Drittmittelprojekt

Sozio-räumliche Diffusion von COVID-19 in Deutschland (CoDiff)

Forschungsschwerpunkt: Ökonomie und Zivilgesellschaft

Projektleitung im IRS: Dr. Andreas Kuebart

Förderorganisation: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Laufzeit: 02/2022 - 01/2023

covid-test
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Die COVID-19-Pandemie folgt, wie andere Pandemien zuvor, einem zeitlichen Muster der Beschleunigung und Verlangsamung in Bezug auf die Fallinzidenzen in Bevölkerungsgruppen und Regionen. Im Verlauf einer Pandemie entsteht ein zeitliches Muster, das logistischen Kurven oder Wellen ähnelt. Während Pandemiewellen oft auf nationaler Ebene analysiert werden, sind sie in der Regel nicht gleichmäßig innerhalb von Gebieten verteilt.
Unser Projekt zielte darauf ab, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich die COVID-19-Pandemie in Deutschland im Laufe der Zeit und im Raum entfaltet hat. Durch die Analyse der Verläufe der COVID-19-Pandemie in Deutschland aus einer Prozessperspektive wollten wir raumzeitliche Muster der Pandemiediffusion erkennen. Da vermutlich mehr Daten über die COVID-19-Pandemie gesammelt wurden als über jeden anderen Ausbruch von Infektionskrankheiten zuvor, bietet die Forschung über die räumlich-zeitlichen Dynamiken von COVID-19 die Möglichkeit, ein besseres Verständnis für die räumlichen Dynamiken von Infektionskrankheiten unter zeitgenössischen Bedingungen zu erlangen.
Das Projekt hatte daher zwei wichtige Ziele: Erstens, empirisches Material darüber zu sammeln, wie sich die Pandemie in Deutschland im Laufe der Zeit entwickelt hat. Da wir ein detailliertes empirisches Verständnis der raumzeitlichen Dynamiken von COVID-19 in Deutschland als wesentlich für das Projekt erachteten, wurde viel Wert darauf gelegt, die Pandemie sowohl zeitlich als auch räumlich zu durchdringen.
Zweitens, die Entwicklung eines Verlaufsmodells, das den Verlauf der Pandemie in Deutschland in verschiedene Phasen unterteilt, wobei Indikatoren auf nationaler Ebene (z.B. räumliche Autokorrelation der Inzidenz oder Mortalität) und Indikatoren auf regionaler Ebene (z.B. Hot Spots und Cold Spots) berücksichtigt werden. Dabei wurde mittels „Local Indicators of Spatial Association“ und „Hierarchical Clustering” eine Typologie von Pandemieverläufen auf Kreisebene entwickelt.
Die in den vorherigen Schritten identifizierten Muster wurden aus der Perspektive der Diffusionstheorie untersucht. Durch eine Analyse, welche Typen von Diffusionsmustern in welcher Phase der Pandemie relevant waren, wurden Erkenntnisse darüber gewonnen, wie sich die Geographien der Ausbreitung im Laufe der Pandemie im Lichte sich ändernder Bedingungen (z.B. neue Stämme oder Infektionskontrollmaßnahmen) verändern. Dadurch leistet das Projekt einen Beitrag zur Diffusionstheorie und zielt darauf ab, Empfehlungen für politische Maßnahmen zu geben, die direkt auf die räumliche Ausbreitung abzielen (z. B. Grenzschließungen).


Foto: Halfpoint/stock.adobe.com

Aktuelles
15. August | 2023
Paper zur Ausbreitung von COVID-19

Ein kürzlich im Journal „Spatial and Spatio-temporal Epidemiology“ veröffentlichter Artikel der IRS-Wissenschaftler Andreas Kuebart und Martin Stabler betrachtet die Schwere der COVID-19-Pandemie auf Ebene der deutschen Landkreise im Zeitverlauf. Die Studie zeigt: Die ersten vier Pandemiewellen verteilten sich sehr ungleichmäßig innerhalb Deutschlands. Auch über lange Zeiträume blieben die Verteilung jedoch überraschend stabil und die betroffenen Regionen konstant. mehr Info

Publikationen

Stabler, M., & Kuebart, A. (2023). Tempo-spatial Dynamics of COVID-19 in Germany: A Phase Model Based on a Pandemic Severity Indicator. https://doi.org/10.1101/2023.02.17.23286084
Kuebart, A., & Stabler, M. (2023). Waves in Time, but not in Space: An Analysis of Pandemic Severity of COVID-19 in Germany based on Spatio-temporal Clustering. Spatial and Spatio-temporal Epidemiology, 47, [100605]. https://doi.org/10.1016/j.sste.2023.100605