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Energiewendeforschung

Die Energiewende stellt inzwischen eine gesellschaftliche Herausforderung dar, deren Komplexität in den vergangenen Jahren zugenommen hat und durch Windparks, Biogasanlagen und Solarparks in der Landschaft sichtbarer geworden ist. Die Raumwirksamkeit der Energiewende geht indes über physisch-materielle Veränderungen weit hinaus: Es bilden sich neue energiepolitische und energiewirtschaftliche Handlungsräume wie Bioenergieregionen, Regionalwerke oder lokale Projektinitiativen zur Energiewende.
13 Projekte bilden die Basis für die Energiewendeforschung in der Forschungsabteilung Institutionenwandel und regionale Gemeinschaftsgüter des IRS. Sie lenken und lenkten in stetigem Dialog mit Praktikern den Blick auf das Spannungsfeld zwischen zentralen Regelungen und dezentralem Handeln, auf die Herausbildung neuer energiepolitischer Handlungsräume, auf das Verhältnis zwischen alten und neuen Energieräumen und auf die sich stark wandelnden Beziehungen zwischen Energiepolitik und Zivilgesellschaft. Zu den Anfängen gehört ein Drittmittelprojekt aus dem Jahr 2011, das für den IRS-Pfad der Energiewendeforschung heute fast programmatisch klingt: Neue Energielandschaften – neue Akteurslandschaften. Das heißt, es geht für das IRS keineswegs nur um veränderte physische Raumbezüge durch die mit der Entwicklung erneuerbarer Energien verbundene räumliche Dezentralisierung. Es geht bei der Energiewendeforschung aus der Erkenntnisperspektive der am IRS Forschenden darum, wie sich im Zuge der Energiewende in städtischen und ländlichen Räumen materielle Veränderungen und soziale Prozesse gegenseitig bedingen. Somit steht für das IRS die Frage im Fokus, welcher soziale und räumliche Wandel mit der Energiewende einhergeht und wie dieser Wandel gesteuert werden kann. Zukünftig sind damit durch die weitere infrastrukturelle Entwicklung erneuerbarer Energien und ihre Integration in das Energiesystem, die Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr und die Digitalisierung neue Chancen und Herausforderungen verbunden.
Die folgende Projektchronologie und einige ausgewählte Transferaktivitäten zeigen, wie das IRS seine Befunde und Erkenntnisinteressen zur Energiewende mit Akteuren der politischen, administrativen, planerischen und zivilgesellschaftlichen Praxis teilt und rückkoppelt – immer verstanden als Dialog zwischen Forschung und Praxis.
Projektchronologie 2011-2023
Mai 2019: Policy Paper: Energiewende dezentral! Regionale Handlungsräume der Energiewende und des Klimaschutzes
Mai 2019: 46. Brandenburger Regionalgespräch
Oktober 2018: Verabschiedung der Ludwigsluster Thesen
März u. September 2016, September u. Oktober 2017, Oktober 2018: Erfahrungsaustausch zur regionalen Steuerung der Energiewende
Dr. Ludger Gailing leitete am 14.3. 2016, am 7.11.2016, am 28. 09. und am 18.10.2017 sowie am 11. und 12. 10. 2018 Treffen der Arbeitsgruppe „Regionale Steuerung der Energiewende in Nordostdeutschland: Innovationen im Planungssystem?“ der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL). Die Arbeitsgruppe wird von Dr. Ludger Gailing in Kooperation mit Dr. Petra Overwien (Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg) geleitet. Die zwölf Mitglieder stammen aus unterschiedlichen Institutionen der Praxis und Wissenschaft im Gebiet der ARL-Landesarbeitsgemeinschaft Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern. Ziel ist es, Innovationen im Planungssystem zu eruieren, die sich aus den praktischen Erfahrungen mit regionaler Steuerung der Energiewende in Nordostdeutschland in den letzten Jahren ergeben haben. Hierbei geht es darum, die Leistungen der jeweiligen Planerinnen und Planer ex-post wertzuschätzen und in einen größeren planungspraktischen und -theoretischen Kontext einzuordnen. Zudem werden praxisorientierte Aspekte der regionalen Steuerung der Energiewende und ihrer Planungsprozesse in den Blick genommen.
September 2016: Beiträge zur Lösung von lokalen energiepolitischen Konflikten und Verwirklichung von Gemeinwohlzielen
Im Rahmen des Projekts EnerLOG führte Sören Becker einen Workshop unter der Überschrift „Energiekonflikte nutzen – Handlungsmöglichkeiten für Bürgerenergieprojekte“ auf dem 3. Bürgerenergiekonvent am 17.9.2016 in Berlin durch. Dr. Matthias Naumann hielt einen Vortrag im Forum „Strukturwandel in der Lausitz“ auf dem Brandenburger Energietag am 19.09.2016 in Cottbus. Beide Aktivitäten sind Teil des gezielten Praxistransfers von Ergebnissen des Projekts.
