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Urbane Resilienz zwischen Starkregen und Dürre: Hauptförderphase für Projekt ExTrass begonnen
Zum 1. Oktober 2018 startete die Hauptförderphase des Verbundprojektes ExTrass, welches bereits von Mai 2017 bis Juni 2018 als BMBF-Definitionsprojekt gefördert wurde. ExTrass ist das Akronym für „Urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen – Typologien und Transfer von Anpassungsstrategien in kleinen Großstädten und Mittelstädten“. Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich ein hochaktuelles Thema, wie der lange Sommer 2018 noch einmal deutlich gemacht hat: Städte müssen sich an die sich verändernden klimatischen Bedingungen in Deutschland und Europa anpassen.
Zwei Phänomene treten hierbei in den letzten Jahren in Deutschland in den Vordergrund: Hitzeperioden und Starkregenfälle. Die meisten deutschen Städte sind auf derartige Extremwetter nur unzureichend vorbereitet. Dicht bebaute Altstadtkerne mit wenig Stadtgrün heizen sich tagsüber in Hitzeperioden extrem auf und kühlen auch in den Nachtstunden nicht mehr genug ab. Bei Starkregenfällen können die auf durchschnittliche Regenfälle vorbereiteten Kanalisations- und oberflächlichen Ableitungssysteme die abrupt niedergehenden Wassermengen nicht abführen.
Dementsprechend verursachen extreme Wetterereignisse oft immense Sachschäden und bergen hohe gesundheitliche Risiken für die städtische Bevölkerung bis hin zu Todesfällen. Im Fall von Heißwetterperioden kommt es zu starkem Hitzestress, unter dem Bevölkerung und Grünflächen besonders zu leiden haben. Im Falle von Starkregenereignissen führen Überschwemmungen zu Schäden an Gebäuden und Infrastruktur, oft in Millionenhöhe. Gesundheitliche Probleme besonders gefährdeter Personengruppen wie Kleinkindern und Senioren, überlastete Notfalldienste und Erstversorger sowie verringerte Leistungsfähigkeit in exponierten Geschäfts- und Bürolagen sind die Folge.
Die große Mehrzahl unserer Städte beginnt nur langsam, sich an diese neuen Phänomene anzupassen. Viele Konzepte der vergangenen Jahre, wie zum Beispiel die planerisch weithin akzeptierte Nachverdichtung von urbanen Siedlungsräumen, verstärken für die Anwohner oft noch die Risiken durch extreme Wetterereignisse.
Hier setzt ExTrass an. Ziel des Projektes ist, die Resilienz von Städten gegenüber Hitze und Starkregen messbar zu stärken sowie die Übertragung von erfolgreichen Maßnahmen und Instrumenten zwischen den Städten zu beschleunigen. Dabei wird Resilienz als adaptiver (Lern-)Prozess verstanden, in dem Kommunen Maßnahmen aufgreifen und umsetzen, von denen ein schadensreduzierender Effekt bei Wetterextremen erwartet wird. Das Verbundprojekt ExTrass wird von der Universität Potsdam geleitetet und durch das BMBF-Programm „Leitinitiative Zukunftsstadt“ mit ca. 2 Mio. Euro gefördert. Neben der Universität Potsdam und dem IRS gehören das Beratungsunternehmen adelphi sowie die Praxispartner Johanniter-Unfall-Hilfe, die Stadt Potsdam, die Stadt Remscheid und die Stadt Würzburg zum Forschungsverbund. Ziel von ExTrass ist die Identifizierung und Analyse erfolgreicher Klimaanpassungsmaßnahmen von deutschen Städten sowie die Entwicklung und Erprobung neuer Maßnahmen in „Reallaboren“ in den Praxispartner-Städten. Besonderes Gewicht wird auf den konkreten Transfer erfolgreicher Maßnahmen zwischen den Partnerstädten und anderen deutschen und europäischen Kommunen gelegt.
Am IRS forschen Projektleiterin Prof. Dr. Kristine Kern und Dr. Stefan Niederhafner im ExTrass-Verbund, sie sind für zwei der insgesamt vier ExTrass-Arbeitspakete verantwortlich. Zum einen werden empirische Pfadanalysen in den drei Fallstudienstädten sowie in zwölf weiteren Städten aus Bayern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Hier geht es darum, begünstigende und hemmende Faktoren, typische Anpassungspfade sowie besonders erfolgreiche Lösungen, aber auch Sackgassen in der Klimaanpassung zu erfassen. Zum anderen leitet das IRS das Arbeitspaket Transfer, welches die Bedingungen für die erfolgreiche Übertragung zwischen den Städten identifiziert und Politikempfehlungen für die Intensivierung eines solchen Transfers auf allen Ebenen des EU-Systems ableitet. Das IRS wird hier ein Konzept erarbeiten, wie wirksame Instrumente innerhalb von Städten entwickelt (experimental upscaling), zwischen Städten ausgetauscht (horizontal upscaling), von anderen Ebenen wie Land oder Bund im EU-Mehrebenensystem gefördert (vertical upscaling) oder durch verbindliche Regelungen höherer Verwaltungsebenen (hierachical upscaling) zielführend angeordnet werden können.
Die Hauptförderphase von ExTrass läuft bis September 2021. Danach wird das Projekt bei positiver Begutachtung um eine zweijährige Transferphase verlängert.