15. März | 2022

„CitizenArchives“: Bürgerwissenschaftliches Projekt der Wissenschaftlichen Sammlungen entwickelt Plattform zur Unterstützung kleinerer Spezialarchive bei der Digitalisierung ihrer Bestände

Im Dezember 2021 startete in den Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS, in Kooperation mit dem Unternehmen Programmfabrik GmbH, das bürgerwissenschaftliche Projekt „CitizenArchives“. In dem auf zwei Jahre angelegten Projekt werden Prozesse und ein Produkt zur einfachen Digitalisierung, Erschließung und Veröffentlichung von Beständen kleinerer, spezialisierter Archive entwickelt. Solchen Archiven fehlen oftmals die personellen und finanziellen Möglichkeiten für eine flächendeckende Digitalisierung. Die Wissenschaftlichen Sammlungen nutzen für die Entwicklung ihre eigenen Bestände, greifen aber auch auf die Hilfe verschiedener Pilotnutzer*innen zurück. Im Frühjahr 2022 beginnt mit der Ansprache interessierter Bürger*innen die konkrete Citizen Science-Arbeit des Projekts.

Die Wissenschaftlichen Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR am IRS sind ein kleines, in ihren Beständen jedoch stetig wachsendes Spezialarchiv. Für eine vollständige Digitalisierung, Erschließung und Nutzbarmachung dieser Bestände für die breite Öffentlichkeit fehlen den Sammlungen jedoch die personellen und finanziellen Mittel. Damit stehen sie exemplarisch für unzählige kleine, spezialisierte Archive, die zwar einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Gedächtnisses leisten, häufig aber auf nur geringe oder unregelmäßige finanzielle Mittel zurückgreifen können. So bleiben viele kulturelle und historische Schätze zwangsläufig ungehoben und unzugänglich für Bildung, Forschung und Öffentlichkeit.

Unter der Leitung von Rita Gudermann soll nun im Rahmen des Projektes eine Wissens- und Kommunikationsplattform entwickelt werden, mit deren Hilfe sich interessierte und fachkundige Bürger*innen, Zeitzeug*innen und Forschende von außen an der Erschließung von Sammlungsbeständen beteiligen können. Auf diese Wiese sollen Ressourcen wie Engagement, Wissen und Zeit nutzbar und bisher unzugängliches Archivmaterial schon in der frühen Phase der Erschließung öffentlich zugänglich gemacht werden. Im Ergebnis soll schließlich ein unbürokratisch verfügbares Open-Source-Produkt in Form einer zentralen Wissens- und Kommunikationsplattform mit verschiedenen Plugins stehen, die – themenunabhängig – von vielen Institutionen genutzt werden kann.

Das technische Know-how und langjährige Wissenschafts- und Kulturprojekterfahrung bringt der Projektpartner Programmfabrik mit, zu deren Kunden namhafte Archive sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen im gesamten deutschsprachigen Raum gehören. Auch die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS nutzen mittlerweile die von Programmfabrik angebotene Bilddatenbank-Software easydb für ihre digitalisierten Bestände. Damit sind gute technische Voraussetzungen für das Projekt geschaffen. Zudem bieten die Sammlungen hervorragend geeignete Bestände und ein Netzwerk potenzieller Pilotnutzer*innen anhand derer die Mechanismen und Abläufe im Verlauf des Projektes getestet und optimiert werden sollen. In einer späteren Phase des Projektes sollen die gewonnenen Inhalte mit Hilfe von künstlicher Intelligenz angereichert, validiert und bewertet werden.

Nachdem in der ersten Phase des Projektes der Rahmen und die Modi festgelegt wurden, folgten eine eingehende Anforderungsanalyse sowie die Spezifizierung der geplanten Pionierlösung. Zudem werden zurzeit eine Analyse der Nutzer*innen durchgeführt und mögliche Zielgruppen definiert. Gleichzeitig begann in den Sammlungen die Aufbereitung von Testbeständen auf der Basis überarbeiteter Regelwerke zur Digitalisierung, Erschließung und Verschlagwortung. In der nächsten Etappe sollen nun Test-Bürger*innen gewonnen und das Projekt im Rahmen von Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Wissenschaften oder des IRS-Werkstattgesprächs vorgestellt werden. Im Umfeld dieser Veranstaltungen ist geplant, im Dialog mit den Teilnehmenden das Vorhaben niedrigschwellig und anhand einer einfachen Eingabemaske zu testen und auf diesem Weg erste Erfahrungen und Schlüsse zu sammeln um diese in die folgenden Entwicklungsphasen einfließen zu lassen.