11. Mai | 2023

Forschungsbericht zu Bauen und Planen im Nationalsozialismus erschienen

Nach mehr als fünf Jahren intensiver Forschung ist im April 2023 das Großprojekt „Planen und Bauen im Nationalsozialismus“ abgeschlossen und in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Das vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen finanzierte Vorhaben untersuchte die Verstrickungen des Planungs- und Bausystems in die Verbrechen des Nationalsozialismus sowie die Auswirkungen und die Wirkungsgeschichte des NS-Planungssystems auf die beiden deutschen Staaten der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. Das IRS war mit zwei Teilprojekten beteiligt.

In insgesamt 15 Teilprojekten wurden Themenbereiche wie die Arbeit der Reichsbauverwaltung 1933–1945, Wohnungsbau, Wohnungswirtschaft, Städtebau, Altstadtumbau und Neustadtplanungen, aber auch Bauten für die Infrastruktur, für das Militär und für die Rüstungsindustrie untersucht. Der Forschungsschwerpunkt „Zeitgeschichte und Archiv“ war mit zwei Teilprojekten an diesem Unternehmen beteiligt. Unter der Leitung von Christoph Bernhardt analysierten insgesamt sieben Forscher*innen den Wohnungsbau und die planerische Ordnung des Raums im NS-System. Die Frage, ob zwischen der Sowjetischen Besatzungszone bzw. DDR und dem NS-Bausystem in Bezug auf  Städtebau, die Institutionen oder bei den Akteuren eher Kontinuitäten oder Brüche kennzeichnend waren, analysierte unter der Leitung von Harald Engler und Frank Betker eine weitere Projektgruppe.

Die Ergebnisse der Forschungen wurden zum einen in einer vierbändigen Buchpublikation niedergelegt, die im Hirmer Verlag erschienen ist. In diesem Werk kann auf mehr als 1.300 Druckseiten mit Beiträgen von 28 Historiker*innen der neueste Stand der Forschungen zur Frage nachvollzogen werden, inwieweit die im „Dritten Reich“ für Planen und Bauen zuständigen Institutionen und Personen in die Verbrechen des nationalsozialistischen Staates eingebunden waren. Zum anderen wurden die zentralen Forschungsergebnisse als Wissenstransfer vom 17.-19. April 2023 durch eine Folge von auf eine breitere Öffentlichkeit abzielenden Veranstaltungsformate in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin bekannt gemacht. Die vielfältigen wissenschaftlichen Perspektiven und Ergebnisse des Projekts wurden auf einem ganztätigen Symposium zusammengefasst, das um eine perspektiverweiternde Podiumsdiskussion mit Blicken von außen auf das Projekt ergänzt wurde und mit 200 Besuchern auf eine große Resonanz stieß. Noch stärker auf die ganze Gesellschaft und interessierte Öffentlichkeit zielte die aus den Forschungsergebnissen abgeleitete Ausstellung „MACHT RAUM GEWALT“ ebenfalls in den Räumen der Akademie der Künste, die am 18. April 2023 eröffnet wurde und zu der ein Katalog erschienen ist, der wiederum auf den zentralen Forschungsergebnissen der Teilprojekte beruhte. Im Rahmen dieser Veranstaltungen wurde auch eine Pressekonferenz durchgeführt, bei der Bauministerin Klara Geywitz die vierbändige Publikation überreicht wurde und die Projektergebnisse für die zahlreich anwesenden überregionalen Medien vorgestellt wurden, ebenfalls mit einem großen Presseecho.