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Innovative Landgemeinden – Forschung und Praxis treffen sich in Erkner
Was tun, wenn der letzte Laden geschlossen hat und der Bus kaum noch fährt? Gemeinden im ländlichen Raum stehen oft vor besonderen Herausforderungen, wenn es darum geht, ihren Einwohnern gleichwertige Lebensbedingungen zu bieten. Doch oft sind die Bürgerinnen und Bürger in Landgemeinden auch besonders kreativ beim Umgang mit solchen Problemen. Sie finden neue, unkonventionelle Lösungen. Das IRS hat solche „sozialen Innovationen“ in Landgemeinden untersucht. Am 29. November 2018 kamen innovative Praktiker/-innen aus dem ländlichen Raum nach Erkner, um die Projektergebnisse zu diskutieren.
Die Forschungsabteilung „Kommunikations- und Wissensdynamiken im Raum“ hat in ihrem Leitprojekt „Innovationen in Landgemeinden. Bedingungen, Akteure und Prozesse kreativer Gemeindeentwicklung“ vier Jahre lang soziale Innovationen im ländlichen Raum rekonstruiert. Die Forscherinnen und Forscher wollten wissen: Was sind die Probleme, die Anlass zu innovativen Lösungen geben? Wer sind die Akteure, die Innovationen vorantreiben, und in welchen Konstellationen – Gruppen, Verbünden, Netzwerken, Initiativen – treten sie auf? Was sind die Bedingungen, die kreative Problemlösungen ermöglichen, aber auch hemmen? Wie entfalten sich die Innovationsprozesse? Und schließlich: Woran scheitern Innovationen? An welchen kritischen Punkten „hängt“ es?
Die Forscher/-innen betrachteten sechs Landgemeinden in Deutschland: Bechstedt (Thüringen), Treptitz (Sachsen), Frankershausen (Hessen), Kyllburg (Rheinland-Pfalz), Plessa (Brandenburg) und Klockow (Brandenburg). Aus allen sechs Gemeinden kamen am 29. November Vertreter/-innen, unter ihnen mehrere Bürgermeister, zu einem Praktikerworkshop ans IRS, um sich über die Projektergebnisse informieren zu lassen und über Konsequenzen für das praktische Handeln zu diskutieren. Denn das Leitprojektteam interessierte sich auch für Anwendungsfragen. Etwa: Wie kann ein innovationsfreundliches Klima in Landgemeinden geschaffen werden? Wie kann verhindert werden, dass Innovationen an kritischen „Bruchstellen“ scheitern? Die Antworten beziehen sich sowohl auf das Handeln in Landgemeinden selbst, als auch auf die Förderkulissen – also die Rahmenbedingungen, die von Ländern, Bund und EU geschaffen werden.
Bereits am Parlamentarischen Abend der Leibniz-Gemeinschaft am 17. Oktober zum Thema „Zukunftsfähige ländliche Räume“ sprach sich Projektleiterin Prof. Dr. Gabriela Christmann für eine an Innovationsgelegenheiten und Innovationsprozessen orientierte Förderpolitik für den ländlichen Raum aus. Jetzt, im Gespräch mit den Praktiker/-innen aus den sechs Landgemeinden, zeigte sich, dass die Forschungsabteilung mit ihren Erkenntnissen und Handlungsempfehlungen auch die Handelnden in den Landgemeinden selbst überzeugen kann. Die Teilnehmenden bestätigten die Wahrnehmungen und Einschätzungen der Forscher/-innen und brachten ihre eigenen Erfahrungen, Ideen und Perspektiven in einen lebendigen Austausch ein. Die Forschungsabteilung sieht sich durch den sehr erfolgreichen Workshop in ihrer Forschungsperspektive auf den ländlichen Raum wie auch in ihrem dialogischen Wissenstransfer-Ansatz bestätigt.
In ihrem kommenden Leitprojekt wird die Forschungsabteilung ab 2019 Digitalisierungsprozesse im ländlichen Raum untersuchen.