26. Oktober | 2022

Abschluss und Transferphase des Projekts „Vom Stadtumbauschwerpunkt zum Einwandererquartier?“

Am 19. September 2022 fand in Berlin die Fachtagung und Abschlusskonferenz zum BMBF-geförderten Forschungsprojekt „Vom Stadtumbauschwerpunkt zum Einwanderungsquartier – Neue Perspektiven für periphere Großwohnsiedlungen“, kurz „StadtumMig" statt. Gemeinsam mit dem Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden, dem Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) und der Brandenburgischen Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH (B.B.S.M) hatte das IRS darin lokalen Integrationspolitiken, Freiraumentwicklung, Anpassungsbedarfe der sozialen Infrastruktur, Bleibeperspektiven und die Öffnung von Stadtgesellschaften gegenüber neuzugezogenen Geflüchteten in ostdeutschen Großwohnsiedlungen untersucht. Das Projekt trat nun in eine zweijährige Umsetzungs- und Verstetigungsphase ein. Erste Ergebnisse des Projekts „StadtumMig" sind unter anderem in der Juni-Ausgabe (1/2022) des Magazins IRS aktuell nachlesbar.

Die Abschlusskonferenz im Hauptgebäude der Humboldt-Universität versammelte Forschende der am Projekt beteiligten Institute, externe Wissenschaftler*innen und Engagierte aus zivilgesellschaftlichen Initiativen. Den Auftakt machte Heike Hanhörster vom Institut für Landes und Stadtentwicklungsforschung (ILS) aus Dortmund mit einem Vortrag über die Entstehung und Funktion von Ankunftsquartieren. Hanhörster präsentierte Denkanstöße, wie die diffusen und doch stets präsenten Begriffe „Stabilität" und „Mischung" in Ankunftsquartieren neu betrachtet und etabliert werden könnten. Hierfür stellte sie ausgewählte Erkenntnisse aus ihrer jüngst veröffentlichen Studie „How to identify and typify arrival spaces in European cities—A methodological approachvor.

IRS-Wissenschaftlerin Madlen Pilz aus dem Forschungsschwerpunkt Politik und Planung stellte, zusammen mit der Integrationsbeauftragten der Landeshauptstadt Schwerin Maren Jakobi, die Unterschiede innerhalb der integrationspolitischen Strukturierungen von den Städten Halle (Saale), Cottbus und Schwerin heraus und veranschaulichte anhand einzelner Fallbeispiele die Schwierigkeiten und Herausforderungen, wissenschaftliche Erkenntnisse auf kommunalpolitischer Ebene in die Praxis umzusetzen.

Es folgte der Vortrag von Katja Friedrich vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden und Maike Fraas, Professorin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken. Gemeinsam stellten sie Ansätze vor, wie auf kreative Art und Weise öffentlicher und teilöffentlicher Raum angeeignet und neu belebt werden kann. Hierfür wurden Beispiele in Form von Ausstellungen, Archiven und Workshops aus dem Projekt „Stadt.Raum.Wandel“ vorgestellt, um einen gezielt partizipativen Ansatz bei der Gestaltung von Lebensbedingungen zu vermitteln. Fraas betonte, dass insbesondere leerstehende Wohnungsbestände, Gewerbe-  und Grünflächen durch Zuwanderung eine neue Nutzungsperspektive bekämen.

Nach einer Mittagspause mit einem arabisch inspiriertem Streetfood-Buffet des Cateringunternehmens refueat sprach Nihad El-Kayed vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) über strukturellen Rassismus und Diskriminierung, die Menschen mit Migrationshintergrund auf dem deutschen Wohnungsmarkt erfahren. Gemeinsam mit zwei Mitgliedern des Geflüchteten Netzwerks Cottbus e.V. verdeutlichte El-Kayed die Wichtigkeit von mehrsprachiger Unterstützung und lokaler sozialer Infrastruktur, die bisweilen insbesondere in Ankunftsquartieren kaum bis gar nicht vorhanden seien.

Matthias Bernt, dem die Koordination des „StadtumMig"-Verbunds obliegt, richtete per Live-Schalte und gemeinsam mit Christiane Droste, Koordinatorin der Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt und Projektleiterin der UP19 Stadtforschung + Beratung GmbH, den Fokus auf die verschiedenen Arten von Wohnungsunternehmen, die durch ihre unterschiedlichen Motive eine zentrale Rolle in der Zusammensetzung der Bewohnerschaft in Großwohnsiedlungen spielten.

In der abschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Anne Volkmann von der Brandenburgischen Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung (B.B.M.S) in Potsdam, wurde aus den Perspektiven von Wissenschaft, Bildung, Politik und Ehrenamt die Frage erörtert, wie die präsentierten Herausforderungen ostdeutscher Großwohnsiedlungen und ihrer Quartiersentwicklungen in Zukunft gemeinsam angegangen und bewältigt werden könnten.

Im Oktober 2022 begann die zweijährige Umsetzungs- und Verstetigungsphase des Projektverbunds. Dabei wird die Umsetzung spezifischer Ergebnisse aus der Forschung in die Arbeitspraxis der Partner*innen aus den kommunalen Verwaltungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen begleitet. Ein Handbuch für die kommunale Praxis wird zeitnah erscheinen.