03. Juni 2020 | Nachricht

IRS-Wissenstransfer zur Digitalisierung in ländlichen Räumen

Digitalisierung ist ein entscheidender Faktor für die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräumen Deutschlands. Nachdem die öffentliche Diskussion sich lange auf den Ausbau von Breitband- und Mobilfunknetzen, speziell in strukturschwachen ländlichen Räumen konzentrierte, tritt jetzt vermehrt die Frage maßgeschneiderter digitaler Anwendungen für solche Räume in den Fokus. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), sowie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) brachten nun die Förderinitiative Heimat 2.0 auf den Weg, aus der entsprechende Modellvorhaben gefördert werden sollen. Auf einer Webkonferenz wurde die Initiative zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern von Politik und zivilgesellschaftlichen Initiativen vorgestellt. Das IRS brachte seine Expertise zu digital unterstützten sozialen Innovationen ein.

Gabriela Christmann, Leiterin der ehemaligen Forschungsabteilung „Wissens- und Kommunikationsdynamiken im Raum“, gehörte zu drei Fachleuten, die auf der Webkonferenz ihre Expertise zu der Frage einbrachten, wie digitale Lösungen für peripher gelegene und strukturschache ländliche Räume entwickelt werden können, die über die Bereitstellung von physischer Infrastruktur hinausgehen. Michael Pfefferle, Referent beim Digital-Branchenverband bitkom, erläuterte, wie der Weg von digitalen Modellprojekten zu „smarten Regionen“ gelingen kann. Heidrun Wuttke, beim Kreis Höxter verantwortlich für das Projekt „Smart Country Side“ stellte Praxiserfahrungen aus dem besagten Leuchtturmprojekt vor.

Gabriela Christmann berichtete aus dem Leitprojekt zu „Smart Villagers“, in welchem die Entstehung digital unterstützter sozialer Innovationen, etwa in den Bereichen Mobilität und medizinische Versorgung, untersucht wurde. Sie betonte, dass Digitalisierung nicht nur das Potenzial hat, Dienstleistungen für ländliche Haushalte auf innovative Art zur Verfügung zu stellen, sondern auch, Dorfgemeinschaften neu zu beleben. Fast flächendeckend haben Dörfer in den vergangenen Jahren den Verlust von Versorgungseinrichtungen und besonders von sozialen Infrastrukturen – wie etwa Dorfgasthöfen – verkraften müssen. Der Mangel an Treffpunkten hat vielerorts zum Verlust dörflicher Kommunikation geführt. Neue Anwendungen wie Dorf-Apps, aber auch digital verwaltete physische Infrastrukturen (etwa eine per Smartphone nutzbare Gemeinschaftshalle) reaktivieren das Dorfleben. Christmann betonte außerdem die Bedeutung digitaler Kompetenzen auf dem Land. Sozial-innovative Aktivitäten werden von engagierten Einzelpersonen, häufig Seniorinnen und Senioren, vorangetrieben. Deren digitale Kompetenz ist für den Erfolg entscheidend und damit ein wichtiger Ansatzpunkt für Fördermaßnahmen.

 

Leitprojekt

Smart Cities sind in aller Munde – doch smarte Dörfer? Ländliche Räume, insbesondere in strukturschwachen Regionen, sind häufig von Abwanderung und einem zunehmenden Rückstand bei digitalen Infrastrukturen und Innovationsdynamiken betroffen. Beide Trends verstärken sich gegenseitig. Es gibt jedoch Beispiele für Dörfer, in welchen innovationsorientierte Initiativen nicht nur vorhandene Defizite ausgleichen, sondern situations- und problemspezifisch neue lokale Lösungsmodelle entwickeln. Sie verbinden dabei neue Dienstleistungsangebote mit kreativen Anwendungen von Digitaltechnologie und mitunter auch verbesserten digitalen Infrastrukturen. In diesem Leitprojekt wurden solche Initiativen, die von „smart Villagers“ vorangetrieben, aus der Perspektive des Konzepts „gesellschaftlicher Innovationen“ untersucht. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die Aspekte der Mediatisierung und Digitalisierung gerichtet. mehr info

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