Kartieren und Transformieren. Interdisziplinäre Zugriffe auf Stadtkarten als visuelles Medium urbaner Transformation in Mittel- und Osteuropa, 1939-1949
Forschungsschwerpunkt: Zeitgeschichte und Archiv
Projektleitung im IRS: Prof. Dr. Christoph Bernhardt Dr. Piotr Szczepan Kisiel
Verbundpartner: Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Koordination) Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung Herder-Institut für Historische Ostmitteleuropaforschung - Institut der Leibniz-Gemeinschaft GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Förderorganisation: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Laufzeit: 11/2020 - 10/2024
UrbanMetaMapping ist ein Forschungsverbund von Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen aus verschiedenen Ländern, die gemeinsam Kriegsschadenskarten für europäische Städte als interdisziplinäre Quelle untersuchen. Der im November 2020 geschlossene Verbund unter Leitung von Dr. Carmen M. Enss (Otto-Friedrich-Universität Bamberg) vernetzt deutsche Forschungsinstitute (Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Universität des Saarlandes, Herder Institute in Marburg sowie das IRS) und kooperiert mit einem auswärtigen Partnerprojekt an der TU Wien.
Das Konsortium versammelt Schadenskarten des Zweiten Weltkriegs und andere thematische Stadtkarten für Mittel- und Mittelosteuropa, untersucht Stadtkartierung als kulturelle Praxis der Transformation, erschließt Wissen über soziale und räumliche Entwicklungen in Nachkriegsstädten, beobachtet, wie historisches Erbe kartiert und historisches Bewusstsein geformt wurde, verfolgt, wie Karten nach Kriegsende rezipiert und umgedeutet wurden, und erforscht das visuelle Programm von Karten und Informationsgraphiken.
Das am IRS verfolgte Teilprojekt "Planung" untersucht den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg in weniger prominenten Städten und geht der Frage nach, welche Rolle die Kriegsschäden in diesen Prozessen im Zeitraum 1945-60 spielten. Die zentrale Forschungsfrage geht den Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Wiederaufbauprozessen und der Planung der sogenannten sozialistischen Städte in Ostdeutschland und Polen nach. Das Teilprojekt wendet einen vergleichenden stadtgeschichtlichen Ansatz in einem transnationalen Rahmen an. Das Projektteam führt eine qualitative Analyse von schriftlichen und kartographischen Archivquellen durch, die durch den Einsatz digitaler geisteswissenschaftlicher Werkzeuge wie QGIS für eine erweiterte räumliche Datenanalyse ergänzt wird.
Das Projekt nimmt Städte unterschiedlicher Größe, mit unterschiedlich ausgeprägten Kriegsschäden und in unterschiedlichen geographischen Lagen in den Blick. Bis 1945 gehörten sie alle zu Deutschland. Nach dem Krieg blieb die Hälfte von ihnen deutsch, während andere polnisch wurden: Chemnitz (Karl-Marx-Stadt), Cottbus, Gorzów Wielkopolski (Landsberg a.d.Warthe), Lubań (Lauban), Neubrandenburg, Racibórz (Ratibor), Szczecin (Stettin) und Zerbst dienen als Fallstudien und bieten vielfältige Einblicke in die städtischen Transformationen in Mittel- und Osteuropa.
Das Projektteam veröffentlicht seine Forschungsergebnisse in begutachteten Fachartikeln. Darüber hinaus ist ein Buch geplant. Das UMM-Forschungskonsortium organisiert ein monatliches Online-Seminar und eine jährliche internationale Konferenz.
Weitere Details zu allen Aktivitäten des Konsortiums finden sich auf der Projektwebsite (https://urbanmetamapping.uni-bamberg.de).