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Wie die Zeit in die Raumforschung kommt
No 93 | Dezember 2019
Kalender und Uhren sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Sie erinnern uns ständig daran, dass die Zeit vergeht. Gleichförmig und immer in die gleiche Richtung gerichtet, so unerbittlich wie der griechische Gott Chronos. Zugleich können aber auch Uhren und Kalender nichts daran ändern, dass das Zeitempfinden ganz anders sein kann. Mal dehnen sich die Sekunden, werden gleichsam zur „langen Weile“. Mal scheint die Zeit für einen Moment stillzustehen, kurz bevor etwas ganz Wichtiges passiert. Und es gibt besondere Momente, Konstellationen, in denen Dinge möglich werden, die sonst unmöglich scheinen, den Kairos. Die physikalische Zeit, die dem Euklidischen Raum gleichsam als vierte Dimension zugefügt werden kann, wird also überlagert von sozialer Zeit: mit Bedeutung aufgeladenen Momenten, institutionell etablierten Rhythmen oder organisatorisch notwendigen Koordinierungen.
Im aktuellen Forschungsprogramm des IRS (2019 bis 2021) haben wir uns vorgenommen, der Zeit etwas genauer auf die Spur zu kommen. Genauer gesagt, interessieren wir uns dafür, die Räumlichkeit von sozialem Handeln stärker in ihrer Interaktion mit der Zeit zu denken. Wir bauen dabei auf Forschungen auf, etwa zur Prozesshaftigkeit von Innovationen, erkunden aber auch für uns neue spannende sozialwissenschaftliche Fragen, etwa zu Diagnosen der Be- und Entschleunigung von Teil-Gesellschaften oder zu Fragen der Synchronisation als einer bisher vernachlässigten Ebene in der Analyse von Governance.