Globale Plattform-Arbeit – relationale Aushandlungen in einer translokalen Assemblage
Forschungsschwerpunkt: Ökonomie und Zivilgesellschaft
Forschungsthemen: Geteiltes Wissen - lokal und über Distanz Innovationsprozesse in raum-zeitlicher Perspektive Neue soziale Praktiken
Projektleitung im IRS: Dr. Anna Oechslen
Laufzeit: 08/2018 - 03/2023
In ihrem Dissertationsprojekt untersucht Anna Oechslen, wie Grafikdesigner*innen in Indien ihren Arbeitsalltag über sogenannte Crowdwork-Plattformen organisieren. Im Zuge der Vermittlung von Arbeitsbeziehungen über Online-Plattformen entsteht ein „planetary labour market“ (etwa: „planetarer Arbeitsmarkt", Graham 2018), der es Designer*innen ermöglicht, mit Auftraggebenden auf der ganzen Welt in Verbindung zu treten. Diese Entwicklung birgt das Potenzial, den Zugang zu Arbeitsplätzen zu demokratisieren und mit Expert*innen auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, um Produkte und Dienstleistungen zu verbessern.
Arbeitsprozesse können mit geringem Aufwand global organisiert werden, so dass es theoretisch möglich ist, mit einem Internetzugang von jedem Ort der Welt aus daran teilzuhaben. Gleichzeitig ist die Realität von Crowdwork oft von prekären Arbeitsbedingungen geprägt und Diskriminierung, etwa aufgrund von Ethnizität oder Geschlecht, spielen weiterhin eine Rolle. In einem hochdynamischen, volatilen und kontingenten Kontext leisten Plattformarbeiter*innen viel unsichtbare Arbeit, um Verbindungen herzustellen und aufrechtzuerhalten. So entsteht eine Spannung zwischen dem Anschein, die Zwänge der „alten“ Arbeitswelt hinter sich zu lassen, und dem Fortbestehen oder gar der Verfestigung ungleicher Strukturen.
Um diese Spannung einzubeziehen, wird das Forschungsfeld als eine globale Assemblage (Ong/Collier 2005) konstruiert, die durch Praktiken der Herstellung und Aufrechterhaltung von Beziehungen produziert wird. Die Analyse basiert auf Material, das durch eine Kombination von Online-Beobachtungen, Face-to-Face- und Online-Interviews sowie digitalen Fototagebüchern der Forschungsteilnehmer*innen gesammelt wurde.
Die Dissertation ist an das Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Hamburg angebunden und wird von Prof. Dr. Gertraud Koch (Universität Hamburg) und Prof. Dr. Oliver Ibert (IRS; BTU Cottbus) betreut.
Fotocollage: Jacob Lund/stock.adobe.com und TAW4/stock.adobe.com