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Populärwissenschaftliche Medienwelten der DDR
Interdisziplinärer Workshop am IRS über Vermittlung von Architektur in der DDR
Am 5. und 6. Mai widmete sich ein Workshop am IRS im Rahmen des Leibniz-Forschungsverbundes „Wert der Vergangenheit“ intensiv der populärwissenschaftlichen Architekturpublizistik der DDR und eröffnete neue Perspektiven auf ihre medialen Bilderwelten.
Wie wurde Architektur in den Medien der DDR vermittelt und in welchen Formaten fand sie überhaupt mediale Beachtung? Diese Fragen standen im Zentrum des zweitägigen Workshops „Populärwissenschaftliche Architekturpublizistik in der DDR. Bildergesteuerte Forschungsansätze im Spannungsfeld von Herrschaftsrepräsentation, Akteursinteressen und öffentlicher Rezeption", der Anfang Mai am IRS stattfand. Das Konzept der Veranstaltung entwickelte Dr. Marie-Madeleine Ozdoba, Postdoktorandin in der Forschungsgruppe „Historische Stadt- und Raumforschung“, in Zusammenarbeit mit Dr. Kai Drewes, Leiter der Forschungsinfrastrukturgruppe „Digital History/Wissenschaftliche Sammlungen".

Eine interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe von Teilnehmenden näherte sich dem Thema aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven. Beteiligt waren neben Forscher*innen aus der Architektur- und Stadtgeschichte, der Zeit-, Kunst-, Literatur- und Kulturgeschichte sowie den Bildwissenschaften, auch Kurator*innen, Archivar*innen, Publizist*innen, Fotograf*innen und einige Zeitzeug*innen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand weniger das Schließen konkreter Forschungslücken oder die Vertiefung spezialisierten Wissens, sondern vielmehr die gemeinsame Erschließung bislang wenig beachteter Quellen. Der Workshop bot einen fächerübergreifenden Zugang zum Material und förderte die Entwicklung gemeinsamer Fragestellungen.

Zwar ist die Architektur der DDR-Moderne bereits gut erforscht, ihre mediale Dimension hingegen deutlich weniger. Im Workshop wurden daher unter anderem Publikationen des Verlags für Bauwesen und anderer DDR-Sachbuchverlage, Bildbände, Ausstellungskataloge, Zeitschriften, Faltblätter und Broschüren, Enzyklopädien, Kinder- und Jugendbücher, Fernsehsendungen, Kinowochenschauen, Spiel- und Dokumentarfilme über Architektur und Städtebau sowie private Fotoalben, Postkarten und Lehrdias eingehend untersucht. Deutlich wurde, dass die medialen Darstellungen, neben der Architektur selbst, ein bedeutendes kulturelles und soziales Gedächtnis der DDR offenbaren.

Der interdisziplinäre Austausch brachte zahlreiche Impulse hervor und machte zugleich die unterschiedlichen fachlichen Zugänge sichtbar. So erschlossen etwa Bildwissenschaftlerinnen durch ihre „Close Readings“ neue Interpretationsebenen bekannter und weniger bekannter Bildquellen zur DDR-Architektur. Sie schärften den Blick für Bildstrategien und mediale Spezifika in der Architekturvermittlung. Architekturhistorikerinnen und Zeitzeug*innen wiederum ergänzten die Bildinterpretationen um weitere Perspektiven. Am 5. Mai fand im Rahmen der Veranstaltung zudem eine Keynote des Architekten, Fotografen und Publizisten Martin Maleschka statt. In seinem Vortrag nahm er Teilnehmende mit auf eine bilderreiche Reise durch die Informationslandschaft der DDR-Moderne.
Während des Workshops traten unterschiedliche Erkenntnisse zutage: In der Arbeit mit den Quellen stellte sich wiederholt die Frage nach Bildrechten im Umgang mit visuellen Zugängen der Architekturforschung. Zugleich zeichnete sich ein gemeinsamer Fokus auf die kommunikativen Bezüge der verschiedenen Medien in der Architekturvermittlung ab. Auch der bislang fehlende begriffs- bzw. diskursgeschichtliche Zugang zu zentralen Termini wie ‚Partizipation‘, ‚Propaganda‘ oder ‚Populärwissenschaft‘ wurde deutlich benannt. Wiederkehrend thematisiert wurden zudem Chancen und Herausforderungen digitaler Formate – etwa im Kontext von Citizen Science.