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Junior Research Group am IRS untersucht Globalisierung von akademischer Wissenschaft und Forschung
In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Studierenden, die ein Hochschulstudium im Ausland absolvieren, stetig gestiegen. Zudem investieren viele Hochschulen in internationale Campus (international branch campuses, IBC) im Ausland. Dies sind erste Indizien für eine parallele Globalisierung wissensintensiver Wirtschaftszweige und der Universitätslandschaft. Die am 1. April am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) gestartete Leibniz Junior Research Group „Constructing Transnational Spaces of Higher Education“ (TRANSEDU) befasst sich mit diesem Zusammenhang von globalisierten ökonomischen Prozessen und der Internationalisierung der Wissenschafts- und Forschungslandschaft.
Im Oktober 2012 eröffnete die Technische Universität Berlin eine Zweigstelle im ägyptischen El Gouna am roten Meer. Die Initiative dafür ging zurück auf den ägyptischen Unternehmer Samih Sawiris, einem Absolventen der TU Berlin. Es wurde in einer public private partnership (PPP) realisiert und steht damit für eine parallele und verknüpfte Globalisierung wirtschaftlichen Prozessen und Internationalisierung von Bildung und Forschung. Die Einrichtung des Campus‘ ist international kein Einzelfall: Ende 2017 existierten fast 250 internationale Campus weltweit, sehr viele davon in Nahost und Südostasien. Neben Einrichtungen, die eher Zweigstellen ähneln wie dem Campus der TU Berlin in El Gouna, wurden große „Education Cities“ auf dem Reißbrett geplant und entwickelt, etwa die EduCity in Malaysia oder der Incheon Global Campus in Songdo (Südkorea).
Die im Winter 2017 von Dr. Jana Kleibert eingeworbene Junior Research Group „TRANSEDU“ hat zum Ziel gesetzt, die besondere Entwicklungsdynamik der Globalisierung der Universitätslandschaft zu erforschen. Diese betrifft beispielsweise die neuartigen räumlichen Formen der IBCs von einem einzelnen Campus hin zu integrierten Bildungsstädten. Darüber hinaus sind eine Reihe neuer Akteure und regionaler Fokusräume sichtbar geworden. So werden immer stärker auch europäische Universitäten in diesem Feld aktiv, und der Schwerpunkt verlagert sich derzeit vom Nahen Osten nach Asien. Weder die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe dieser Entwicklungen noch deren Implikationen sind bisher systematisch erforscht worden.
IBCs werden von der IRS-Forschergruppe als Kristallisationspunkte der Globalisierung konzeptualisiert. In humangeographisch ausgerichteten Forschungsarbeiten sollen IBCs auf unterschiedlichen Ebenen untersucht werden, die sowohl die entstehenden globalen Universitätsnetzwerke als auch die territoriale Einbettung an konkreten Orten in den Blick nehmen. Die einzelnen Promotionsarbeiten fokussieren sich auf den Wandel europäischer Internationalisierungsstrategien von Universitäten, die Einbettung von IBCs in nationale und städtische Entwicklungsstrategien, sowie der Entstehung von transnationalen Mobilitäten und Wissen innerhalb der transnationalen „Education Cities“ in den Golfstaaten und Südostasien. In den Studien werden netzwerkzentrierte und territoriale Analysen Anwendung finden, um sowohl die Einbettung der neuen internationalen Räume der Ausbildung in Netzwerken als auch die Verankerung in lokalen und regionalen Kontexten zu verstehen.
Im Rahmen ihres Wettbewerbsverfahrens fördert die Leibniz-Gemeinschaft im Programm „Leibniz – Beste Köpfe“ so genannte Junior Research Groups, die vielversprechenden jungen Wissenschaftler/-innen die Möglichkeit geben, eigene Forschungen zu realisieren und sich damit in ihrem Forschungsfeld weiter zu etablieren. Die Nachwuchswissenschaftler/-innen leiten über einen Zeitraum von fünf Jahren eine Nachwuchsgruppe, bestehend aus zwei bis drei Doktorand/-innen. Die drei Doktorand/-innen beginnen im Mai 2018 ihre Forschung am IRS unter der Leitung von Dr. Kleibert. Weitere Projektpartner sind Prof. Dr. Neil Coe von der National University of Singapore und Prof. Dr. Bas van Heur vom Brussels Centre for Urban Studies der Vrije Universiteit Brussel.