16. April | 2019

Ausstellung zum Werk Egon Hartmanns im Architekturmuseum der TU Berlin

In diesem Jahr jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Zugleich wäre der Architekt und Stadtplaner Egon Hartmann, der sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik den deutschen Nachkriegs-Städtebau maßgeblich mit prägte, 100 Jahre alt geworden. Die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS widmen Hartmann deshalb eine Ausstellung, die zurzeit im Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin zu sehen ist.

Der Architekt und Stadtplaner Egon Hartmann war eine Schlüsselfigur des städtischen Wieder- und Neuaufbaus. Sinnbild für seine Bedeutung in beiden deutschen Staaten sind seine Berliner Wettbewerbserfolge der 1950er-Jahre: im Osten für die Planung der Stalinallee (1. Platz, 1951), im Westen für eine künftige gesamtdeutsche Hauptstadt Berlin (2. Platz, 1958, vor Scharoun, Le Corbusier und anderen). Hartmanns Schaffen spiegelt in einzigartiger Weise wesentliche Entwicklungslinien des deutschen Städtebaus nach 1945 wider. Dabei schlossen sich für ihn modernistischer Neuaufbau und die Rückbesinnung auf lange gewachsene urbane Strukturen nicht aus.

Gezeigt wird in der Ausstellung ein bewegtes Leben voller Brüche und Brücken, wobei Egon Hartmanns Wirken in Berlin anhand von originalen Zeichnungen vertieft wird. Hier hatte der aus Böhmen stammende Hartmann erstmals 1938 im Büro des Architekten Henry König gearbeitet. Noch in hohem Alter verfolgte er mit großem Interesse die städtebauliche Entwicklung Berlins, das nun wieder als Ganzes Regierungssitz war.

Auf der Grundlage seines umfangreichen Nachlasses haben die Wissenschaftlichen Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner bei Berlin eine Ausstellung über Egon Hartmann erstellt. Sie wurde 2018 zuerst im Thüringer Landtag in Erfurt präsentiert, dessen Verwaltungshochhaus von Hartmann 1950/51 entworfen und ausgeführt wurde (als erstes Hochhaus der DDR). Anlässlich seines 100. Geburtstags wird die Ausstellung 2019 in drei weiteren Städten gezeigt, in denen Hartmann als Architekt bzw. Stadtplaner Spuren hinterlassen hat: in Berlin, Mainz und München.

Hans-Dieter Nägelke, Leiter des Architekturmuseums, und Kai Drewes, Leiter der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS, begrüßten die etwa 70 Gäste, die zur Eröffnung am 21. März 2019 gekommen waren. Drewes zeigt sich mit dem Auftakt der Ausstellung hoch zufrieden: „Es gab gute Gespräche und  viele interessierte Nachfragen. Es war also ein sehr gelungener Auftakt für den Ausstellungsreigen dieses Jahr und eine gute Entscheidung, als erstes in Berlin auszustellen. Bewährt hat sich, nicht nur die 24 Poster der Wanderausstellung, sondern auch eindrucksvolle Originalzeichnungen aus dem Nachlass zu zeigen, insbesondere zu den großen Berliner Hartmann-Themen Stalinallee 1951/52 und internationaler Westwettbewerb von 1957/58.“ Besonders beeindruckte die Besucher und Besucherinnen eine große Isometrie von 1958, die mehr als vier Quadratmeter misst. Sie veranschaulicht prägnant Hartmanns grundlegende Ideen im Rahmen des Hauptstadtwettbewerbs: Berlin als Weltstadt mit einer Reihe städtebaulicher Veränderungen und deutlich voneinander getrennten Bereichen für Autos und Fußgänger.

Die Ausstellung ist noch bis zum 16. Mai 2019 im Architekturmuseum der TU zu sehen: Technische Universität Berlin, Straße des 17. Juni 152, 10623 Berlin, Untergeschoss des Flachbaus.

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