01. Juli | 2021

Policy Paper zu Investitionen von Hochschulen in Offshore-Campusse

Universitäten investieren zunehmend in Standorte im Ausland, unter anderem um Einnahmen in Form von Studiengebühren oder auch Reputationsgewinne zu erzielen. Derzeit gibt es weltweit fast 500 Offshore-Campusse. Zugleich werden jedes Jahr Campusse auch wieder geschlossen. Die Nachwuchsgruppe TRANSEDU untersucht unter Leitung von Jana Kleibert die Internationalisierungsstrategien von Hochschulen. Unter dem Titel „Strategy First: Ten Questions to Answer before Starting an International Campus“ haben Jana Kleibert, Tim Rottleb, Marc Schulze und Alice Bobée nun ein Policy Paper vorgelegt, das sich an die Verantwortlichen in Hochschulen und politische Entscheidungsträger*innen richtet und die Risiken von Auslandscampus-Entwicklungen analysiert.

Mehrere Fälle von gescheiterten Investitionen wurden in den Nachrichten prominent behandelt, zum Beispiel zog sich die australische University of New South Wales nur vier Monate nach ihrer Eröffnung aus Singapur zurück. Die Gründe für solche Campus-Schließungen sind vielfältig. Einige wurden von Anfang an mit einem begrenzten Zeitrahmen geplant. Darüber hinaus zeigen die Recherchen der Gruppe, dass einige Auslandscampus-Projekte zwar geplant waren, aber vor der Aufnahme des Betriebs wieder abgesagt wurden. Solche „Geistercampusse“ führen für Universitäten zu finanziellen und reputationsbezogenen Verlusten. Und möglicherweise handelt es sich bei den sichtbaren Schließungen nur um die Spitze des Eisbergs, während viele weitere Projekte defizitär weiterlaufen. Die Entwicklung von Offshore-Campussen als besonderer Form der Internationalisierung von Hochschulbildung kann mit weitreichenden Schwierigkeiten einhergehen. In der Forschung zur Hochschulbildung gelten sie nicht zuletzt als riskante Wachstumsstrategie.

Basierend auf 136 Interviews, welche mit leitenden Hochschulmanager*innen und transnationalen Bildungsakteuren in Europa, Südostasien und der Arabischen Golfregion geführt wurden, analysiert die TRANSEDU-Forschungsgruppe die sechs wichtigsten Risiken bei Auslandscampus-Projekten. Dazu gehören eine fehlende institutionelle Strategie, finanzielle und Reputationsrisiken sowie Risiken im Zusammenhang mit peripheren Standorten, riskanten Partnerschaften und sich ändernden Vorschriften im Gastland. Das Policy Paper schließt mit einer Checkliste von zehn Fragen, die Verantwortliche sich vor der Gründung eines Zweigcampus stellen sollten. Es wurde in der IRS-eigenen Reihe IRS Dialog veröffentlicht.