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Lange Nacht der Wissenschaften 2018 in Berlin
Besucherrekord im Haus der Leibniz-Gemeinschaft – starkes Interesse an IRS-Themen
Erneut beteiligte sich das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) am 9. Juni 2018 im Haus der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin-Mitte an der Langen Nacht der Wissenschaften. An diesem Samstag kamen zwischen 17:00 und 24:00 Uhr sage und schreibe 1.400 Besucher/-innen in die Chausseestraße 111 und informierten sich über Forschungen des IRS und weiterer Leibniz-Einrichtungen.
IRS-Wissenschaftler Dr. Matthias Bernt hielt ausgerechnet im überfüllten Raum Berlin im Leibniz-Haus einen Vortrag zum Problem der Gentrifizierung. Sein Thema präsentierte er in diesem Jahr erstmalig zudem in dem neuen Format Book a Scientist: Wohnen zwischen Verdrängung und Mieterschutz - Gentrifizierung in Berlin, London und St. Petersburg. Bernt zeigte das spannungsgeladene Verhältnis zwischen der Entwicklung städtischer Immobilienmärkte und den Interessen und Bedürfnissen von Bewohner/-innen auf. Damit traf er ganz den Nerv des Publikums und machte deutlich, wie nicht nur in der deutschen Hauptstadt Regulationen für Ferienwohnungen, Mietpreisbremsen oder auch Sozialquoten bei Neubauvorhaben heftig diskutiert werden.
Mit einer Ausstellung des IRS über Leben und Werk des Architekten und Stadtplaners Egon Hartmann zeigten Dr. Kai Drewes und Anja Pienkny den Besuchern im Atrium, dass die deutsche Bau- und Planungsgeschichte nach 1945 bemerkenswerte Verflechtungen zwischen DDR und BRD aufwies: Hartmann war an führender Stelle beim städtischen Wiederaufbau erst in Ost-, ab Mitte der 1950er Jahre in Westdeutschland tätig. Sein Werk zeichnet die biographischen Brüche ebenso beeindruckend nach wie die wesentlichen Entwicklungslinien des deutschen Städtebaus in dieser Zeit. Die umfangreiche Ausstellung gab detaillierte Einblicke in Hartmanns Schaffen und ist von hoher Aussagekraft für die deutsch-deutsche Geschichte. Sie wir in diesem Jahr noch an anderen Orten zu bestaunen sein.
Ist der ländliche Raum heute abgehängt und innovationsfern? Mit dieser etwas provokanten Frage begegneten Dr. Ralph Richter und Kim Trinh Quang vom IRS den wissenshungrigen Besucher/-innen bis tief in die Lange Nacht. Sie zeigten, wie solche abgehängten Bilder an der Realität oft vorbeigehen. Sozialwissenschaftler haben am IRS längst eine andere Wirklichkeit diagnostiziert: Sie haben viele kreative Projekte und echte Innovationen auf dem Land entdeckt. Alte und junge Besucher/-innen waren neugierig zu erfahren, wie Wissenschaftler/-innen ländliche Räume erforschen und wie die Bedingungen, Akteure und Prozesse aussehen, unter denen heute Innovationen in Dörfern und Kleinstädten entstehen. Ein Stand mit Informationstafeln und einem Quiz „Sind Sie ein Landkenner“ lud schließlich ein, vermeintliche Gewissheiten über das Landleben im 21. Jahrhundert auf unterhaltsame Weise zu hinterfragen.
Die Lange Nacht der Wissenschaften 2018 verzeichnet etwa 28.000 Besucherinnen und Besucher (2017 waren es 34.000). In diesem Jahr konnte die Wissenschaftsnacht damit insgesamt weniger Besucher anziehen als in den Jahren zuvor. Die Möglichkeit, vor Ort über Wissenschaft und Forschung zu sprechen und mehr darüber zu erfahren, ist sowohl bei Besucherinnen und Besuchern als auch bei den gastgebenden Forscherinnen und Forschern dennoch in ganz Berlin auf sehr gute Resonanz gestoßen. Erfreulicherweise gelang es einigen Wissenschaftseinrichtungen wie dem IRS, die Besucherzahlen gegenüber den Vorjahren sogar zu steigern. Dazu gehören u. a. das Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie mit etwa 4.700 Besuchern, die Lise-Meitner-Schule mit gut 1.400 Gästen, das Haus der Leibniz-Gemeinschaft mit wie gesagt fast 1.400 Besuchern sowie die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung mit mehr als 1.000 Besuchern in diesem Jahr. Auch das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik erfreute sich größerer Beliebtheit. Fast 2.500 Neugierige besuchten das Futurium. Andere Standorte bzw. große Einrichtungen hatten ähnlich hohe Besucherzahlen wie im vergangenen Jahr, z. B die Freie Universität, die Institute auf dem Potsdamer Telegrafenberg, die Beuth Hochschule sowie die Technische Universität. „Auch wenn die Besucherzahlen geringer ausgefallen sind: Wir glauben nicht an ein generell sinkendes Interesse. Vor allem mit dem March for Science in Berlin und den vielen Nachfolgeaktionen gibt es inzwischen noch mehr Möglichkeiten, mit der Wissenschaft in den direkten Dialog zu treten. Für uns als Ausrichter der Langen Nacht der Wissenschaften heißt das, im kommenden Jahr noch stärker genau auf diesen Aspekt hinzuweisen und auch das Profil der Programmangebote daraufhin zu schärfen“, so Prof. Dr. Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität Berlin und Vorsitzender des Lange Nacht der Wissenschaften e. V. (LNDW e. V.). Die nächste Lange Nacht der Wissenschaften findet übrigens am Samstag, dem 15. Juni 2019, statt.