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Politik- und Gesellschaftsberatung vereinfachen
Neues digitales Repositorium im Aufbau
Die wissenschaftsgeleitete Politik- und Gesellschaftsberatung hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Politische Entscheidungen basieren immer häufiger auf vielfältigen empirischen Forschungsergebnissen und Gutachten. Allerdings kann die Suche nach diesen Beratungsdokumenten mühsam und zeitaufwändig sein, da sie auf verschiedenen Websites verstreut sind und oft nicht gezielt recherchierbar sind. Aus diesem Grund wird jetzt das „Repository for Policy Documents“ (REPOD) ins Leben gerufen. Mit REPOD wird ein digitales Repositorium aufgebaut, das Beratungsdokumente disziplinenübergreifend und gezielt recherchierbar macht und eine einheitliche Qualitätssicherung gewährleistet. Das Ziel ist es, bis Ende des Jahres 2023 eine Informations- und Beratungsinfrastruktur für Politik und Gesellschaft zu schaffen, die den Wissenstransfer aus der Forschung deutlich einfacher macht.
Die wissenschaftliche Politik- und Gesellschaftsberatung hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und ist zudem immer ausdifferenzierter geworden. Zuletzt haben die Corona-Pandemie und der Angriffskrieg in der Ukraine gezeigt, dass in einer krisengeschüttelten Zeit neue Ansprüche an die Kommunikationsflüsse zwischen Politik und Forschung gestellt werden müssen. Passgenaue, disziplinübergreifende und aktuelle Beratung ist in solch einer Situation besonders gefragt. Die Relevanz der bestehenden Institutionen der wissenschaftlichen Politik- und Gesellschaftsberatung sind im Zuge dessen in den Fokus gerückt. Aber auch ihre Grenzen wurden aufgezeigt. Es gibt zum einen die institutionalisierten Sachverständigengremien der Bundesregierung, wie den Sachverständigenrat oder Bioökonomierat. Zum anderen gibt es die Ressortforschungseinrichtungen, die im Geschäftsbereich einzelner Ministerien angesiedelt sind und wissenschaftsbasiert beraten. Bekannt geworden in der Corona-Pandemie ist vor allem das Robert Koch-Institut. Hinzu kommen die wissenschaftlichen Akademien, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und zudem die Fülle an Think Tanks, Stiftungen und privaten Politikberatungsfirmen, die ebenfalls den Anspruch haben, wissenschaftsfundierte Politik- und Gesellschaftsberatung zu betreiben.
Eine neue digitale Infrastruktur für wissenschaftliche Beratung
Policy Papers, Gutachten und Studien sind zentrale Instrumente dieser Akteure. Wer diese Texte lesen möchte, muss sich jedoch durch die Websites der unterschiedlichen Einrichtungen arbeiten, die vorher namentlich bekannt sein müssen. Sie sind derzeit nicht gezielt recherchierbar.
Das soll sich nun ändern mit dem Aufbau des „Repository for Policy Documents“ (REPOD). Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird bis Ende des Jahres 2023 eine digitale Infrastruktureinrichtung errichtet, die vielfältigste wissenschaftliche Beratungsdokumente disziplinenübergreifend erfasst und diese sowohl für Entscheidungsträger*innen als auch für die interessierte Öffentlichkeit gezielt recherchierbar macht.
Die Nutzerseite verstehen
Um diesen Wissenstransfer aus der Forschung in Politik, Verwaltung und Gesellschaft zu optimieren, werden Entstehungsprozesse, Qualitätskriterien und Nutzungsbedingungen von Beratungsdokumenten wissenschaftlich untersucht. Das IRS nimmt dabei in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans Bredow Institut für den gesamten Prozess vom Agendasetting über den fachlichen Austausch, die Entstehung, Nutzung bis zur Aktualisierung von Politikberatungsdokumenten in den Blick. Das Team am IRS thematisiert dabei vor allem die Seite der Nutzung, also diejenige von politischen Entscheidungsträger*innen und administrativen Expert*innen. Welche Rolle spielen Beratungsdokumente für diese Akteure? Wie wird nach ihnen gesucht und wie werden sie genutzt? Wie können die Dokumente so gestaltet werden, dass sie relevant für die Nutzenden sind? Durch ein besseres Verständnis der Entstehungs- und Verwendungskontexte kann forschungsbasierte Politik- und Gesellschaftsberatung bedarfsgerechter organisiert werden. Die Erkenntnisse der Begleitforschung fließen unmittelbar ein in die Entwicklung des Repositoriums und sollen helfen, dieses nutzungsfreundlicher und praxistauglicher zu gestalten.
Die Leitung des REPOD-Forschungskonsortium hat das ZBW – (Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft). Zum Forschungskonsortium gehören zudem das IRS, das Alexander-von-Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG), das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI), das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung sowie als assoziierter Partner die Leibniz-Gemeinschaft.
Mit dem Repository for Policy Documents (REPOD) wird Anfang 2024 eine zentrale Informations- und Beratungsinfrastruktur für Politik und Gesellschaft zur Verfügung stehen.