Geschichte und Rezeption der Bauakademie der DDR. Institutionengeschichte und Interviewprojekt
Forschungsschwerpunkt: Zeitgeschichte und Archiv
Projektleitung im IRS: Dr. Harald Engler Dr. Kai Drewes
Projektteam: Ana Clementina Irimină
Verbundpartner: Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (Koordination) Bundesstiftung Bauakademie
Förderorganisation: Bundesstiftung Bauakademie
Laufzeit: 11/2024 - 03/2025
Die Bauakademie der DDR, gegründet am 25. Januar 1951, bildete über vier Jahrzehnte hinweg das Herzstück des ostdeutschen Bauwesens. Als zentrale Institution vereinte sie die wichtigsten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der DDR im Bereich Architektur, Städtebau und Bauwirtschaft. Ihr Ziel war es, den Wiederaufbau und die bauliche Neugestaltung der DDR gemäß den ideologischen und politischen Leitlinien des Staates zu fördern und die fachlichen Grundlagen für das Bauwesen zu schaffen.
Die Bauakademie entfaltete insofern eine dreifache grundlegende Wirksamkeit und Bedeutung: Sie betrieb Grundlagenforschung für das Bauwesen der DDR, agierte im staatlichen Auftrag als Aufsichts- und Steuerungsbehörde (v.a. bei Neubaugebieten oder städtebaulichen Wettbewerben) und war gleichzeitig eine exklusive fachliche Gelehrtengesellschaft mit Promotionsrecht. Nach ihrer Auflösung 1991 wurde sie zu einem Symbol für die Wissenschafts- und Forschungsgeschichte der DDR, wurde allerdings bis heute kaum gründlich wissenschaftlich analysiert. Mit diesem Projekt soll sie erneut in den Fokus der geschichtswissenschaftlichen Institutionen- und Transformationsforschung rücken.
Das Forschungsprojekt „Geschichte und Rezeption der Bauakademie der DDR“ hat zum Ziel, die Rolle und Bedeutung dieser Institution im Zusammenhang mit der Bau- und Stadtentwicklung der DDR sowie ihrer Nachgeschichte in der Transformationszeit der 90er-Jahre zu analysieren. Über eine enge Fokussierung auf die DDR hinausgehend, wird das Zusammenspiel der Zeiträume vor, während und nach 1989 betrachtet. Damit soll ein umfassendes Bild von der Bauakademie, ihrem Wirken und ihren Akteuren entstehen, das die Bedeutung dieser Institution und ihrer Forschung für das Bauwesen in Ostdeutschland beleuchtet.
Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung Bauakademie sowie dem Forschungsschwerpunkt „Zeitgeschichte und Archiv“ des IRS Erkner. Geplant sind in diesem Projekt vornehmlich Zeitzeug*innen-Interviews mit ehemaligen Mitarbeitenden der Bauakademie, die neben dem dominanten Institut für Städtebau und Architektur (ISA) ausdrücklich die gesamte Bandbreite der insgesamt 14 unterschiedlichen Institute sowie der zentralen Arbeitsbereiche der Bauakademie abdecken sollen. So entsteht eine facettenreiche Sammlung von Stimmen und Perspektiven, die zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und zur historischen Verankerung des Wissens und der Erfahrungen dieser Akteure beiträgt. Die Interviews werden auf den Websites der beiden das Projekt tragenden Einrichtungen in Auszügen für die Öffentlichkeit und in voller Länge im Archiv der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS für die Forschung zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus wird der bisherige Forschungsstand sowie die Archivlage zur Geschichte der Bauakademie (v.a. Bundesarchiv und Wissenschaftliche Sammlungen des IRS) dokumentiert.
Die Interviews und Dokumente, die im Rahmen dieses Projekts gewonnen werden, sichern das Wissen der ehemals an der Bauakademie tätigen Personen und machen es für die Nachwelt zugänglich. Mit diesem Anschubprojekt, aus dem ein größeres Forschungsvorhaben zur Bauakademie sowie zum Institutionensystem des DDR-Bauwesens hervorgehen soll, wird die Geschichte der Bauakademie der DDR aus der Perspektive ihrer Akteure beleuchtet, archiviert und für die wissenschaftliche wie öffentliche Rezeption bereitgestellt – ein Beitrag zur Dokumentation und Aufarbeitung der baulichen und wissenschaftlichen Entwicklung Ostdeutschlands im 20. Jahrhundert.