21. März | 2022

Digital und regional: Neues Policy Paper adressiert den Nutzen von Online-Plattformen für die regionale Entwicklung

Lassen Online-Plattformen sich produktiv für die regionale Entwicklung nutzen? Forscher*innen des IRS haben untersucht, wie Kreativprozesse räumlich – on/offline – organisiert werden, und welche Rolle dabei Online-Plattformen (wie beispielsweise Instagram) spielen. Das Team um Oliver Ibert und Suntje Schmidt, Co-Leitungen des Forschungsschwerpunkts Ökonomie und Zivilgesellschaft, verfolgte darüber hinaus die Frage, ob und wie sich Plattformen in den Dienst von Städten und Regionen stellen lassen. Im Oktober 2021 fand dazu am IRS ein Praxisworkshop statt. Die Ergebnisse wurden jetzt unter dem Titel „Geht digital auch regional? Handlungsansätze zur Gestaltung von regionalen digitalen Plattformen“ als Policy Paper in der Reihe IRS Dialog (3/2022) veröffentlicht.

Im Zuge des vielschichtigen und globalen Prozesses der Digitalisierung verknüpfen sich wachsende Hoffnungen im Feld der Stadt- und Regionalentwicklung mit regionalen Online-Plattformen. Mit ihnen ist das Versprechen verbunden, das soziale Leben zu bereichern, den Zugang zu Dienstleistungen und Informationen zu verbessern und nicht zuletzt auch neue wirtschaftliche Entwicklungen zu unterstützen und zu ermöglichen. Eine räumliche Fokussierung scheint der Logik von Online-Plattformen aber zunächst zuwider zu laufen. Deren Stärke ist es ja gerade, Menschen weltweit zu vernetzen. Um eine Online-Plattform in einen regionalen Handlungszusammenhang einzubetten, müssen deshalb erst die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Genau diese komplexen und vielschichtigen Voraussetzungen werden in dem Policy Paper adressiert.

Auf einem Praxisworkshop am 1. Oktober 2021 erarbeiteten Plattformbetreiber*innen und Nutzer*innen aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern gemeinsam mit dem Team des IRS sechs zentrale Fragen, anhand derer sich abschätzen lässt, ob und unter welchen Bedingungen der Aufbau einer regionalen Plattform einen regionalen Mehrwert entfalten kann. Diese sechs Fragen strukturieren auch das Policy Paper. Sie lauten:

  • Wer soll die Plattform nutzen?
  • Wie soll der Eindruck von Regionalität erzeugt werden?
  • Wie bettet sich die Online-Plattform in bestehende Nutzungspraktiken ein?
  • Wie bettet sich die Online-Plattform in bestehende technische Infrastrukturen ein?
  • Wie verbindet sich das Online-Angebot meiner Plattform mit Offline-Praktiken?
  • Wie kann die Plattform auf Dauer funktionieren?

Mit diesem Ansatz tragen die Autor*innen der Erkenntnis Rechnung, dass es kein Patentrezept zur Nutzung von Online-Plattformen im Kontext der regionalen Entwicklung gibt. Vielmehr gibt es eine Vielzahl möglicher Anwendungsfälle und eine ebenso große Vielzahl von Gestaltungsoptionen. Bei der Abwägung von Alternativen sollte beachtet werden, dass auch der Verzicht auf eine Plattform-basierte Lösung eine Option ist, denn nicht in jedem Fall ist eine regionale oder regionalisierte Online-Plattform die richtige Antwort auf das Ausgangsproblem. Das Policy Paper unterstützt mit seinen sechs Leitfragen und den entsprechenden Erläuterungen die Suche nach der richtigen Antwort.

 

Ibert, Oliver; Oechslen, Anna; Repenning Alica; Schmidt, Suntje (2022): Geht digital auch regional? Handlungsansätze zur Gestaltung von regionalen digitalen Plattformen. Policy Paper. IRS Dialog 2/2022