Oktober 2016: Transferkonferenz der BMBF-Fördermaßnahme Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems
Für das IRS nahm Sören Becker teil an der abschließenden Transferkonferenz der BMBF-Fördermaßnahme "Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems" am 4. und 5. Oktober 2016 in Berlin. Zum Hintergrund: Die politische Entscheidung für eine Energiewende steht für eine umfassende Änderung in der Energiepolitik und sie betrifft eine Vielzahl von Akteuren und Institutionen. In diese Transformation des Energiesystems sind nicht nur Politik und Verwaltung, sondern auch Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und Bürgerinnen und Bürger eingebunden, und aufgefordert, den Prozess aktiv mitzugestalten. Daher gibt es keine eindeutige Prozessverantwortung und nur sehr begrenzte Möglichkeiten der politischen Steuerung. Immer wieder kommt es zu Konflikten aufgrund von divergierenden Interessen, unterschiedlichen Präferenzen und Meinungen, was den Prozess der Trans-formation sehr komplex und aufwändig macht.
November 2016: Broschüre „Energiekonflikte” nutzen gibt Empfehlungen zur Gestaltung der Energiewende vor Ort
Die Broschüre Energiekonflikte nutzen. Wie die Energiewende vor Ort gelingen kann basiert auf Forschungsergebnissen aus einem anwendungsorientierten Projekt über Energiekonflikte in Deutschland. Das Forschungsprojekt EnerLOG – Lösung von lokalen energiepolitischen Konflikten und Verwirklichung von Gemeinwohlzielen durch neue Organisationsformen im Energiebereich – untersuchte von August 2013 bis November 2016 Debatten um die Neuausrichtung der Energieversorgung auf der lokalen Ebene. Das Projekt wurde im Rahmen der Fördermaßnahme „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
November 2015: 40. Brandenburger Regionalgespräch: Kultur-Energie-Landschaft – Erfahrungen und Perspektiven im Umgang mit Energiekonflikten
September 2015: IRS begleitet Gründungsveranstaltung für das Beratungsnetzwerk Energieeffizienz in Hohen Neuendorf
Vom 18. bis 25. September 2015 führte das IRS einen Szenario-Workshop und eine Gründungsveranstaltung für das „Beratungsnetzwerk Energieeffizienz“ in Hohen Neuendorf durch. Hohen Neuendorf ist eine Stadt mit 25.000 Einwohnern nördlich von Berlin. Die Stadtverwaltung hat eine ambitionierte Klimaschutzstrategie, die unter anderem vorsieht, dass durch die energetische Sanierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern Treibhausgase eingespart werden. Doch wie können die Bürgerinnen und Bürger dazu motiviert werden, Geld und Mühe zu investieren, ihre Häuser auf einen effizienten Energiestandard zu bringen? Das IRS und die Genossenschaft e-fect unterstützten im Rahmen des Projektes EnerLOG die Stadtverwaltung dabei, die Bevölkerung über die Vorteile einer energetischen Sanierung zu informieren und ein lokales Beratungsnetzwerk aufzubauen.
September 2015: Statuskonferenz Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems in Bonn
Am 15. und 16. September 2015 fand in die Bonn die Statuskonferenz der Fördermaßnahme „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems“ statt. Auf dieser stellten alle 33 in der Maßnahme geförderten Projekte ihre Zwischenergebnisse dar. Für das Projekt EnerLOG berichtete Sören Becker über verschiedene Konflikttypen, das Entstehen neuer Organisationsformen und die Rolle von Gemeinwohlzielen in Energiekonflikten.
April 2015: Konferenz Energiekonflikte nutzen: Wege, Strategien und Organisationsformen einer lokalen Energieversorgung
Die bundesweite Energiewende ist beschlossene Sache. Doch wie diese vor Ort in den Städten und Gemeinden konkret gestaltet wird, steht bei weitem nicht fest und verläuft nicht immer reibungslos. An vielen Orten organisieren sich Bürgerinnen und Bürger aktiv gegen Elemente der Energiewende, wie z.B. den Ausbau von Windkraftanlagen. Wie man erfolgreich solche lokalen Energiekonflikte aufgreifen und überwinden kann, war Thema dieser Konferenz. In Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops wurde erörtert, wie lokale Energiekonflikte durch neue Organisationsformen und eine Orientierung an Gemeinwohlzielen gelöst werden können. Dabei spielten Forschungsergebnisse des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts EnerLOG eine zentrale Rolle und lieferten damit einen Beitrag auf mögliche Antworten. Die Konferenz richtete sich an Lenker, Denker und Praktiker der lokalen Energiewende wie z.B. Vertreterinnen und Vertreter von Kommunalverwaltung und -politik, Energieversorgern sowie der Zivilgesellschaft. Neben dem neusten Stand der Forschung bot die Konferenz den Teilnehmenden die Möglichkeit zum ausgiebigen Erfahrungsaustausch und Netzwerken untereinander.