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Fürsorge und Macht: Dissertationsschrift von Daniel Hadwiger veröffentlicht
Unter dem Titel „Nationale Solidarität und ihre Grenzen. Die deutsche ‚Nationalsozialistische Volkswohlfahrt‘ und der französische ‚Secours national‘ im Zweiten Weltkrieg“ erschien im Stuttgarter Franz Steiner-Verlag die Dissertationsschrift von Daniel Hadwiger, Postdoktorand in der Historischen Forschungsstelle. In seiner Dissertation untersuchte Hadwiger die politische Instrumentalisierung von Fürsorge im NS-Staat und im Vichy-Regime in einem transnationalen Vergleich.
Hadwiger betrachtet beispielhaft die bedeutendsten Wohlfahrtsorganisationen im Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Frankreich: die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) und den Secours national. NSV und Secours national versorgten die Zivilbevölkerung in außerordentlichen Krisen im Krieg. Zugleich handelten beide Wohlfahrtsorganisationen im Auftrag des NS-Staates bzw. des Vichy-Regimes. Sie setzten deren antikommunistischen, antisemitischen und familienfördernden Maßnahmen in der Fürsorge um. Zentral war daher neben ihrer Versorgungsfunktion ihre Überwachungs- und Propagandafunktion zugunsten des NS-Staates und des Vichy-Regimes. Die Studie vergleicht, wie die Herausforderungen der Fürsorge im Krieg durch die NSV und den Secours national innerhalb ihres jeweiligen nationalen Kontextes bewältigt wurden. Sie fragt darüber hinaus nach der gegenseitigen Beeinflussung der beiden Organisationen. Dass im Zweiten Weltkrieg nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Wohlfahrtsorganisationen um Bevölkerung, Territorien und konkurrierende Ordnungsmodelle gekämpft wurde, zeigen NSV und Secours national besonders anschaulich. Daniel Hadwiger recherchierte für seine Studie in ca. 50 Archiven in Tschechien, Belgien, Frankreich und Deutschland. Die Arbeit bettet sich in neuere Forschungen ein, welche den Nationalsozialismus aus einer transnationalen Perspektive beleuchten.
Die Arbeit wurde von Johannes Großmann, Juniorprofessor für Geschichte Westeuropas am Seminar für Zeitgeschichte der Universität Tübingen, und Julia Torrie, Professorin für Geschichte an der University of St. Thomas in Fredericton, Kanada betreut. Sie wurde mit der Note 1,0 (magna cum laude) bewertet. Im November 2020 wurde Daniel Hadwiger mit dem Dissertationspreis des deutsch-französischen Historikerkomitees ausgezeichnet. Die Dissertation wird in der Schriftenreihe des deutsch-französischen Historikerkomitees herausgegeben.