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Raumbezogene Forschung in Zeiten von digitalen Welten und Virtual Reality
Die dynamische Entwicklung von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere das Internet, hat enorme Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Räumen und auf das raumbezogene Handeln eines großen Teils der Weltbevölkerung. Dies findet in neuen Praktiken der Arbeit (ortsungebundene, digitale Arbeit), der Forschung und Entwicklung (Wissensteilung auf Online-Plattformen, Crowdfunding, Virtuelle Labore) oder im Alltag (synchrone und asynchrone Kommunikation, neue raumbezogene Identitäten) ihren Ausdruck. Anlässlich der 2. IRS Spring Academy „Investigating Space(s)“ vom 22. bis zum 25. Mai 2018 halten drei renommierte Wissenschaftler/-innen öffentliche Vorträge zu diesen Themen in Erkner und Berlin.
Materielle Räume waren für das soziale und individuelle Handeln in der Vergangenheit der bedeutendste Bezugsrahmen: Bauern bewirtschafteten ihre Felder, Güterzüge und Transportschiffe überwinden physische Distanzen zur weltweiten Verteilung von Gütern und politische Herrschaft ist gekoppelt an ein klar definiertes Territorium. Anzeichen dafür, dass sich soziale, kulturelle, ökonomische oder politische Prozesse nicht ausschließlich in der materiellen Welt abspielen, gibt es jedoch schon lange, etwa in der Symbolkraft von Bildnissen und Insignien in der Politik oder in der raumüberbrückenden Wirkmacht von Medien und Informationstechnologien. Mit dem Aufkommen digitaler Kommunikationsmittel hat sich dieser Trend jedoch intensiviert: Essenzielle soziale, politische, wirtschaftliche und kulturelle Prozesse finden heute scheinbar losgelöst von physischen Räumen statt. Die IRS Spring Academy 2018 thematisiert das sich rasant verändernde Verhältnis von sozio-materiellen und virtuellen Räumen und beschäftigt sich dabei sowohl mit den praktischen Konsequenzen für die Lebenswelt der Menschen als auch mit den wissenschaftlichen Implikationen für Disziplinen wie die Geographie oder raumbezogene Sozialwissenschaften.
Drei Abendvorträge der IRS Spring Academy sind öffentlich:
- Matthew Zook, Professor für Information and Economic Geography an der University of Kentucky, spricht über die Rolle von Algorithmen und programmiertem Code in Kommunikations-, Steuerungs- und damit auch globalwirtschaftlichen Prozessen. Er illustriert am Beispiel von „Airline Hackern“, die Bonusprogramme mit spezieller Software ausnutzen, welche räumlichen Folgen die Möglichkeiten von Algorithmen und Codes haben und wie porös dieses System für sicherheitsrelevante Angriffe ist.
22. Mai 2018, IRS, Erkner - Samuel Kinsley ist Lecturer für Geographie an der University of Exeter und beschäftigt sich mit der Auswirkung neuer Technologien in Alltagspraktiken und insbesondere auf die Wahrnehmung und Nutzung von Raum. In seinem Vortrag skizziert er Grundzüge einer Geographie des Virtuellen, wobei er vor allem auf die materiellen Bedingungen einer virtuellen Geographie abhebt.
23. Mai 2018, Einstein Center Digital Future, Berlin - Der Vortrag von Gertraud Koch, Professorin für Ethnologie und Kulturanthropologie an der Universität Hamburg, fokussiert auf digitale Infrastrukturen als Kommunikationsmittel und versucht, das „Virtuelle“ aus einer ethnographischen Perspektive heraus zu deuten. Medien transportieren dabei nicht neutral Informationen, sondern beeinflussen Botschaft und Inhalt.
24. Mai 2018, IRS, Erkner
Darüber hinaus steht Oliver Ibert, Leiter der Forschungsabteilung „Dynamiken von Wirtschaftsräumen“ und Professor für Wirtschaftsgeographie an der Freien Universität Berlin, für Gespräche zur Verfügung. Ibert ist einer der Organisatoren der IRS Spring Academy und entwickelt derzeit einen Forschungsschwerpunkt zu Plattformökologien und kreative Kollaborationen an der Schnittstelle zwischen virtuellem und sozio-materiellem Raum.
Journalist/-innen sind herzlich eingeladen, an den öffentlichen Vorträgen teilzunehmen sowie mit den Organisatoren ins Gespräch zu kommen. Weitere Informationen zum Ablauf, zu Orten und zu Zeiten entnehmen Sie bitte der Veranstaltungsseite zur Spring Academy.