07. Februar | 2022

Neues DFG-Projekt: Sozio-räumliche Diffusion von COVID-19 in Deutschland (CoDiff)

Mehr als jede andere Pandemie zuvor wurde COVID-19 vermessen und kartiert. Der Rückgriff auf vergleichsweise detaillierte Daten hat sich dabei aber nicht nur als Stütze der Pandemiebekämpfung erwiesen, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten zur Erforschung epidemischer Ausbrüche. Dabei fällt auf, dass der Verlauf der COVID-19-Pandemie zwar dem bekannten zeitlichen Wellenmuster entspricht, diese Wellen sich aber räumlich in unterschiedlicher Weise ausbreiten. Das neue DFG-finanzierte Forschungsprojekt des IRS „Sozio-räumliche Diffusion von COVID-19 in Deutschland (CoDiff)“ setzt nun seit Anfang Februar 2022 an diesem Punkt an, um neue Erkenntnisse über den in räumlicher Hinsicht nichtlinearen Verlauf der COVID-19-Pandemie zu erlangen. Die vorhandene tempo-räumliche Datenlage nutzen die am Projekt beteiligten Wissenschaftler, um neue Erkenntnisse zur räumlichen Ausbreitung epidemischer Ausbrüche zu erlangen.

Analytisches Vorgehen

Das Projekt umfasst drei analytische Schritte: Zunächst soll ein Phasenmodell entwickelt werden, das den Verlauf der Pandemie in Deutschland mit Hilfe von Indikatoren auf nationaler Ebene (z.B. räumliche Autokorrelation der Inzidenz oder Mortalität) und regionaler Ebene (z.B. Hot Spots und Cold Spots) in verschiedene Phasen unterteilt. Zweitens sollen kleinräumige raum-zeitliche Teilstücke oder „Trajectory Windows“ (die pandemische Entwicklung auf Kreis- oder Regionsebene während eines bestimmten Zeitraums) klassifiziert werden. Für jede Phase der Pandemie wird dabei versucht, verschiedene relevante Typen von Trajectory Windows zu unterscheiden. Drittens werden die in den vorherigen Schritten identifizierten Muster aus der konzeptionellen Perspektive der Diffusionstheorie untersucht.

Erkenntnisinteresse und Politik-Empfehlungen

Indem analysiert wird, welche Typen von Diffusionsmustern in welcher Phase der Pandemie relevant waren, sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie sich die Geographien der Ausbreitung im Laufe der Pandemie im Lichte sich ändernder Bedingungen (z.B. neue Stämme oder Infektionskontrollmaßnahmen) verändert haben.

Ein weiterer Fokus der Analyse wird auf den sozio-räumlichen Charakteristiken der Diffusionsprozesse liegen, um auch topologische Faktoren (also die Bedingungen an konkreten Orten, etwa Pflegeheime) und relationale Faktoren (also die Eigenschaften von Beziehungsnetzwerken) mit einzubeziehen. Durch diese Perspektive schließt das Projekt auch an bestehende Arbeiten aus dem IRS an. Im CoDiff-Projekt wird so ein Beitrag zur Diffusionstheorie angestrebt, auch um Empfehlungen für politische Maßnahmen zu geben, die direkt auf die räumliche Ausbreitung abzielen (z. B. Grenzschließungen).

Am IRS werden am CoDiff-Projekt Andreas Kuebart als Projektleiter und Martin Stabler als Projektbearbeiter beteiligt sein. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Fokus-Förderung COVID-19 durch eine Sachbeihilfe gefördert. Erste Ergebnisse des im Februar 2022 gestarteten Projekts werden schon im Sommer 2022 erwartet.

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