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Neues Paper: Konflikte als Teil der Planung begreifen
Durch die soziale Polarisierung und Pluralisierung unserer Gesellschaft nehmen Konflikte in der Planung zu. Es gibt heute kaum ein Projekt, gegen das nicht protestiert wird. Bekannte Beispiele sind Stuttgart 21, die Bebauung des Tempelhofer Feldes in Berlin, Bürgerinitiativen gegen Windkraft - und aktuell auch die besagte Tesla-Ansiedlung in Grünheide in Brandenburg. Wie kann Planung mit diesen Konflikten umgehen? Die agonistische Planungstheorie sieht Konflikte als immanent in einer pluralistischen Demokratie an und betrachtet sie als Motoren für Wandel. Ein neues Paper von Manfred Kühn, das nun in der renommierten Zeitschrift Planning Theory erschienen ist, setzt sich kritisch mit der agonistischen Planungstheorie auseinander und beschreibt einige Dilemmata, die sich in der Planungspraxis daraus ergeben.
In ihrem aktuellen Leitprojekt „Zuwanderung: Governance-Dilemmata von Städten“ untersucht die Forschungsabteilung „Regenerierung von Städten“, wie Städte mit den zahlreichen Widersprüchen rund um das Thema Zuwanderung umgehen: Stadtpolitik muss Zuwanderung gestalten, obwohl ihr kaum formale Zuständigkeiten und Steuerungsinstrumente dafür zur Verfügung stehen. Sogenannte Wachstumskoalitionen in Städten treten für Zuwanderung ein, während populistische Bewegungen vielerorts starke, zuwanderungskritische Gegenkräfte formieren. Konflikt ist somit ein zentrales Thema des Projekts. Als Grundlage für ihre empirische Forschung hat das Forschungsteam um Projektleiter Manfred Kühn deshalb erstmals die agonistische Planungstheorie aufgegriffen, die Konflikte um Planungsvorhaben ins Zentrum ihres Interesses stellt und nicht, wie frühere Theorien, beispielsweise die Idee von Konsensbildung durch Kommunikation.
Das Paper ist eine theoretisch-konzeptionelle Auseinandersetzung mit diesem Theorieansatz und arbeitet drei zentrale Dilemmata für den Umgang der Planung mit Konflikten heraus: Erstens erleichtern digitale Demokratieformen die Bürgerbeteiligung, aber sie erschweren in einer pluralistischen Demokratie die politische Willensbildung. Zweitens stärkt Bürgerbeteiligung Pluralität, also die Vielfalt artikulierter Positionen, sie verstärkt aber auch soziale Ungleichheiten, da bildungs- und ressourcenstarke Gruppen sich machtvoller artikulieren können. Drittens erfordert eine „Streitkultur“ Offenheit in der Bürgerbeteiligung, gleichzeitig ist aber auch eine Schließung erforderlich, wenn es sich um antidemokratische und antipluralistische Kräfte handelt. Besonders deutlich wird dieses Dilemma bei der Frage, ob „mit Rechten geredet“ werden soll.