19. Mai 2025 | Nachricht

Wie Privateigentum herausgefordert wird

Neues Projekt im DFG-Sonderforschungsbereich „Strukturwandel des Eigentums“

Das Verhältnis zum Privateigentum verändert sich seit über 40 Jahren grundlegend – auch bei Fragen rund um Grund und Boden sind deutliche Entwicklungen zu beobachten. Ein neues Teilprojekt des DFG-Sonderforschungsbereichs „Strukturwandel des Eigentums“ (SFB 294) am IRS untersucht diese nun näher.

Immer mehr Vermögen konzentriert sich in den Händen weniger, zugleich verlieren immer mehr Menschen ohne Vermögen den Zugriff auf wichtige Güter. Privateigentum erlebt seit den 1980er-Jahren einen massiven Bedeutungszuwachs, nachdem es in den Jahrzehnten zuvor durch sozialstaatliche Reformen „gezähmt“ worden war. Die Institution Privateigentum wird aber auch durch viele neue Entwicklungen herausgefordert, etwa technologische: Wem gehören Daten, wem gehört Wind? Welche Entitäten können überhaupt etwas besitzen? Und wie wird das Privateigentum politisch herausgefordert? Was für Alternativen werden vorgeschlagen? All diesen Fragen widmet sich bereits seit 2021 der DFG-Sonderforschungsbereich „Strukturwandel des Eigentums“ (SFB 294), angesiedelt an den Universitäten Weimar und Erfurt.

Am IRS startete nun zu Beginn der zweiten Förderphase des SFB ein neues Teilprojekt mit dem Titel „Contestation over Property Regimes and Housing: (Un)doing Commodified Urban Land Ownership in India and Germany“. Lisa Vollmer und Michael Schwind vom Forschungsschwerpunkt „Politik und Planung“ untersuchen darin gemeinsam mit Partner*innen an der Universität Erfurt, wie Privateigentum an Grund und Boden zurzeit herausgefordert wird. In ihrer Fallstudie zu Deutschland blicken sie auf Auseinandersetzungen um private Eigentums- und Verwertungslogiken besonders in drei politisch-rechtlichen Arenen: bei der Frage der Vergesellschaftung (etwa in Form des Berliner Volksentscheids zur Enteignung kommerzieller Wohnungsunternehmen), in der Boden- und Flächenpolitik sowie bei der Besteuerung von Grund und Boden. An der Universität Erfurt werden zeitlich vergleichbare Entwicklungen in Indien erforscht. Dort stehen allerdings andere Untersuchungsbeispiele im Fokus: die Sanierung von Slums, die Landnutzungsplanung für den Wohnungsbau der Mittelschicht sowie Landmanagement und Immobilienentwicklung in den Übergangszonen zwischen Stadt und Land.

Dem Projektteam geht es darum zu verstehen, wie das derzeit dominante Regime der privatwirtschaftlichen Verwertung von Grund und Boden in Wechselwirkung steht mit seinen Herausforderungen und möglichen Alternativen. Dabei wird auch die Möglichkeit mitgedacht, dass die Logik des Privateigentums auch von denen, die sie eigentlich zurückdrängen wollen, letztlich unabsichtlich immer wieder stabilisiert und bestätigt wird.

Kontakt

Forschungsschwerpunkte

Weitere Informationen zum Sonderforschungsbereich SFB 294