26. Januar | 2022

Daniel Hadwiger erhält Dissertationspreis des Deutsch-Französischen Historikerkomitees

Das Deutsch-Französische Historikerkomitee verlieh Ende 2021 den Dissertationspreis an den am IRS forschenden Historiker Daniel Hadwiger für seine Studie „Nationale Solidarität und ihre Grenzen. Die deutsche Nationalsozialistische Volkswohlfahrt und der französische Secours national im Zweiten Weltkrieg“. In Anwesenheit des Vorstands des Historikerkomitees, des Direktors des Centre Marc Bloch, Prof. Jakob Vogel, und des Vertreters der Wissenschaftsabteilung der Französischen Botschaft in Berlin, Dr. Bernard Ludwig, wurde der Preis feierlich am 18. November 2021 im Centre Marc Bloch verliehen.

Das Deutsch-Französische Historikerkomitee zeichnet alle zwei Jahre herausragende Dissertationen aus, die sich mit der Geschichte Deutschlands und Frankreichs im 19. und 20. Jahrhundert beschäftigen. Die Studie erschien im Juni 2021 im Steiner Verlag in der Reihe des Deutsch-Französischen Historikerkomitees. Sie untersucht die politische Instrumentalisierung von Fürsorge im Zweiten Weltkrieg.

Beispielhaft dafür stehen die bedeutendsten Wohlfahrtsorganisationen im Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Frankreich: die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) und der Secours national. NSV und Secours national versorgten die Zivilbevölkerung in außerordentlichen Krisen im Krieg. Zugleich handelten beide Wohlfahrtsorganisationen im Auftrag des NS-Staates bzw. des Vichy-Regimes. Sie setzten deren antikommunistischen, antisemitischen und familienfördernden Maßnahmen in der Fürsorge um. Zentral war daher neben ihrer Versorgungsfunktion ihre Überwachungs- und Propagandafunktion zugunsten des NS-Staates und des Vichy-Regimes. Die Studie vergleicht, wie die Herausforderungen der Fürsorge im Krieg durch die NSV und den Secours national innerhalb ihres jeweiligen nationalen Kontextes bewältigt wurden. Sie fragt darüber hinaus nach der gegenseitigen Beeinflussung der beiden Organisationen. Dass im Zweiten Weltkrieg nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Wohlfahrtsorganisationen um Bevölkerung, Territorien und konkurrierende Ordnungsmodelle gekämpft wurde, zeigen NSV und Secours national besonders anschaulich. 

Die Studie auf Basis von Quellen aus rund 50 Archiven in verschiedenen europäischen Ländern versteht sich als Beitrag zu einer transnationalen Geschichte des Nationalsozialismus. Als eine Analyse, welche den NS-Staat und das Vichy-Regime miteinander vergleicht und auf die Transfers zwischen den Ländern achtet, ist es auch eine Geschichte der Inszenierung der Nation, der erzwungenen Kontakte und voller widersprüchlicher Akteure. Sie erinnert daran, zu differenzieren und nicht eine eindeutige schwarze oder weiße Geschichte zu schreiben, sondern vielmehr eine graue Geschichte.

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