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Policy Paper zu Transnational Education Hubs: Wie Hochschul-Zweigstandorte zu ökonomischer Transformation beitragen können
Besonders in Ländern, die danach streben, sich von einer Rohstoff- zu einer Wissensökonomie zu transformieren, ist die Ansiedlung von „Transnational Education Hubs“, also Clustern von Ablegern internationaler Universitäten, ein beliebtes standortpolitisches Gestaltungsmittel. Doch die Hoffnungen auf eine transformative Wirkung auf die lokale Ökonomie werden nicht immer erfüllt. Die IRS-Nachwuchsgruppe TRANSEDU hat in ihrem neuen Policy Paper „Developing Successful Transnational Education Hubs: Key Challenges for Policy Makers“ (IRS Dialog 4/2022) die zentralen Herausforderungen benannt und Empfehlungen formuliert.
Seit 2018 untersucht die Leibniz Junior Research Group TRANSEDU unter Leitung von Jana Kleibert die Internationalisierungsstrategien von Hochschulen. Besonders nimmt sie Zweigstellen-Campusse von Universitäten in den Blick. In einem 2021 erschienen Policy Paper beleuchtete sie bereits die Perspektive der Universitäten selbst: Diese erhoffen sich von internationalen Zweigstandorten sowohl finanzielle als auch Reputationsgewinne, gehen dabei aber auch große Risiken ein. Das Policy Paper „Strategy First: Ten Questions to Answer before Starting an International Campus“ benannte die Risiken und gab Verantwortlichen in Universitäten zehn Leitfragen an die Hand, anhand welcher sie prüfen können, ob ein geplantes Offshore Campus-Vorhaben sinnvoll ist oder nicht.
Jetzt nimmt die Gruppe die Perspektive der Gastländer ein und fragt danach, wie ihre Erwartungen an Hochschul-Zweigstandorte sich zu den Strukturen, Motivationen und Praktiken der Universitäten verhalten, welche die Standorte errichten. Das Policy Paper richtet sich an die Akteure, die an der Ausgestaltung von Education Hub-Projekten beteiligt sind sowie an Beratungs- und Unterstützungsorganisationen in der internationalen Hochschulbildung. Die Autor*innen heben drei zentrale Punkte hervor:
Erstens können die Motivationen von Regierungen und Universitäten voneinander abweichen. Die politischen Entscheidungsverantwortlichen müssen berücksichtigen, dass Universitäten entgegen der allgemeinen Auffassung nicht automatisch zu den nationalen oder regionalen Entwicklungszielen beitragen. Beispielsweise konzentrieren sie sich in ihren Zweigstandorten oftmals lieber auf leicht vermarktbare und hoch standardisierte Lehrangebote (z. B. MBA-Abschlüsse) als auf komplexe Forschungs- und Transferaktivitäten.
Entsprechend müssen, zweitens, angemessene Rahmenbedingungen für die Regulierung und Ansiedlung der transnationalen Hochschulbildung eingeführt und weiterentwickelt werden. Übermäßig durchlässige Systeme können zweifelhafte Anbieter anziehen und zu Friktionen mit den lokalen Hochschulsystemen führen, was einen erfolgreichen Transfer von Wissen in die heimische Wirtschaft behindert.
Die lokale Verankerung von Zweiguniversitäten erfordert, drittens, externe Anreize. Erhoffte Aktivitäten, wie z. B. die Zusammenarbeit zwischen Zweiguniversitäten oder mit inländischen Universitäten und Synergieeffekte mit der lokalen Wirtschaft müssen von den Behörden des Gastlandes aktiv gefördert werden.
Insgesamt argumentieren die Autor*innen, dass ein Gleichgewicht gefunden werden muss zwischen einem investitionsfreundlichen Umfeld einerseits und Steuerungsmechanismen, die erwünschte Effekte aktiv fördern.