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Die Kinder von Marzahn
Aufnahmen der Architekturfotografin Monika Uelze in den Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS
Die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS besitzen über 200.000 Fotos. Anlässlich der Langen Nacht der Wissenschaften 2022 stellten sie die Posterausstellung „Menschen in Marzahn“ mit einigen Bildern der Berliner Architekturfotografin Monika Uelze zusammen und zeigten sie im Atrium des Hauses der Leibniz-Gemeinschaft. Die Aufnahmen entstanden Mitte der 1980er-Jahre in Berlin-Marzahn und dokumentieren Bauten und Aspekte des Lebens in der damals neuen Großwohnsiedlung. Wo genau die Aufnahmen entstanden sind, ist oft nur durch längere Recherchen herauszufinden. Die Öffentlichkeit kann dabei helfen.
Monika Uelze (1941–2000) entdeckte schon als Schülerin ihre Leidenschaft für die Fotografie. In einem Atelier in Schöneweide erhielt sie eine anspruchsvolle Ausbildung. 1958 fotografierte sie erstmals Möbel für Charlotte von Mahlsdorf, mit der sie zeitlebens befreundet blieb und verschiedentlich Fotos für ihr Gründerzeitmuseum machte. Seit 1967 war Monika Uelze Fotografin beim Wohnungsbaukombinat Berlin, parallel arbeitete sie viel freiberuflich für Auftraggeber wie die Stadtverwaltung von (Ost-)Berlin, Zeitungen und Zeitschriften. 1985 legte sie die Prüfung zur Fotografenmeisterin ab und machte sich in Köpenick selbstständig. Nach der Wende betrieben sie und ihr Mann Frank Uelze in Berlin zeitweise sechs Betriebe im Bereich Fotografie, Reproduktion und Werbegestaltung. Eine schwere Krankheit setzte ihrem Leben mit nur 58 Jahren ein Ende.
Das Negativarchiv mit Aufnahmen von Monika Uelze seit den 1950er Jahren (vor allem zum Baugeschehen in Ost-Berlin) ist nicht mehr vorhanden, was sehr bedauerlich ist. Die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS Erkner besitzen einige Abzüge von Fotografien von ihr, nicht zuletzt (aber keineswegs nur) zu Marzahn. Diese sind vermutlich alle um 1985 entstanden, vom Institut für Städtebau (ISA) der Bauakademie der DDR angekauft und teilweise publiziert worden. Inwieweit sie auch im Auftrag des ISA entstanden sind, ist bislang unbekannt. In jedem Fall handelt es sich um eine eindrucksvolle Fotoserie, zumeist aufwändig aufgenommen mit einer 9x12-Großformatkamera von Linhof, unter Verwendung von Glasplatten. Die ausgewählten Fotos veranschaulichen Monika Uelzes Können und dass sie auch einen guten Blick dafür hatte, wie sich Menschen ihre Lebensräume aneignen.
Besonders gelungen – und besonders beachtlich angesichts der analogen Aufnahmetechnik – ist das hier gezeigte Foto mit in Richtung der Betrachterin rennenden Kindern, das einen Augenblick höchster Dynamik verdichtet. Das Bild ist auch hinsichtlich der gezeigten Gebäude hervorragend komponiert. Hinter den neuen Großwohnbauten (teilweise in Form von Hochhäusern) ist noch ein Baukran zu sehen. Bekannt ist auf Grund der Beschriftung auf der Rückseite des Abzugs, dass das Foto in Alt-Marzahn entstand. Der ganz genaue Entstehungsort ließ sich aber bislang, auch bei einer Suche vor Ort, nicht ermitteln. Sollten Sie bei der Lokalisierung helfen können, melden Sie sich bitte an Kai Drewes (kai.drewes(at)leibniz-irs.de) von den Wissenschaftlichen Sammlungen.
Angesichts einer großen Menge nicht oder nur teils erschlossener Archivalien suchen die Wissenschaftlichen Sammlungen zunehmend die Hilfe der Öffentlichkeit. Im Projekt „CitizenArchives“ entwickeln sie ein Online-Interface, das es Bürger*innen erleichtert, bei der Erschließung von Archivalien zu helfen.
Mit herzlichem Dank an und freundlicher Genehmigung von Frank Uelze.