20. Juni 2024 | Ausgewählte Publikation

Wie Klimamanager*innen sich an lokale Bedingungen anpassen

Kommunen beschäftigen zunehmend Klimamanager*innen, um die Umsetzung klimapolitischer Ziele voranzutreiben. Doch wie handeln diese Individuen, und wie beeinflussen die spezifischen lokalen Bedingungen ihr Handeln? In einem neuen Paper in der Fachzeitschrift Regional Studies" zeigen Forschende des IRS, dass unterschiedliche Strategien verfolgt werden, je nachdem ob eine Kommune bereits klimapolitisch aktiv ist oder nicht.

Wolfgang Haupt von der Forschungsgruppe „Urbane Nachhaltigkeitstransformationen" sowie die ehemaligen Gruppenmitglieder Leonie Laug und Peter Eckersley präsentieren in ihrem Paper „Structure, Agency and Local Climate Governance: How do Individual Actors Exploit Local Contexts to Shape Policymaking in Smaller Cities and Towns?" neue Forschungsergebnisse zu klimapolitischer Steuerung (Governance) in Städten unter unterschiedlichen strukturellen Rahmenbedingungen. Konkret untersuchten sie, welchen Einfluss Agency, also die Aktivitäten von Einzelpersonen, auf die städtische Klima-Governance hat. Basierend auf Fallstudien aus elf deutschen Mittelstädten verglichen sie Handlungsweisen und Strategien von Klimamanager*innen aus strukturell sehr unterschiedlich gelagerten Städten. Zentrale Erkenntnisse waren, dass Klimamanager*innen, je nach lokalem Kontext, auf sehr unterschiedliche Ansätze zurückgreifen, um das Handlungsfeld Klimawandel in Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft zu verankern. Klimamanager*innen aus Städten, in denen es bereits ein breiten politischen Konsens für Klimaschutz gibt (z.B. Klimaneutralitätsbeschlüsse, Ausrufung des Klimanotstands) arbeiten eher daraufhin, die Politik an ihre Beschlüsse zu erinnern und überprüfen kritisch, ob Maßnahmen wirklich wirksam sind oder nur ein Image von Klimafreundlichkeit erzeugen sollen (Climate-Washing).

In Städten, in denen dieser politische Konsens fehlt und in denen Politik, Verwaltung und Stadtbevölkerung eher zurückhaltend auf Klimavorhaben reagieren, zeigte sich ein gegensätzliches Bild: Hier vermeiden Klimamanager*innen in der Kommunikation mit Politik, Verwaltung und Stadtbevölkerung meist direkte Verweise auf die Dramatik der Klimakrise. Stattdessen werden Themen, die als vermittelbarer angesehen werden, in den Vordergrund gestellt, um Maßnahmen zu Klimaschutz- und Klimaanpassung zu begründen. So wird zum Beispiel bei Klimaschutzmaßnahmen eher deren wirtschaftlicher Wert oder der Wert von Energieunabhängigkeit betont. Statt von „Klimaanpassung" wird von „Begrünung" gesprochen.