Drittmittelprojekt

Digitale städtebauliche Planungen: Planerisches Handeln und materiell-physische Anordnungen

Forschungsschwerpunkt: Ökonomie und Zivilgesellschaft

Projektleitung im IRS: Prof. Dr. Gabriela Christmann

Projektteam: Sophie Mélix Martin Schinagl

Verbundpartner: Technische Universität Berlin (Koordination) Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung Freie Universität Berlin Humboldt-Universität zu Berlin Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Förderorganisation: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Laufzeit: 03/2018 - 12/2021

Logo des Sonderforschungsbereichs "Re-Figuration von Räumen", © TU Berlin
Logo des Sonderforschungsbereichs "Re-Figuration von Räumen", © TU Berlin

Der Sonderforschungsbereich „Re-Figuration von Räumen“ ist der erste soziologie-geleitete Sonderforschungsbereich der DFG. Die Wissenschaftler/-innen haben sich zum Ziel gesetzt, die umfassenden räumlichen Neuordnungen globalen Maßstabs zu erforschen, die von einer Zunahme der globalen Zirkulation von Menschen und Gütern, der Entwicklung und Verbreitung digitaler Kommunikationstechnologien sowie dem damit verbundenen Anwachsen weltweiter Verflechtungen verursacht werden. Prof. Dr. Gabriela Christmann vom IRS war in der ersten Förderphase als Mitglied des Vorstandes sowie als Sprecherin des Projektbereichs B „Räume der Kommunikation“ an dem SFB beteiligt und leitete das Teilprojekt „Digitale städtebauliche Planungen: Planerisches Handeln und materiell-physische Anordnungen“.

In den letzten 50 Jahren haben sich globale Prozesse der sozialen, politischen und technologischen Veränderungen erheblich intensiviert. Dies findet seinen Ausdruck in weltweit gestiegenen Verflechtungen, Vernetzungen und Abhängigkeiten: Die Zirkulation von Waren und Ideen ist sprunghaft angestiegen, ebenso die Mobilität und die Migration von Menschen. Durch ortsungebundene Kommunikationstechnologien haben sich für soziale Prozesse wie den Wissensaustausch völlig neue Ausprägungen und Implikationen ergeben. Zugleich haben Gegenbewegungen zur Globalisierung signifikanten Zulauf erhalten, versinnbildlicht durch das Brexit-Votum in Großbritannien oder durch den Regionalisierungstrend in der Lebensmittelwirtschaft. Die Ausgangsthese des SFB „Re-Figuration von Räumen“ ist, dass durch diese grundlegenden gesellschaftlichen Wandlungsprozesse das Verhältnis von Menschen zu ihren Räumen neu verhandelt, verändert und umgestellt wird.

Räume gelten als strukturierendes Element von sozialen Prozessen, sie sind zugleich Austragungsort für gesellschaftliche Konflikte und Veränderungen sowie Ressource für Entwicklungsprozesse. Ziel der Forschungen in dem neuen SFB ist es, diese komplexen sozioräumlichen Prozesse in einem breiten Spektrum von Fachdisziplinen – Soziologie, Geographie, Architektur, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Kunst und Planung – empirisch zu beforschen und daraus eine Theorie des gegenwärtigen Wandels der sozialen Ordnung als räumlich-kommunikative Re-Figuration zu entwickeln. Das IRS leistete mit dem Teilprojekt „Digitale städtebauliche Planungen: Planerisches Handeln und materiell-physische Anordnungen“ einen Beitrag zum Projektbereich „Räume der Kommunikation“, der Veränderungen kommunikativen Handelns durch Mediatisierungsprozesse und deren Implikationen für die Re-Figuration von Raum untersuchte.

Ziel des Teilprojekts war es, speziell Veränderungen im städtebaulichen Planen am Beispiel neuer digitaler Techniken und Kommunikationsmedien weltweit zu erforschen. Drei Forschungsfragen standen im Zentrum der Untersuchung: (i) Wie lassen sich Digitalisierungen in der städtebaulichen Planung seit den 1970er Jahren beschreiben und systematisieren? (ii) Wie verändert sich vor dem Hintergrund von Digitalisierungsprozessen planerisches Handeln im Städtebau und mit welcher planerischen Raumkonstitution geht dies einher? (iii) Wie verändern sich auf der Basis digitalen Planens materiell-physische städtebauliche Anordnungen im Verhältnis zu – auf analogem Planen beruhenden – Anordnungen aus den 1960er Jahren? Für das digitale planerische Handeln wurden drei – ineinandergreifende – Handlungsbereiche in den Blick genommen werden: die städtebauliche Strukturplanung, v.a. das Arbeiten mit Geoinformationssystemen (GIS) zur Verarbeitung vielfältiger Informationen; die städtebauliche Gestaltungsplanung, v.a. das Arbeiten mit Tools wie dem Computer-Aided Design; und die kommunikative Planung zur Beteiligung von Stakeholdern und Bürgern, z.B. mit Tools der 2D- oder 3D-Simulationen. Untersucht wurden Mediatisierungsprozesse am Beispiel von vier Städten auf vier Kontinenten: New York City (Nordamerika/USA), Lagos (Afrika/Nigeria), Songdo (Asien/Südkorea) und Frankfurt/Main (Europa/ Deutschland).

