Qualifizierungsprojekt

On the Shoulders of Dwarfs. The Geography of Community-Driven User Innovation

Projektleitung im IRS: Dr. Verena Brinks

Laufzeit: 05/2012 - 10/2016

Die Dissertation beschäftigte sich mit Nutzer-Innovationen, verstanden als neue Produkte oder Dienstleistungen, die nicht in Organisationen oder Forschungs- und Entwicklungsabteilungen entwickelt wurden, sondern von „Nutzern“, wie z.B. Hobbyisten, Enthusiasten oder Betroffene bestimmter Problemlagen. Die Untersuchung solcher Innovationsprozesse ist für die Wirtschaftsgeographie ein neues, bislang wenig erforschtes Feld, das neue Konzeptualisierungen erfordert, da gängige Ansätze zum Verständnis der Räumlichkeit in Innovationsprozessen vorrangig Organisationen in das Blickfeld nehmen. Nutzer-Innovationen werden in der Regel als kollektiv hervorgebrachte Innovationen theoretisiert, die von ihrer Einbettung in nicht territorial gebundenen Nutzer-Communities, in denen Mitglieder ihre Expertise freiwillig einbringen, profitieren. Die Arbeit widmete sich dem Verhältnis zwischen „communities of interest“ und den in ihnen stattfindenden Prozessen der Wissensgenerierung und –vermarktlichung. Dabei stand die Frage im Vordergrund, wie in Communities geschaffenes Wissen zu unternehmerischen Aktivitäten führen kann. Ziel war die Entwicklung eines tieferen Verständnisses der räumlichen Prozesse und der räumlichen Implikationen von nutzer-getriebenen, kollektiven Innovationsprozessen. Anhand von vier Fallstudien wurde aufgezeigt, wie
- lokale unternehmerische Aktivitäten aus der Partizipation in nicht lokal gebundenen „communities of interest“ entstehen und welche räumlichen Muster erkennbar sind
- in physisch dispersen „communities of interest“ die Kreierung von „Wert“ stattfindet als Grundlage für unternehmerische Aktivität
- sich unterschiedliche Motive zu innovieren (Enthusiasmus-getrieben/ Problem-getrieben) und strukturelle Bedingungen auf den raum-zeitlichen Pfad von Nutzer-Innovationen auswirken
In theoretisch-konzeptioneller Hinsicht lieferte die Arbeit einen Beitrag zur Debatte um „communities of practice“. Diese werden in der Wirtschaftsgeographie bislang vorrangig als Medium zur Erleichterung von Interaktion über physische Distanz hinweg thematisiert. Die Dissertation erweitert diesen Aspekt, in dem aufgezeigt wird, wie Communities aus lokalen, affektiven Situationen von Individuen entstehen und wie diese zu wissen- und wertschaffenden Systemen werden. Die empirischen Ergebnisse wurden durch ein qualitatives, prozess-fokussiertes Forschungsdesign, bestehend aus 24 qualitativen Interviews, (teilnehmenden) Beobachtungen und der Methode der „Netnographie“, generiert.
Das Promotionsprojekt wurde mit der Verteidigung im Oktober 2016 erfolgreich abgeschlossen.