikativen Transformation von Räumen zum Tragen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IRS haben daher die Rolle von Schlüsselakteuren und Nutzern im Hinblick auf ihre strategischen Praktiken, ihre Akzeptanz sowie auf Aspekte der Partizipation beleuchtet. Darüber hinaus nahm das IRS die Übertragung der entwickelten Modellvorhaben auf andere Städte in den Blick und fragte im Rahmen einer Experteneinschätzung, unter welchen infrastrukturellen, logistischen, planerischen, kommunikativen und partizipativen Bedingungen sich Ideen wie das Logistikmanagement, lokale Warenkreisläufe oder ein Nutzfahrzeug-sharing räumlich ausbreiten können. Nicht zuletzt umfasste das Arbeitspaket des IRS die Koordination des Projekts und den Transfer von Forschungergebnissen in die scientific community und in Politik und Gesellschaft.
Ein besonderes Element des Projekts war die Verzahnung mit dem grundlagenorientierten Leitprojekt „Innovationen in Landgemeinden“, im Rahmen dessen Akteure und Prozesse kreative Gemeindeentwicklung untersucht wurden. Durch den systematischen Vergleich der Partizipationskomponenten in den sechs ländlichen Fallgemeinden und dem Stadtquartier wurde ein besseres Verständnis darüber möglich, welche Rolle Partizipationen für soziale Innovationsprozesse im Kontext räumlicher Transformationen spielen, welche Potenziale sie für die Umsetzung und Unterstützung der jeweiligen Projekte bieten und inwieweit sie fördernde oder hemmende Faktoren für die nachhaltige Transformation von Räumen sind.
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