What we do at the ‚Peripheries’: Negotiating Urbanization and Place in Mountainous Rural Areas through Digital Economies (Arbeitstitel)
Forschungsschwerpunkt: Ökonomie und Zivilgesellschaft
Projektleitung im IRS: Jae-Young Elisabeth Lee
Förderorganisation: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laufzeit: 02/2022 - 12/2025
In ihrem Dissertationsprojekt untersucht Jae-Young Lee, wie Bewohner*innen in gebirgigen, ländlichen Räumen mittels digitaler Ökonomien den Begriff der „Ländlichkeit“ angesichts der Kommodifikation ländlicher Räume und urbanen Hegemonien ideell und räumlich verhandeln. Die Arbeit basiert auf zwei Fallstudien, die in ländlichen Räumen in Chile und Südkorea durchgeführt wurden.
Der Begriff der Ländlichkeit wird heute oftmals als binäre Residualkategorie zur Urbanität verstanden und erfährt unterschiedliche Projektionen. Dominante Lesearten als Ressourcenraum, Naturschutzraum oder „abgehängter“ Lebensraum verhalten sich dabei überlappend oder gar exklusiv. Diese simultanen ländlichen Raumkonstruktionen (Christmann, Knoblauch and Löw, 2022) manifestieren sich in Form von sozialen Konflikten und politischen Problematisierungen. Dies zeigt sich nicht nur in den mäandernden staatlichen Definitionen von ländlichen Räumen auf der Suche nach qualitativen Planungsrahmenwerken. Zunehmende Debatten um Spatial Justice (Soja, 2010; Goodwin-Hawkins et al., 2022) angesichts planetarer Ressourcenknappheit und Klimakrise zeigen hinzukommend sich verschärfende Interdependenzen zwischen verschiedenen Raumtypologien und Raumakteuren. Diese scheinen durch neue digitale Ökonomien, wie dem Tourismus und dem E-Commerce, neuen Verhandlungsspielraum zu gewinnen.
Um diese Verhandlungsprozesse auf Ebene der Bewohner*innen in ländlichen Räumen mit Blick auf ihren Lebensraum zu untersuchen, widmet sich das Projekt an Hand zweier qualitativer Fallstudien ihren Perspektiven, Vorstellungen und Praktiken der Raumproduktion. Um das Verständnis der ländlichen Raumproduktion zu weiten, werden innerhalb der Betrachtung auch non-human-actors (de Certeau, 1986; Latour, 2005) als Akteure einbezogen. Diese werden besonders im Hinblick auf räumliche Peripherisierungsprozesse untersucht, die als sozio-räumliche Praxis territorialer Dynamiken (Willett and Lang, 2018) verstanden werden sollen. Um folglich räumliche Prozesse außerhalb rural-urbaner Lesearten zu erfassen (Brenner, 2016), findet die Refigurationstheorie (Löw et al., 2021) komplementäre Anwendung.
Die kumulative Dissertation ist an das Drittmittelprojekt „Peripherisierte Ländliche Räume: Digitalisierung und Raumkonstruktionen“ angelehnt, das am SFB 1265 „Refiguration von Räumen“ an der TU Berlin angesiedelt ist.
Betreut wird die Arbeit von Prof. Jörg Stollmann am Institut für Architektur an der Technischen Universität Berlin und durch Prof. Gabriela Christmann am Leibniz-Institut für raumbezogene Sozialforschung, Erkner.