Drittmittelprojekt

Socio-spatial Transformations in German-Polish „Interstices“. Practices of Debordering and Rebordering (De-Re-Bord)

Forschungsschwerpunkt: Ökonomie und Zivilgesellschaft

Projektleitung im IRS: Prof. Dr. Gabriela Christmann

Projektteam: Kamil Bembnista Dr. Vivien Sommer

Verbundpartner: Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (Koordination) Adam-Mickiewicz-Universität

Förderorganisation: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Laufzeit: 05/2018 - 12/2020

© Sergei Gussev
© Sergei Gussev

Im Projekt untersuchten Wissenschaftler/-innen der IRS-Forschungsabteilung „Kommunikations- und Wissensdynamiken im Raum“ und der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań sozio-räumliche Transformationsprozesse beiderseits der deutsch-polnischen Grenze nach deren Öffnung im Jahr 2007 bis 2019. Das Forschungsinteresse richtete sich auf die Frage, wie Entgrenzungen, neue Grenzziehungen und ggf. die Konstruktion von ‚Zwischenräumen‘ systematisiert werden können. Obwohl es zahlreiche Forschungsarbeiten gibt, die sich mit Grenzregionen befassen, wissen wir nur wenig darüber, wie sich dort sozial-räumliche Transformationen vollziehen. Die Studien haben außerdem kaum etwas zur Raumtheorie beigetragen. Das Projekt adressiert diese Forschungslücke. Ziel war es, sozial-räumliche Transformationsprozesse in deutsch-polnischen Grenzregionen von der Öffnung der Grenze im Jahr 2007 an bis 2019 zu untersuchen.

Wir gehen davon aus, dass Grenzüberschreitungen aufgrund von Prozessen der physischen Entgrenzung alltäglich geworden sind, während auf beiden Seiten der Grenze unterschiedliche Kulturräume fortbestehen. Ferner gehen wir davon aus, dass der Abbau einer nationalen Grenze auf der Makroebene Praktiken neuer Grenzziehungen auf der Mikroebene mit sich bringen können (z.B. durch die Errichtung von Zäunen). Die empirische Frage lautete entsprechend: Welche sozial-räumlichen Transformationsprozesse lassen sich beobachten und wie können Entgrenzungen, neue Grenzziehungen und ggf. die Konstruktion von ‚Zwischenräumen‘ systematisiert werden?

Antworten auf diese Fragen wurden durch die fokussierte Untersuchung von lokalen Diskursen, von raumbezogenem Wissen und von Praktiken sowohl von Bewohnern als auch von lokalen Akteuren erarbeitet. Was die Praktiken angeht, und dies ist ein innovativer Aspekt für Grenzraumforschungen, wurden Mobilitätsmuster wie auch materielle Formen von Entgrenzungen und neuen Grenzziehungen erforscht. Für eine detaillierte Analyse dieser Prozesse wurden Aspekte der Mobilität und Materialität durch visuelle Methoden (Video-Walkings, hybride Karten und soziologische Filme) sichtbar gemacht. Das theoretische Interesse galt im Projekt der Frage, wie die empirischen Erkenntnisse zu sozial-räumlichen Transformationsprozessen in Grenzregionen konzeptualisiert werden können, wobei der kommunikative Konstruktivismus mit seinen Implikationen für die Raumtheorie, die Akteur-Netzwerk-Theorie und konzeptionelle Ansätze zu Mobilität fruchtbar gemacht worden. Eine zentrale Frage war es auch, wie die raum-zeitlichen Prozesse der Transformationen beschrieben werden können. Vor diesem Hintergrund wurde die Theoriearbeit zu Grenzräumen vorangebracht. Foto: © Sergei Gussev/flickr.com

Aktuelles
02. September | 2019

Sie wohnen in der deutsch-polnischen Grenzregion und haben Ihren Wohnsitz in Deutschland? Das IRS untersucht in einem aktuellen Forschungsprojekt, wie sich die Grenzregion seit 2007 entwickelt hat und wie sie von ihren Bewohnerinnen und Bewohnern erlebt wird. Sie können zu dieser Forschung beitragen. Uns interessiert, wie Sie die Grenze in Ihrem Alltag erleben und erfahren. mehr Info

Publikationen

Sommer, V., & Baxter, J. S. (2022). Hybrid Mapping für die Analyse von Wissen und Praktiken in deutsch-polnischen Grenzräumen. in C. Lohmeier, & T. Wiedemann (Hrsg.), Datenvielfalt in Kommunikationswissenschaftlichen Forschungskontexten: Potentiale und Herausforderungen (S. 205-225). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36645-2_10
Bembnista, K., Sommer, V., & Stoustrup, S. W. (2022). Lost in Space: Introducing the Spatial Dispositif in Space-Sensitive Discourse Research. Zeitschrift für Diskursforschung, 9(2), 291-309. https://doi.org/10.3262/ZFD2102291
Frąckowiak, M., Rogowski, Ł., & Sommer, V. (2023). Hopes and Challenges of Creating and Using a Smartphone Application: Working on and Working with a Digital Mobile Tool in Qualitative Sociospatial Research. Qualitative Research, 23(5), 1378-1397. https://doi.org/10.1177/14687941221098923
Sommer, V. (2021). Multimodal Analysis in Qualitative Research: Extending Grounded Theory Through the Lens of Social Semiotics. Qualitative Inquiry, 27(8-9), 1102-1113. https://doi.org/10.1177/1077800420978746
Baxter, J. S., Marguin, S., Mélix, S., Schinagl, M., Singh, A., & Sommer, V. (2021). Hybrid Mapping Methodology: A Manifesto. (Working Paper SFB 1265; Nr. 9). Universitätsverlag der Technischen Universität Berlin. https://doi.org/10.14279/depositonce-12060
Sommer, V., & Bembnista, K. (2021). Multimodale Diskursanalyse. in A. J. Heinrich, S. Marguin, A. Million, & J. Stollmann (Hrsg.), Handbuch qualitative und visuelle Methoden der Raumforschung (S. 427-443). (UTB; Nr. 5582). Transcript.
Bembnista, K. (2024). Un/Certain Borderlands: Multimodal Discourses of Border Renaissance in Polish and German Media. Borders in Globalization Review, 5(1), 125–138. https://doi.org/10.18357/bigr51202421523