Drittmittelprojekt

Stadterneuerung am Wendepunkt – die Bedeutung der Bürgerinitiativen gegen den Altstadtzerfall für die Wende in der DDR

Forschungsschwerpunkt: Zeitgeschichte und Archiv

Projektleitung im IRS: Dr. Harald Engler

Projektteam: Sarah Lisa Day

Verbundpartner: Technische Universität Kaiserslautern (Koordination) Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung Bauhaus-Universität Weimar Universität Kassel

Förderorganisation: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Laufzeit: 01/2019 - 04/2023

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Im „StadtWende“-Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Ziel der Stärkung der DDR-Forschung gefördert wurde, kooperierte der Forschungsschwerpunkt „Zeitgeschichte und Archiv“ mit drei universitären Partnern: Prof. Holger Schmidt, Kaiserslautern, Prof. Harald Kegler, Kassel und Prof. Max Welch Guerra, Weimar. Der Verbund wurde für vier Jahre finanziert und erhielt eine viermonatige Corona-Verlängerung (Projektlaufzeit: 2019-2023).

Ziel des Projektverbundes war es, die Bedeutung des Altstadtverfalls in der DDR zu erfassen, speziell mit Blick auf die Entstehung und Entfaltung von Bürgerbewegungen, die zu Triebkräften der gesellschaftlichen Wende 1989 wurden. Darüber hinaus sollt die Stadtentwicklungspolitik nach der deutschen Einheit in der Transformationszeit der neunziger Jahre im Sinne jener Erfahrungen neu eingeordnet und bewertet werden.

Der Forschungsschwerpunkt verantwortete insgesamt drei Teilprojekte. Dabei ging es im ersten Arbeitspaket um eine intensive Tiefenanalyse der Struktur und Handlungsweisen der Bürgerinitiativen, die gegen den Verfall von Altstädten in der DDR kämpften. Im Mittelpunkt der Untersuchung standen die urbanen Denkwelten, die Stadtbewohner unter schwierigen Verhältnissen in der DDR dazu veranlassten, den risikoreichen Weg der Beteiligung in einer zivilen Oppositionsbewegung zu gehen, sowie die Handlungsmuster, Aktionen und Erfolge ihrer Aktionen gegen den Altstadtverfall. Außerdem wurde die soziale Zusammensetzung der lokalen Bürgergruppen und ihr Beitrag zur friedlichen Revolution von 1989/90 analysiert und bewertet.

Im zweiten Arbeitspaket wurde der historische Kontext der DDR und insbesondere des Institutionensystems von Partei, Bauministerium und Bauakademie in den Blick genommen, in dem sich der Altstadtverfall vollzog. Am Beispiel der wichtigsten Fachzeitschrift der DDR, der „Deutschen Architektur/Architektur der DDR“ und ergänzt durch Zeitzeug*innen-Interviews wurde durch eine Tiefenanalyse die fachliche Infragestellung der Architekturentwicklung in der DDR in Bezug auf den Umgang mit Altstädten und Altbauten als ersten Anzeichen von kritischen Interventionen gegen den Altstadtverfall untersucht und dargestellt.

Im dritten Teilprojekt zeichnete der Forschungsschwerpunkt „Zeitgeschichte und Archiv“ des IRS für die materielle und digitale Projektdokumentation sowie die aufwändige Projektwebsite verantwortlich. Auf dieser Website, die über das Projekt hinaus bestehen bleiben wird, sind auf einer multimedial gestalteten Karte der DDR alle Städte mit Bürgerinitiativen und Widerstandspotenzial, Institutionen und Akteure, die sich kritisch gegen den Altstadtverfall wandten sowie spezifische Widerstandsaktionen und Projekte aufrufbar und mit weitergehenden Informationen versehen. Interviews, Fotomaterial und Filme zu den Aktivitäten der Bürgergruppen und anderer Widerstandsinitiativen werden so auf einen Blick zugänglich gemacht werden. Das im Zuge der Projektarbeit durch die zehn Wissenschaftler*innen aufgefundene Material (Schriftdokumente, Zeitzeug*innen-Interviews, Filme, Audio-Dateien und andere Erinnerungsstücke) wurde teilweise den Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS übergeben und bildet dort zusammen mit der Projektdokumentation des Gesamtverbundes ein neues Wissensreservoir für künftige Forschungen zum Thema.

Fotos: Menschenkette: pict rider/Bild: Metilsteiner /CC BY-SA 3.0/commons.wikimedia.org; Jörg_Blobelt/creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0; IRS Archiv; IRS Archiv

Aktuelles
13. November | 2022

Große Teile der Altbaubestände in der DDR befanden sich in den späten 1980er-Jahren in katastrophalem Zustand. Der Staatsführung gelang es nicht, diese innerstädtischen Altbauquartiere großflächig zu erhalten. Gegen diesen Verfall kämpften in den letzten Jahren der DDR Bürgergruppen, die zumeist unter dem Dach der Kirche oder des Kulturbundes agierten. Das Wirken dieser Bürgergruppen sowie weiterer Reformakteure, ihre Erfolge sowie der Umgang mit ihnen und den Altstädten in der Transformationszeit nach 1989 werden in einem Sammelband analysiert, der von Harald Engler mit herausgegeben wurde und bei dem weitere IRS-Mitarbeiter*innen des Projekts „Stadtwende“ beteiligt waren. mehr Info

Publikationen

Day, S. L. (2021, Aug 30). Eine interaktive Website zum Kampf gegen den Altstadtverfall in der DDR – www.stadtwende.de. Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung. https://stadthist.hypotheses.org/494