03. November | 2021

Abschlusstagung „Die große Kraft des Kollektivs. Kollaboratives Arbeiten in der Architektur vom 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart“

Am 17. und 18. September 2021 fand die internationale Abschlusstagung des DFG-geförderten Forschungsprojektes „Architektur- und Planungskollektive der DDR“ in Bamberg statt. Die Tagung wurde gemeinschaftlich von den Mitarbeiterinnen des Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) der Universität Bamberg, Stephanie Herold, Sophie Stackmann und Scarlett Wilks sowie der Historischen Forschungsstelle des IRS mit Harald Engler sowie Stefanie Brünenberg organisiert, die zusammen auch das Verbundprojekt bearbeiten.

Am 17. und 18. September 2021 fand die internationale Abschlusstagung des DFG-geförderten Forschungsprojektes „Architektur- und Planungskollektive der DDR“ in Bamberg statt. Die Tagung wurde gemeinschaftlich von den Mitarbeiterinnen des Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) der Universität Bamberg, Stephanie Herold, Sophie Stackmann und Scarlett Wilks sowie der Historischen Forschungsstelle des IRS mit Harald Engler sowie Stefanie Brünenberg organisiert, die zusammen auch das Verbundprojekt bearbeiten.

Auf der hybrid durchgeführten Tagung warfen elf Vorträge und eine Keynote den Blick auf das kollaborative Arbeiten unter Architekt*innen von der Moderne im frühen 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Verschiedenste Strategien des gemeinschaftlichen Entwerfens und Planens von Architektur wurden im internationalen Kontext besprochen: Cathelijne Nuijinsk (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) erläuterte die kollaborative Wissensproduktion in einem seit mehreren Jahrzehnten wiederholt ausgeschriebenen Wettbewerb zu zeitgenössischem Wohnungsbau in Japan. Ksenia Litvinenko (Manchester Architecture Research Group) verfolgte die Archivspuren eines sowjetischen Planungsbüros in den späten 1960er-Jahren und Eiske Ivanka Schäfer (Christian-Albrechts-Universität Kiel) berichtete von den Arbeiten der Warschauer Wohnungsbaugesellschaft in den 1920er Jahren.

Auf konkrete Architekturbüros fokussierten Katrin Albrecht (Architekturwerkstatt St. Gallen) mit ihrem Vortrag über die Tessiner Architektin Flora Ruchat-Roncati und Korinna Zinovia Weber (ETH Zürich), die über das Büro Candilis-Josic-Woods referierte. Matthias Brunner (Frankfurt University of Applied Sciences) analysierte die Formen der Kollaborationen bei der Planung der Frankfurter Nordweststadt. Paola Alfaro D’Alencon und Natalie Heger (beide u-lab) erläuterten gemeinsam am Beispiel der Planungen zum Olympischen Dorf München (Entwurf: 1968) und des Blumengroßmarkts in Berlin (Preisträger des Deutschen Städtebaupreises 2021), wie Planungsexpert*innen und Bürger*innen als unterschiedliche Planungsakteure auftreten. Susanne Stacher (École nationale supérieure d'architecture de Versailles) analysierte, inwiefern gesellschaftliche oder politische Krisen das kollektive Arbeiten unter Bauschaffenden beeinflusste. Das italienische Architekturbüro CNCRT, das sich selbst als Kollektiv bezeichnet, berichtete über ihre Arbeitsphilosophie und ihr Verständnis kollektiven Arbeitens.

Am ersten Abend war Michael Kubo, Assistenzprofessor am Gerald D. Hines College of Architecture and Design der University Houston, eingeladen. Sein digital gehaltener Abendvortrag mit dem Titel „Collective, Collaborative, Corporate“ widmete sich mit einem Fokus auf das von Walter Gropius gegründete The Architects Collaborative (TAC) auf die Ausbreitung kollektiver Architekturproduktion in den USA. Auch die Projektmitarbeiterinnen Sophie Stackmann und Stefanie Brünenberg stellten Forschungsergebnisse aus ihrem Projekt vor. Sophie Stackmann aus Bamberg erläuterte die Bedeutung des Konzepts „Kreativität“ in der DDR, und Stefanie Brünenberg widmete sich den Verflechtungen im Arbeitsnetzwerk der DDR-Architekturkollektive.

Die Tagungsbeiträge brachten nicht nur wichtige Erkenntnisse zur Definition von Architektur- und Planungskollektiven sowie den verschiedenen Formen des kollaborativen Arbeitens, sondern wagten auch den wichtigen Blick über das europäische Ausland hinaus. Dabei wurde deutlich, dass in Ost und West durchaus historische Parallelen erkennbar sind. Außerdem erlebt das kollektive Arbeiten in der Architektur aktuell eine veritable Renaissance: Immer seltener werden singuläre kreative Figuren in den Vordergrund des Architekturentwurfs gerückt. Vielmehr werden Bürogemeinschaften gegründet, um das komplexe Bauwesen interdisziplinär zu behandeln. Und auch in anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft außerhalb der Architektur scheinen kollektive Arbeitsgemeinschaften eine für viele praktikable Antwort auf aktuelle und allzu marktwirtschaftlich-wettbewerbsorientierte Arbeitszusammenhänge darzustellen.

Es ist geplant, die Beiträge zu einem Tagungsband zusammen zu fassen, der voraussichtlich 2022 erscheinen wird.

Konferenz
17. September | 2021 - 18. September | 2021
Kollaboratives Arbeiten in der Architektur vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Grafik: Scarlet Wilks

Das Schaffen von Architektur – vom ersten ideenhaften Skizzenstrich bis zum gebauten Raum – ist immer ein Ergebnis des gemeinschaftlichen Arbeitens einer Gruppe von Expert*innen. Dieser Gedanke entspricht durchaus einem sozialistischen Grundverständnis: So wurde insbesondere in der Zeitschrift „Architektur der DDR“ dem gemeinschaftlichen Arbeiten häufig eine „große Kraft“ zum Erreichen höchster Qualitäten zugesprochen. mehr Info