Gemeinschaftsgutaspekte und räumliche Dimensionen der Energiewende: zwischen Materialität und Macht
Forschungsabteilung: Institutionenwandel und regionale Gemeinschaftsgüter
Forschungsthemen: Räumliche Pfadentwicklung und institutioneller Wandel Formen und Implikationen raumbezogener Governance Krisen und Resilienzen im Mehrebenensystem
Projektleitung im IRS: Dr. Ludger Gailing
Projektteam: Andreas Röhring Prof. Dr. Kristine Kern Dr. Matthias Naumann Dr. Frank Hüesker Dr. Timothy Moss Sören Becker Andrea Bues
Laufzeit: 01/2012 - 12/2014
Die Umstellung der Energiesysteme von fossilen und atomaren Energieträgern zu erneuerbaren Energien und zu mehr Energieeffizienz ist raumpolitisch von hoher Brisanz. Die Energiewende vollzieht eine räumliche Rekonfiguration der Energieerzeugung, -versorgung und -nutzung. Sie führt zu neuen Anforderungen an institutionelle Arrangements und Governance-Formen der Infrastruktur-, Kulturlandschafts- und Regionalpolitik. Auf regionaler Ebene stellt sich etwa die Frage, wie sich Niedrigenergieregionen und neue dekarbonisierte Energielandschaften institutionell konstituieren können. Welche Wirkung die Machtstrukturen bestehender Energieversorgungssysteme ausüben und wie Machtverhältnisse mit der Materialität dieser Systeme zusammenhängen, bedurfte einer grundlegenden wissenschaftlichen Klärung.
Die Aufgabe dieses Leitprojekts bestand darin, Materialität und Macht hinsichtlich ihrer Relevanz für die Erforschung regionaler Gemeinschaftsgüter theoretisch-konzeptionell anhand des Handlungsfelds „Energie“ zu erschließen. Es wurden die Gemeinschaftsgutaspekte von erneuerbaren Energien herausgearbeitet und raumbezogene Forschungsdebatten im Zusammenhang mit der Energiewende analysiert und im Working Paper „Energie als Gemeinschaftsgut? – Anregungen für die raumwissenschaftliche Energieforschung“ veröffentlicht. Eine auf dieser Grundlage entwickelte Heuristik zur Erforschung der räumlichen Dimensionen von Gemeinschaftsgutproblemen wurde auf Herausforderungen der Energiewende angewendet und in einem weiteren Working Paper „Die räumliche Gestaltung der Energiewende zwischen Zentralität und Dezentralität — Explorative Anwendung einer Forschungsheuristik“ veröffentlicht.
Daran anknüpfend wurden Theorieansätze, die auf die Untersuchung von institutionellen Arrangements, sozio-materiellen Konfigurationen, Machtbeziehungen und räumlichen Strukturen gerichtet sind, auf ihren Ertrag zur Erklärung von räumlichen Problemstellungen der Energiewende geprüft. Ziel war es, Desiderate der raumbezogenen Gemeinschaftsgut-, Institutionen- und Governance-Forschung aufzugreifen und anhand von ausgewählten empirischen Fällen neue Perspektiven auf die Steuerbarkeit regionaler Energiewenden zu generieren. Die Ergebnisse wurden 2016 im Projektband „Conceptualizing Germany’s Energy Transition: Institutions, Materiality, Power, Space“, herausgegeben von L. Gailing und T. Moss im Verlag Palgrave Macmillan, veröffentlicht.
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