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Netzwerke auf vielen Ebenen
Seminar zu Sozialunternehmertum in ländlichen Regionen
In einem IRS Seminar am 18. April 2018 stellte Dr. Richard Lang, Assistant Professor am Institut für Innovationsmanagement (IFI) der Johannes-Kepler-Universität Linz, ein Mehrebenenmodell für Sozialunternehmen und deren institutionelles Umfeld in ländlichen Regionen vor. Lang entwickelte das Modell gemeinsam mit Prof. Matthias Fink (IFI). Dabei griffen sie auf Konzepte aus regionaler und ländlicher Entwicklung, aus Forschungen zu Sozialunternehmen, Innovationen, Sozialkapital sowie aus der Netzwerkforschung zurück. Empirisch stützt sich das Modell auf Feldforschungen im Kontext des EU-Projekts „RurInno“, in welchem das IFI und das IRS die leitenden akademischen Partner sind. Das Seminar fand als Teil eines Gastaufenthalts von Lang zwischen dem 16. und 20. April 2018 statt.
Neue Literatur über Entrepreneurship hat herausgestellt, dass Sozialunternehmern ein hohes innovatives Potenzial und besondere Problemlösungskapazitäten aufweisen und daher vielversprechende Akteure für nachhaltigen Wandel in strukturschwachen ländlichen Regionen sind. Lang und Fink haben das Wirken der Sozialunternehmen analysiert und ein differenziertes Modell für das Umfeld erarbeitet, in welchem die Sozialunternehmen operieren. Das Modell enthält drei Ebenen: Auf „community level“ interagieren Akteure oder Akteursgruppen, die sich durch hohe Ähnlichkeiten in ihren Interessen und Kompetenzen auszeichnen. Am anderen Ende des Spektrums findet sich das „regime level“, welches politische und administrative Einheiten sowie Forschungseinrichtungen, Entwicklungsagenturen und Fördermittelgeber zusammenfasst. Auf dem „intermediary level“ agieren Sozialunternehmen und versuchen, community und regime level so zu verknüpfen, dass es ihren sozialen und unternehmerischen Zielen zuträglich ist. Für Lang ist entscheidend, dass es zwischen Akteuren und Ebene Relationen und Verbindungen von sehr unterschiedlicher Qualität gibt. Das Modell differenziert zwischen „bonds“, „bridges“ und „links“. Im Gegensatz zu „bonds“ werden Brücken und Links zwischen Akteuren mit unterschiedlicher Charakteristik etabliert. Dies erlaube beispielsweise, komplementäre Kompetenzen zu kombinieren. „Linking“ wird im Modell als Sonderform von „bridging“ angesehen, in der Verbindungen vertikal über Ebenengrenzen hinweg etabliert werden.
Langs Vortrag wurde von den teilnehmenden IRS-Wissenschaftler/-innen lebhaft diskutiert. So thematisierten sie beispielsweise die räumlichen Aspekte des Mehrebenenmodells. Das „community level“ sei wesentlich in lokalen und regionalen Kontexten verankert, während das „regime level“ auf allen räumlichen Skalen von der lokalen bis zur supranationalen Ebene präsent ist. Das Modell von Lang und Fink leitet die „levels“ aus Kompetenzen von Akteuren und damit aus Machtverhältnissen ab, eine Kombination mit räumlichen Modellen wurde in der Diskussion als vielversprechend angesehen. Darüber hinaus diskutierten die Seminarteilnehmer/-innen mit Lang über Theorien und Konzepte von Sozialkapital, welche Lang als Knackpunkt für sein Modell identifizierte, über die Voraussetzungen, als Intermediäre zu agieren, und über die Lücken zwischen den Levels in dem Modell. Lang bedankte sich für die lebhafte Diskussion, die vielversprechende Ansätze für die Weiterentwicklung des Modells erbrachte. Prof. Dr. Gabriela Christmann und Dr. Ralph Richter, die mit Lang und Fink im „RurInno“-Projekt zusammengearbeitet haben, schlugen vor, das Modell mit dem ebenfalls im Projekt entwickelten Modell der „embedded intermediaries“ zusammenzudenken und gegebenenfalls zu kombinieren.