Der SFB ist an der Technischen Universität Berlin angesiedelt und wird von Prof. Dr. Martina Löw (Institut für Soziologie, Fachgebiet Planungs- und Architektursoziologie) und Prof. Dr. Hubert Knoblauch (Institut für Soziologie, Fachgebiet Allgemeine Soziologie) als Sprecher geleitet.

Foto © TU Berlin

Aktuelles
06. Dezember | 2021

Der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) stimmte im November 2021 für die Verlängerung des Sonderforschungsbereiches (SFB) „Re-Figuration von Räumen“. Daran beteiligt ist auch das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS). Sonderforschungsbereiche ermöglichen die Bearbeitung innovativer, anspruchsvoller und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben im Verbund und sollen damit der Schwerpunkt- und Strukturbildung an den antragstellenden Hochschulen dienen, in diesem Fall an der Technischen Universität Berlin. mehr Info

Publikationen

Mélix, S., & Singh, A. (2021). Die visuelle Refiguration urbaner Zukünfte: Zur Prozessualität von digitalen Architekturvisualisierungen am Beispiel von Hudson Yards in New York. in M. Löw, V. Sayman, J. Schwerer, & H. Wolf (Hrsg.), Am Ende der Globalisierung: Über die Refiguration von Räumen (S. 231–256). (Re-Figuration von Räumen; Band 1). Transcript. https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5402-8/am-ende-der-globalisierung/?c=311022751
Christmann, G., & Schinagl, M. (2021). Digitale Planung, digitalisiertes Planungshandeln und mediatisierte Konstruktionen von Räumen. in M. Löw, V. Sayman, J. Schwerer, & H. Wolf (Hrsg.), Am Ende der Globalisierung: Über die Refiguration von Räumen (S. 183-204). (Re-Figuration von Räumen; Band 1). Transcript. https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/3f/35/31/oa9783839454022CtNsdxIiAhGAD.pdf
Christmann, G., & Schinagl, M. (2022). Digital Urban Planning and Urban Planners’ Mediatized Construction of Spaces. in G. Christmann, H. Knoblauch, & M. Löw (Hrsg.), Communicative Constructions and the Refiguration of Spaces: Theoretical Approaches and Empirical Studies (S. 139-153). (The Refiguration of Space). Routledge. https://doi.org/10.4324/9780367817183-11
Christmann, G. (2022). The Theoretical Concept of the Communicative (Re)construction of Spaces. in G. Christmann, H. Knoblauch, & M. Löw (Hrsg.), Communicative Constructions and the Refiguration of Spaces: Theoretical Approaches and Empirical Studies (S. 89-112). (The Refiguration of Space). Routledge. https://doi.org/10.4324/9780367817183-8
Christmann, G., Knoblauch, H., & Löw, M. (2022). Introduction: Communicative Constructions and the Refiguration of Spaces. in G. Christmann, H. Knoblauch, & M. Löw (Hrsg.), Communicative Constructions and the Refiguration of Spaces: Theoretical Approaches and Empirical Studies (S. 3-15). (The Refiguration of Space). Routledge. https://doi.org/10.4324/9780367817183-2
Christmann, G., Knoblauch, H., & Löw, M. (Hrsg.) (2022). Communicative Constructions and the Refiguration of Spaces: Theoretical Approaches and Empirical Studies. (The Refiguration of Space). Routledge. https://doi.org/10.4324/9780367817183
Schinagl, M. (2022). Digitale Stadtplanung: Alltag und Räume technisierten Planens. (Re-Figuration von Räumen; Nr. 6). Transcript.
Christmann, G., & Schinagl, M. (2023). Digitalisation in Everyday Urban Planning Activities: Consequences for Embodied Practices, Spatial Knowledge, Planning Processes, and Workplaces. Journal of Urban Management, 12(2), 141-150. https://doi.org/10.1016/j.jum.2023.02.001