Qualifizierungsprojekt

Politische Konstruktion von kritischen Infrastrukturen und Auswirkungen der Digitalisierung

Forschungsschwerpunkt: Politik und Planung

Laufzeit: 10/2019 - 10/2022

Das kumulative Dissertationsprojekt versucht dem Thema kritische Infrastrukturen mit unterschiedlichen Zugängen zu begegnen. Zentrale Aspekte sind dabei „Space“ und „Scale“. Zunächst wird die nationalstaatliche Perspektive in den Blick genommen, denn Nationalstaaten definieren Sektoren und Infrastrukturen, die als kritisch gelten; sie haben damit eine gestalterische Rolle. Daraufhin wird die Stadtebene als Planungseinheit untersucht, denn auch auf diesem Level werden Entscheidungen getroffen, die die Beschaffenheit und die Funktionen von Infrastrukturen beeinflussen. Zuletzt wird in den Gesundheitssektor in Krankenhäusern hineingezoomt, denn auch hier finden Prozesse und Entscheidungen statt, die Infrastrukturen verändern.

Kritischen Infrastrukturen ist es inhärent, potenziell von Ausfallereignissen betroffen zu sein, denn „kritisch“ bezieht sich auf den möglichen Ausfall von Infrastruktur. Daher nehmen Konzepte, die die Instandhaltung garantieren, eine besondere Position ein. In Deutschland steht das Schutzkonzept im Mittelpunkt, in den nordischen Ländern wie Schweden ist hingegen Resilienz als Konzept bedeutsam.

Im ersten Artikel steht im Mittelpunkt, wie Diskurse die Politikgestaltung und -umsetzung rund um kritische Infrastrukturen in Deutschland beeinflussen. Grundlage sind daher folgende Fragen: Welche spezifischen Diskursstränge setzten sich innerhalb des Diskurses um kritische Infrastruktur in Deutschland durch? Welche Diskurse institutionalisieren sich und welchen Diskurssträngen wird weniger Beachtung geschenkt (Hajer 2002/2008)? Die Untersuchung zeigt, dass Digitalisierung und die damit verbundene Cyber-Sicherheit elementar sind und sich institutionalisiert haben.

Im zweiten Artikel wird die städtische Ebene in den Blick genommen: Wie wird die Digitalisierung von Infrastrukturen im Spannungsfeld zwischen Effektivitätsversprechen und Vulnerabilität eingeschätzt? Dabei werden Stadtteile mit Smart City-Vorhaben als empirische Einheiten herangezogen. Im Mittelpunkt stehen hierbei nicht die Auswirkungen der digitalisierten Infrastrukturen auf die Stadt und die Bevölkerung. Vielmehr erfolgt ein Schritt zurück, um nachzuvollziehen, wie, durch was oder durch wen die Planung von digitalisierten Infrastrukturen beeinflusst wird: Was sind die Einflussfaktoren, die die Projektplanungen beeinflussen? Welche Rolle spielen Narrative und Leitbilder oder die Projektstrukturen?

Im dritten Artikel fällt der Blick auf Schweden. Das Land ist aus zweierlei Gründen besonders interessant: Zum einen ist hier das Konzept der Resilienz sehr bedeutsam. Zudem ist die Digitalisierung weiter vorangeschritten als in Deutschland, insbesondere im Gesundheitssektor, etwa im Krankenhaus. Daher wird untersucht, was die Treiber der Digitalisierung sind. Im Artikel wird die Darstellung eines Cyberangriffs auf ein Stockholmer Klinikum in einem fiktiven Format analysiert und untersucht, welche Bedeutung das Szenario in der Realität hat. Dabei geht es erneut um die Sichtbarkeiten bestimmter Narrative. Die populäre Kultur wird hier als Katalysator der Gesellschaft verstanden.

Das Promotionsvorhaben wird von Prof. Dr. Nadine Marquardt an der Geographischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn betreut.

Aktuelles
23. April | 2020

In der Corona-Krise sind wir gezwungen, unsere Alltagsroutinen zu ändern. Digitale Kommunikation und Remote-Arbeit werden wichtiger, neue Umgangsformen etablieren sich, etwa im Einzelhandel. Und selten stand die Leistungsfähigkeit von Infrastrukturen – in diesem Fall die des Gesundheitssystems – so im Zentrum der Aufmerksamkeit wie jetzt. Diese Krise ist damit auch eine Gelegenheit für die raumbezogene Sozialforschung, ganz neue Erkenntnisse zu generieren und, als Seismograph und Impulsgeber, der Gesellschaft bei der Bewältigung der Krise zu helfen. Das IRS justiert seine Forschung kurzfristig neu, um dieser Herausforderung zu begegnen. mehr Info