Die DDR-Bezirke - Akteure zwischen Macht und Ohnmacht. Handlungsspielräume und politische Strategien der staatlichen Mittelinstanz der DDR am Beispiel der sozialistischen Urbanisierungspolitik
Forschungsabteilung: Historische Forschungsstelle
Forschungsthemen: Krisen und Resilienzen im Mehrebenensystem Formen und Implikationen raumbezogener Governance
Projektleitung im IRS: Prof. Dr. Christoph Bernhardt
Projektteam: Dr. Harald Engler Dr. Oliver Werner Lena Kuhl
Förderorganisation: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laufzeit: 06/2012 - 11/2015
Das Projekt untersuchte die Funktion der DDR-Bezirksverwaltungen für das politische System der DDR und ihr Handeln im Spannungsfeld zentralstaatlicher Vorgaben, regionaler Eigeninteressen und der Machtausübung gegenüber Städten und Gemeinden. Es leistete damit einen Beitrag zur geschichtswissenschaftlichen Forschungsdebatte über das Verhältnis von diktatorisch-zentralistischen Strukturen und eigendynamischen Entwicklungen in staatlichen und gesellschaftlichen Subsystemen der DDR.
Das übergreifende Erkenntnisziel wurde mittels einer Untersuchung der Handlungsspielräume und politischen Strategien der wichtigsten Akteure auf der bezirklichen Ebene umgesetzt. Dabei wurden die für die Regionalentwicklung wesentlichen Akteurskonstellationen und Aushandlungsprozesse ermittelt und exemplarisch Machtpositionen und politische Strategien am Beispiel der regionalen Urbanisierungspolitik sowie deren sozialräumlichen Auswirkungen analysiert.
Als empirische Untersuchungen wurden zwei Teilstudien durchgeführt: Die erste Teilstudie analysierte auf das politische Gesamtsystem bezogene Fragen zur "Hierarchie" unter den DDR-Bezirken am Beispiel ihrer Finanzausstattung sowie den exemplarischen Fall des Zwangsbeitrags der DDR-Bezirke zum Wohnungsbau in Ost-Berlin in den 1980er Jahren. Die zweite Teilstudie unternahm eine vergleichende Analyse der drei Bezirke Karl-Marx-Stadt, Frankfurt (Oder) und Neubrandenburg als Regionen mit repräsentativer Aussagekraft für die wirtschaftliche und politische Position der regionalen Mittelinstanz im Machtgefüge der DDR. Analysiert wurden primär die Aushandlungsprozesse mit den Machtträgern auf zentraler Ebene einerseits und lokalen Akteuren andererseits sowie die grundlegenden Strategien und Folgen der sozialistischen Urbanisierungspolitik auf regionaler Ebene. Als wesentliche Ergebnisse werden neue Einsichten in die Bedeutung informeller und vertikaler Kooperationen und in das Gewicht der Urbanisierungspolitik für die Regionalentwicklung und für die langfristige Erosion der Legitimation des DDR-Staates generiert.